Autovermietung

Sixt kehrt zur Dividende zurück

Nach einem Gewinnsprung blickt Sixt noch zuversichtlich ins laufende Jahr. Die Prognosespanne des Autovermieters ist aber groß. Die globalen Folgen des Kriegs von Russland gegen die Ukraine bergen Risiken.

Sixt kehrt zur Dividende zurück

sck München

Nach einem Ergebnissprung will Sixt zur Dividendenzahlung zurückkehren. Zur Vorlage seiner vorläufigen Bilanzzahlen kündigte Deutschlands größter Autovermieter an, mit einer vorgeschlagenen Ausschüttungssumme von 174 Mill. Euro fürs zurückliegende Jahr 55,6% des erwirtschafteten Konzernüberschusses an die Aktionäre auszuzahlen. Im Detail entspricht das einer Dividende von 3,70 Euro je Stammaktie und 3,72 Euro je Vorzugsaktie.

Aufgrund der Corona-Pandemie hatte die Verwaltung des in Pullach bei München ansässigen Unternehmens die Dividenden für 2019 und 2020 in nennenswerter Höhe ausgesetzt. Lediglich für die Vorzüge überwies Sixt 5 Cent je Anteilschein, was einer Mini-Dividendensumme von zuletzt 0,8 Mill. Euro entsprach.

Die Anleger reagierten wohlwollend auf die Nachricht. Gegen den Markttrend gewann die Stammaktie im Xetra-Handel zeitweise 4,3 % auf 132,20 Euro.

Ein sich wieder deutlich belebendes Tourismusgeschäft nach aufgehobenen Lockdowns sorgte für einen Umsatz- und Ergebnisschub vor allem in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres. Sixt steigerte die Konzernerlöse um 49 % auf 2,3 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern stieg auf 442 Mill. Euro nach einem Verlust von 82 Mill. Euro ein Jahr zuvor.

In einer virtuellen Gesprächsrunde mit Journalisten sprach Co-Vorstandschef Alexander Sixt von einem Rekordergebnis. „Das ist das beste Geschäftsjahr in der Geschichte von Sixt.“ Diese Aussage impliziert, dass die Konzernführung Sondererträge herausrechnete. So hatte Sixt im Jahr 2018 vor Steuern 535 Mill. Euro verdient. Seinerzeit profitierte Sixt vor allem von dem erzielten Ertrag aus dem Verkauf der Anteile am Carsharing-Gemeinschaftsunternehmen Drive Now an BMW. 2020 schrammte Sixt knapp an einem Nettoverlust vorbei. Die Erlöse aus dem Verkauf der Leasingaktivitäten (vormals Sixt Leasing) hatten seinerzeit geholfen.

Der für den Vertrieb zuständige Co-CEO Konstantin Sixt berichtete von „signifikanten“ Marktanteilszuwächsen und einem steigenden Preisniveau für Autovermietdienstleistungen. In Europa sei der Marktanteil von Sixt um 6,3 % gestiegen, während der Rivale Europcar nach Unternehmensangaben nur um 1,5 % zulegte. In den USA  sei der Marktanteil von Sixt um 0,9 Punkte auf 2,6 % gewachsen. Das knappe Angebot der Autohersteller führe dazu, dass auch im laufenden Jahr die Preise für Mietwagen weiter stiegen, schätzen die beiden Brüder. Konstantin Sixt erwähnte in diesem Zusammenhang die Engpässe bei der Versorgung mit Mikrochips.

Einheit in Kiew evakuiert

Für 2022 ist das Duo zuversichtlich gestimmt, wenngleich die anhaltende Pandemie und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine für Unsicherheit sorgen und Risiken bergen. Die Konzernführung erwartet einen „deutlich“ steigenden Umsatz. Das impliziert eine Wachstumsrate von mindestens 10 %. Beim Ergebnis vor Steuern nannte der Vorstand eine Spanne von 380 Mill. bis 480 Mill. Euro. Alexander Sixt begründete die hohe Bandbreite unter anderem mit den möglichen Folgen des Kriegs für die Weltwirtschaft. „Die Prognosespanne antizipiert die aktuelle Situation“, sagte er. Allerdings haben Russland und die Ukraine für den Konzern keine Bedeutung fürs operative Geschäft. In der Ukraine selbst gebe es kein Geschäft, in Russland sei dies „vernachlässigbar“.

Aufgrund des Kriegs und der Sanktionen des Westens habe Sixt ihre Aktivitäten in Russland „eingestellt“. Sixt war dort bislang mit einem Franchisenehmer präsent. Eine in Kiew ansässigen Softwareentwicklungseinheit sei zu einem Großteil evakuiert. Nur elf der insgesamt 100 Beschäftigten dieses Betriebs befänden sich noch in der ukrainischen Hauptstadt, berichtete Alexander Sixt.

Seinen Worten zufolge hat Sixt 2021 insgesamt rund 2400 Mitarbeiter eingestellt. Er kündigte an, dass im laufenden Jahr die Zahl der Konzernbeschäftigten um 15 % wachsen soll. Im vergangenen Jahr zählte der Konzern im Schnitt 6782 Beschäftigte. Zum Vergleich: Im Coronakrisenjahr 2020 reduzierte Sixt die Mitarbeiterzahl um 15 % oder 1200 Personen. 2019 umfasste der Konzern noch über 8100 Beschäftigte. Sixt setzt vor allem auf organisches Wachstum. Expansion sei aber auch durch den Erwerb weiterer Konzessionen an US-Flughäfen möglich, so der Co-CEO.

Sixt
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz2 2821 532
Ebitda57683
Ebit479– 49
Finanzergebnis– 37– 33
Ergebnis vor Steuern442– 82
Nettoergebnis3132
Eigenkapital1 7461 395
 in % der Bilanzsumme 38,631,5
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