Außenwerber

Ströer prangert Hass­kampagne an

Ströer will einen runden Tisch mit den Parteien im Bundestag, um Regeln für politische Plakatwerbung aufzustellen. Der Außenwerber sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, weil seine Flächen für Anti-Grünen-Plakate gemietet wurden. Geschäftlich läuft es bei dem MDax-Wert wieder rund.

Ströer prangert Hass­kampagne an

ak Köln

 Die Anfeindungen haben den Außenwerber Ströer kalt erwischt: Der MDax-Konzern sieht sich seit Tagen starker Kritik und Aggressionen ausgesetzt, weil die Flächen des Unternehmens für Schmäh-Plakate gegen die Grünen gemietet wurden. Co-Vorstandschef Christian Schmalzl sprach in einer Telefonkonferenz zur Vorlage der Halbjahreszahlen von einer Kampagne gegen Ströer. „Wir sind in die Schusslinie geraten.“ Das Unternehmen will jedoch neutral bleiben und orientiere sich am Gesetz. „Wir bewerben alles, was nicht illegal ist“, sagte Schmalzl und verwies auf die Meinungsfreiheit.

Die aggressiven Töne gegen Ströer beobachtet der Konzern jedoch mit Sorge und hat die Bundestags-Parteien zu einem runden Tisch aufgefordert, der diskutieren soll, welche Regeln für politische Kommunikation und insbesondere Parteiwerbung im Außenwerbebereich in Zukunft gelten sollen.

Geschäftlich hat politische Werbung für Ströer eine geringe Bedeutung: In einem Bundestagswahljahr liege der Umsatz bei rund 5 Mill. Euro, in anderen Jahren bei etwa der Hälfte, sagte Schmalzl. Ströer könne sich auch vorstellen, auf politische Werbung ganz zu verzichten, sollten Werbeflächen beschädigt oder Mitarbeiter bedrängt werden.

Ansonsten blickt der Ströer-Vorstand mit Optimismus auf das restliche Jahr. Das Orderbuch für das dritte Quartal zeige für alle Segmente ein dynamisches Wachstum, sagte Co-Vorstandschef und Großaktionär Udo Müller. Das organische Wachstum lag im ersten Halbjahr bei 9%. Größtenteils übertreffe Ströer bereits wieder das Niveau aus der Vor-Pandemie-Zeit. Nur das analoge Außenwerbegeschäft und die Werbung auf öffentlichem Nahverkehr lägen noch unter den Zahlen von 2019. Am stärksten wächst mit rund 30% jährlich derzeit das kleinste Segment mit dem Datendienstleister Statista und dem E-Commerce-Geschäft von Asam, das Kosmetik vertreibt.

Dividende steht noch aus

Ströer hat im zweiten Quartal die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Neben der Steigerung der Umsätze half auch eine aufgelöste Risikovorsorge auf Forderungen aus Lieferungen und Leistungen aus dem Pandemiejahr, die nun nicht mehr benötigt wurde. Sie trieb das sonstige betriebliche Ergebnis von 2 auf 10 Mill. Euro.

Der Ströer-Vorstand bestätigte die im Juni erhöhte Prognose für das Gesamtjahr. Der Umsatz soll mit 1,6 Mrd. Euro in etwa wieder auf dem Level von 2019 landen. Das bereinigte Ebitda dürfte das Niveau mit 490 bis 510 Mill. Euro noch nicht ganz wieder erreichen.

Die Nettofinanzschulden sind im ersten Halbjahr etwa gestiegen, der Verschuldungsgrad (bereinigtes Ebitda im Verhältnis zur Nettoverschuldung) liegt mit 2,3 so hoch wie Ende 2020. Allerdings steht die Dividendenzahlung noch aus. Ströer will nach der HV am 3. September wie in den beiden Vorjahren 2 Euro je Aktie ausschütten und dafür rund 113 Mill. Euro aufwenden. Doch an Zukäufen ist Ströer derzeit offenbar weniger interessiert als in der Vergangenheit. Der Fokus liege auf organischem Wachstum, sagte Müller.

Wertberichtigt Seite 6

Ströer
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Umsatz686632
Bereinigtes Ebitda180172
 Out-of-Home Media100116
 Digital & Dialog Media8356
Konzernergebnis6– 26
Bereinigtes Ergebnis2718
Freier Cash-flow (vor M&A)8389
Nettoschulden621600 *
*) Stand 31.12.2020Börsen-Zeitung