Telekommunikation

Swisscom will Vodafone Italia übernehmen

Swisscom will für 8 Mrd. Euro Vodafone Italia übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung haben die beiden Unternehmen jetzt getroffen. Damit entsteht eine starke Nummer 2 auf dem sehr wettbewerbsintensiven Markt.

Swisscom will Vodafone Italia übernehmen

Swisscom will Vodafone Italia übernehmen

Grundsatzvereinbarung abgeschlossen – Schweizer wollen 8 Mrd. Euro in bar zahlen – Umkämpfter Markt

Swisscom will für 8 Mrd. Euro Vodafone Italia erwerben und mit ihrer italienischen Breitbandtochter Fastweb zusammenlegen. Beide Unternehmen haben eine Grundsatzvereinbarung erzielt und verhandeln nun exklusiv über Details. Das neue Gebilde käme nahe an Branchenführer Telecom Italia heran.

bl/dz Mailand/Zürich

Swisscom und Vodafone befänden sich in exklusiven Verhandlungen, wobei deren Ergebnis noch offen sei, heißt es in einer kurzen Medienmitteilung, mit der Swisscom am Mittwochmorgen ihre Aktionäre, vor allem aber auch die Schweizer Öffentlichkeit über die geplante Transaktion informierte. Man erwarte, dass diese zu einem größeren Unternehmenswert und zu einem höheren Cashflow für den Swisscom-Konzern führen und die Dividendenpolitik positiv beeinflussen werde.

Magerer Fastweb-Cashflow

Bislang haben sich die Auslandsinvestitionen von Swisscom für die Aktionäre kaum bezahlt gemacht. Verluste setzte es schon in den 1990er Jahren in Südostasien. 2005 verbot die Regierung in Bern dem Unternehmen die Übernahme der irischen Telefongesellschaft Eircom mit dem Argument, man wolle sich mit dem Angebot einer staatlichen Grundversorgung im Ausland nicht in die Pflicht nehmen lassen. Zwei Jahre später kaufte Swisscom in Italien die private Fastweb-Gruppe für rund 7 Mrd. sfr und avancierte mit dieser im viertgrößten Breitbandmarkt Europas zu einer führenden Anbieterin. Fastweb verzeichnet seit zehn Jahren zwar ein kontinuierliches Wachstum und hat besonders im Segment mit Geschäftskunden eine starke Marktposition errungen. Doch mit einem freien Cashflow von etwas mehr als 100 Mill. Euro trägt Fastweb bis heute kaum etwas zum Dividendenerfordernis bei, das sich Swisscom jährlich rund 1,1 Mrd. sfr kosten lässt.

30 Prozent Marktanteil im Festnetz

Auf dem sehr wettbewerbsintensiven italienischen Markt würde sich die Situation mit der geplanten Übernahme von Vodafone Italia durch Swisscom stark verändern. Das neue Gebilde käme mit etwas mehr als 8.000 Mitarbeitern auf einen kumulierten Umsatz von 7 Mrd. Euro in Italien. Im Festnetz würden Vodafone und die Swisscom-Tochter Fastweb einen Marktanteil von 30,3% erreichen. Damit würde der Abstand zu Marktführer Telecom Italia (TIM) mit einem Anteil von 38,4% deutlich reduziert. Vor allem aber würde die Kombination aus Vodafone und Fastweb im attraktiven Geschäft mit Unternehmenskunden vor TIM rangieren.

Im Mobilfunksektor würde sich an der derzeitigen Situation dagegen wenig ändern, weil Fastweb in diesem Segment gar nicht vertreten ist. Derzeit liegt Vodafone nach Angaben der Aufsichtsbehörde Agcom mit einem Anteil von 27,2% knapp hinter TIM (27,9%), aber vor Wind Tre (CK Hutchison) mit 23,7% und der französischen Iliad (9,7%), die mit ihrem Markteintritt 2018 den italienischen Markt kräftig aufgemischt hatte.

Vodafone hatte vor wenigen Wochen eine nominal bessere Offerte von Iliad über 10,45 Mrd. Euro abgelehnt. Das Swisscom-Angebot enthält eine wesentlich höhere Barkomponente. Die Analysten von Intermonte erwarten keine kartellrechtlichen Hürden.

Umkämpfter Markt

Vodafone-CFO Luka Mucic erklärte kürzlich gegenüber der Börsen-Zeitung, dass eine Transaktion „die beste Wertschöpfung für die Anteilseigner und Transaktionssicherheit“ bieten müsse. Entscheidend seien die „strategische Sinnhaftigkeit“ und das „Wertschöpfungspotenzial“ für die Beteiligten. Das Unternehmen steht angesichts sehr hoher Schulden und eines deutlich rückläufigen Aktienkurses unter Druck der Anteilseigner. Vodafone hat sich aus Ungarn und Spanien zurückgezogen und plant in Großbritannien ein Zusammengehen mit Three. Die Three-Mutter CK Hutchison ist über ihre Tochter Wind Tre auch in Italien vertreten und dort sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetzgeschäft die Nummer 3.

Italien ist vor allem seit dem Markteintritt von Iliad 2018 ein extrem umkämpfter Markt. Vodafone verliert dort Geld. Eine gewisse Marktkonsolidierung ergäbe laut Branchenexperten Sinn, denn mit vier Wettbewerbern im Mobilfunkmarkt und vier großen Konkurrenten im Festnetzsektor gibt es mindestens einen zu viel.

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