Anlagenbau

SMS sieht Notbetrieb sichergestellt

Der Anlagenbauer hält einen potenziellen Gasstopp unter Schmerzen für händelbar. Die Führung blickt lieber auf die langfristigen Potenziale mit Dekarbonisierungs- und Recyclingtechnik.

SMS sieht Notbetrieb sichergestellt

ak Köln

 Die SMS Group hat sich auf die erwartete Gasknappheit vorbereitet. Der Anlagenbauer für die Metallindustrie kann nach eigenen Angaben einen Teil des Erdgases durch alternative Energiequellen ersetzen. „SMS kann Erdgas nicht vollständig substituieren“, sagte Konzernchef Burkhard Dahmen bei der Bilanzvorlage. Es müsse auch eingespart werden. „Aber ein Notbetrieb kann sichergestellt werden.“

Das Gas-Thema kommt zu weiteren Ergebnisbremsern im laufenden Jahr noch on top. Denn die Knappheiten bei Vorprodukten und Halbleitern beschäftigt auch SMS enorm. Die Gruppe hat im vergangenen Jahr den höchsten Auftragseingang seit zehn Jahren eingefahren und muss den hohen Auftragsbestand jetzt bewältigen. Nicht alle vereinbarten Lieferzeiten können dabei eingehalten werden, wie die Konzernspitze ausführte. Das drückt auf das Er­gebnis genauso wie das eingestellte Russland-Geschäft. Hier hatte SMS im zweiten Halbjahr besonders viele Bestellungen erhalten, der Auftragsbestand belief sich vor dem Krieg in der Ukraine auf 650 Mill. Euro. „Definitiv werden wir das Ergebnis des Vorjahres nicht erreichen“, konstatierte CFO Torsten Heising für 2022.

Recycling im Blick

Längerfristig gibt sich die Geschäftsführung des Anlagenbauers aber äußerst optimistisch. Denn in der Dekarbonisierung industrieller Prozesse und im Recycling sieht SMS großes Potenzial. Der Konzern positioniert sich als Technologielieferant für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie. Ein wichtiger Schritt dazu war der vollständige Erwerb des Hochofenspezialisten Paul Wurth im April 2021. Als neues Wachstumsfeld hat SMS für sich die Kreislaufwirtschaft definiert. So hat der Konzern eine Recyclinganlage für Lithium-Ionen-Batterien entwickelt, die jetzt marktreif geworden ist. Mercedes-Benz sei als erster Kunde gewonnen worden, teilte Dahmen mit.

SMS will auf Dauer weg von der hohen Volatilität der Umsatz- und Ergebniszahlen, die konjunkturbedingt für den Neuanlagenbau typisch ist. Bis 2030 soll der Anteil des Service-Geschäfts auf 50% steigen. Im vergangenen Jahr entfielen vom Auftragseingang 23% auf Service-Aufträge. Bei den Bestellungen insgesamt rechnet SMS für dieses Jahr damit, das Vorjahresniveau wieder zu erreichen und damit mehr als 3,4 Mrd. Euro Auftragseingang einzufahren.

SMS Group
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Auftragseingang35071885
 Service795658
Auftragsbestand39443028
Umsatz25592745
Ergebnis vor Steuern87−120
Bereinigtes Erg. v. St.556
Jahresüberschuss61−139
Free Cashflow14524
Nettoliquidität978863
Investitionen15183
Börsen-Zeitung