Energieerzeugung

Siemens fordert Vorhersagbarkeit von Gamesa

Wie geht es weiter mit Siemens Gamesa? Der Mehrheitsaktionär fordert, dass es keine Überraschungen mehr gibt. Siemens-Energy-Chef Bruch setzt auf den Personalwechsel an der Spitze.

Siemens fordert Vorhersagbarkeit von Gamesa

mic München

Nach dem Chef­wechsel bei Siemens Gamesa erwartet Siemens­ Energy mehr Stabilität von der Windkraftanlagen-Tochter. „Für mich ist das Allerwichtigste, dass wir Vorhersagbarkeit bekommen“, sagte Vorstandsvorsitzender Christian Bruch in einer Telefonpressekonferenz zur Vorlage der Quartalszahlen. Zudem wolle er eine stetige Verbesserung sehen. Eventuell werde Siemens Energy mehr Leute bereitstellen, um Gamesa zu helfen. Bruch hat auch den Verwaltungsrat im Blick: Man werde „sicherlich an­gucken, ist das Board stark genug?“. Die Gewinnwarnung von Siemens Gamesa im Januar bezeichnete der Energy-Chef als frustrierend.

Der künftige CEO Jochen Eickholt sei ein ausgewiesener Experte, Prozessstabilität und Vorhersagbarkeit in schwierigen Situationen zu erreichen, sagte Bruch. Eickholt, der bisher als Energy-Vorstand agiert und seit Januar stellvertretender Vorsitzender des Gamesa-Verwaltungsrats ist, übernimmt die neue Position am 1. März (vgl. BZ vom 3. Februar).

Bruch bedankte sich trotz der Abberufung von Andreas Nauen – Siemens Energy hat mit einem Anteil von 67% einen dominierenden Einfluss auf Gamesa – ausdrücklich bei dem noch amtierenden Gamesa-CEO für die geleistete Arbeit: „In den letzten Monaten sind von Andreas Nauen und dem Siemens-Gamesa-Managementteam viele richtige Dinge angestoßen worden.“ Zu der jüngsten Gewinnwarnung hätten je zur Hälfte interne und externe Faktoren beigetragen. Nauen begleite den Übergangsprozess extrem konstruktiv mit, ergänzte Bruch.

Der Vorstandsvorsitzende von Siemens Energy reagierte schmallippig auf Fragen sowohl in der Presse- als auch in der Analystenkonferenz, ob eine Komplettübernahme der Tochter geplant sei. Die Grundthematik sei immer die gleiche, wie sie in den letzten Quartalen diskutiert worden sei, betonte er: „Insofern kann ich auch nicht viel Zusätzliches kommentieren.“

Bruch machte klar, dass er für eine Vollintegration als entscheidend einstuft­, wann diese vorteilhaft für die Siemens-Energy-Aktionäre ist. „Wenn man so einen Schritt macht, müssen wir zeigen können, dass wir Wert damit generieren für unsere Shareholder“, sagte Bruch. Am Ende müsse man auch das Risiko einschätzen können. Auf die Frage nach Vorteilen einer Komplettübernahme nannte er unter anderem die Sicht der Energieversorger, die aus einer Hand bedient werden wollen. Bei seinen Gesprächen mit Kunden werde er genauso oft nach Wind wie nach Gas gefragt, sagte Bruch.

Doppelte Spaltung

Während Analysten angesichts der Verluste und auch wegen des prall gefüllten Auftragsbuchs die Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung bei Siemens Gamesa vermuten, verbreitet Siemens Energy Zuversicht. Der negative Cashflow im ersten Quartal sei erwartet worden, sagte Finanzvorständin Maria Ferraro, die auch Gamesa-Verwaltungsratsmitglied ist. Siemens Gamesa hatte von September bis Dezember 890 Mill. Euro verloren. Die Liquidität im Geschäftsjahr 2021/2022 könne gemanagt werden, betonte Ferraro:  „In diesem Moment sehen wir keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung.“

Mit der Vorlage der endgültigen Zahlen bestätigte Siemens Energy die Eckzahlen, die schon im Januar präsentiert worden waren (vgl. BZ vom 22. Januar). Der Verlust betrug aufgrund von Gamesa-Sonderbelastungen 240 Mill. Euro, nach 99 Mill. Euro Gewinn im Vorjahresquartal (siehe Tabelle).

Das Geschäftsergebnis ist in zweifacher Hinsicht gespalten. Erstens führte der Boom im Energiebedarf zu einem extrem starken Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz von 1,40. Dabei übertraf das Geschäft mit konventionellen Kraftwerken (Gas and Power) mit 1,42 sogar das Windkraftsegment von Gamesa mit 1,35. Der Auftragsbestand kletterte auf den Rekordwert von 87,1 Mrd. Euro. Doch wirkt sich der Rückenwind noch nicht auf das Tagesgeschäft aus, der vergleichbare Umsatz sank um 11,4%. Während das Management diesen Rückgang prognostiziert hatte, kam der Nettoverlust unerwartet.

Zweitens ist das Ergebnis gespalten, weil Gamesa zwar enttäuschte, die Sparte Gas and Power aber einen Anstieg des angepassten Ebita um ein Drittel auf 259 Mill. Euro meldete. „Da bin ich sehr zufrieden“, so Bruch. Die Entwicklungen im Markt unterstützten alle Bereiche der Sparte.

Ferraro kündigte an, dass die bisherige Gewinnspanne 2022/2023 für Siemens Energy spätestens bis zum Kapitalmarkttag am 24. Mai überprüft sein werde.

Siemens Energy
Konzernzahlen nach IFRS
3 Monate1   
in Mill. Euro2021/222020/21
Auftragseingang8 3307 432
Umsatz5 9566 541
Angepasstes Ebita vor Sondereffekten        –63        366
Sondereffekte6–123
Angepasstes Ebita –57243
Angepasste Ebita-Marge  –1,0   3,7
Ertragsteuern–69–28
Nettoergebnis­­–24099
Ergebnis je Aktie 2 (Euro) –0,18   0,09
Free Cashflow v. Steuern   –69  –388
1) Geschäftsjahr endet am 30. September; 2) unver-wässertBörsen-Zeitung