Südafrikas Goldindustrie in der Krise

Selbst die Preis-Rally auf das höchste Niveau seit 2013 hält Niedergang der Traditionsbranche nicht auf

Südafrikas Goldindustrie in der Krise

In der Nacht auf Montag ist der Preis für eine Feinunze Gold auf 1 554 Dollar geklettert. Das ist der höchste Stand seit 2013. Mit der jüngsten Rally erholten sich die seit Jahren vernachlässigten Kurse südafrikanischer Goldminenbetreiber. Doch die Erholung dürfte nur von kurzer Dauer sein. Der Niedergang der traditionsreichen Goldindustrie am Kap dürfte unaufhaltsam sein.dpa-afx/md Frankfurt – Das tiefste Goldbergwerk der Welt steht zum Verkauf. Rund 4 000 Meter tief, hat die Mponeng-Mine im Südwesten von Südafrikas Wirtschafts- und Finanzmetropole Johannesburg im Vorjahr gut 265 000 Unzen (je 31,1 Gramm) Gold produziert. Doch auch wenn der Anstieg des Goldpreises auf Rekordhöhen die Fantasie der Anleger beflügelt und Krügerrand-Münzen aus Südafrika beliebt sind: Die Betreiberfirma Anglogold Ashanti will sich von dem Bergwerk trennen. Die Gründe sind vielschichtig und werfen ein Schlaglicht auf Südafrikas Branche, die ihre knapp hundertjährige globale Spitzenposition unter den Goldproduzenten stetig einbüßt.Denn trotz eines hohen Goldpreises ist der Trend einer sinkenden Produktion in dem Kap-Staat in den vergangenen Jahren kaum gestoppt worden. Südafrika ist 2018 mit einer Jahresproduktion von 132,2 Tonnen Gold weiter zurückgefallen und trägt nach Angaben der nationalen Bergwerkskammer (Minerals Council) noch 4,2 % zur weltweiten Goldproduktion bei. Mit gut 100 000 Beschäftigten ist der Goldbergbau auch als Beschäftigungsmotor arg ins Stottern gekommen. Mittlerweile ist Südafrika in der Rangliste der größten Förderländer des Edelmetalls weltweit auf Rang 9 zurückgefallen. Die aktuelle Nummer 1 ist China – laut dem Branchenverband World Gold Council lag die Produktion im Reich der Mitte 2018 rund 404,1 Tonnen. Tiefe Minen – hohe Kosten Nach Jahren des Niedergangs liegt in den Minen des ehemaligen Spitzenreiters Südafrika die Produktion etwa auf dem Niveau von Ghana. Trotz reichhaltiger Vorkommen rund um die durch Goldfunde überhaupt erst entstandene Stadt Johannesburg kämpft die Branche in dem Kap-Staat vor allem mit einem Problem: steigenden Kosten. Weil die Vorkommen an der Oberfläche erschöpft sind, müssen sich die Unternehmen immer tiefer in die Erde vorarbeiten.Mittlerweile sind sie so extrem tief, dass das Edelmetall nur noch mit Hilfe raffinierter mechanischer Infrastruktur wie Kühlsystemen oder Hochgeschwindigkeitsliften gefördert werden kann. Da konnte selbst der rasante Höhenflug des Goldpreises den Trend einer sinkenden Produktion in Südafrika nicht stoppen. Nach neuen Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China stieg der Goldpreis in der Nacht auf Montag mit etwa 1 554 Dollar auf einen neuen Höchststand seit 2013. In Euro gerechnet erreichte er gar ein neues Rekordhoch.Hinzu kommen in Südafrika Probleme durch explodierende Stromkosten, neue steuerliche Belastungen sowie stark steigende Lohnkosten nach harten, erbitterten Streiks der Kumpel, die unter Tage oft unter riskanten Bedingungen arbeiten. Selbst als der Goldpreis 2011 bei 1 921 Dollar je Feinunze sein bisheriges Rekordhoch erreicht hatte, war die Produktion der südafrikanischen Goldminen im Jahresvergleich rückläufig gewesen.Am Rande einer Bergwerkskonferenz Anfang des Jahres in Kapstadt hatte die Boston Consulting Group (BCG) eine Studie vorgelegt, wonach es in der gesamten Bergwerkindustrie bei Beschäftigung, Investitionen und dem Anteil an der nationalen Wertschöpfung bergab ging. Bis 2030 könnte sich Südafrikas Goldproduktion fast halbieren und gerade noch 67 Tonnen erreichen. Die Autoren bescheinigen Südafrika die höchsten Lohnkosten pro geförderter Unze Gold unter den zehn weltgrößten Förderländern.Insofern sollten die hohen Kursgewinne börsennotierter Goldminenbetreiber aus Südafrika – neben Anglogold Ashanti vor allem Gold Fields, Harmony und Sibanye – seit Jahresanfang nicht täuschen. Auch wenn sich die Aktienpreise im Schnitt verdoppelt haben (siehe Tabelle), weil durch den starken Anstieg des Goldes sich die Margen unerwartet ausgeweitet haben – das Kernproblem der explodierenden Kosten bleibt. Mit Ausnahme der akquisitionsfreudigen Sibanye, die vor allem im Ausland investiert, raten Analysten bei keinem Papier zum Kauf. Krügerrand bleibt gefragt Auf hohe Nachfrage stößt allerdings bis heute der Krügerrand. “Sie ist die weltweit bekannteste Goldmünze und auch in Deutschland überaus beliebt”, sagt Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus. Der deutschsprachige Raum gelte als größter Abnehmer von Krügerrand.”Auch wenn die Produktion von Gold aus südafrikanischen Minen insgesamt zurückgegangen ist, übersteigt sie immer noch deutlich die Menge der jährlich verkauften Krügerrand-Münzen”, sagt Richard Collocott, Marketingleiter von Rand Refinery, die die Münzen herstellt.