In Liquiditätsnot

Terragon-Bondgläubiger akzeptieren Zinsstundung

Der Immobilienprojektentwickler Terragon steckt in akuter Liquiditätsnot. Nun haben Bondgläubiger den Weg frei gemacht für eine Zinsstundung.

Terragon-Bondgläubiger akzeptieren Zinsstundung

hek Frankfurt

Der angeschlagene Projektentwickler Terragon, der mit einem Mittelstandsbond am Kapitalmarkt vertreten ist, hat sich finanziell ein wenig Luft verschafft. Denn die Anleihebesitzer haben auf einer Gläubigerversammlung eine Zinsstundung um etwa sieben Monate akzeptiert. Eigentlich waren die Zinsen am 24. Mai fällig. Nun ist geplant, die Ansprüche bis 15. Dezember 2022 zu stunden. Aus wichtigem Grund kann die Zinsstundung bis Ende Januar 2023 verlängert werden. Zum gemeinsamen Vertreter haben die Bondholder Rechtsanwalt Klaus Nieding gewählt, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Die auf betreutes Wohnen im Alter spezialisierte Terragon ist nach eigenen Angaben durch verlängerte Projektlaufzeiten aufgrund der Pandemie und massiv gestiegene Rohstoff- und Baukosten in die Bredouille geraten. Zudem hätten Banken die Anforderungen an die Eigenkapitalanteile bei Projektfinanzierungen erhöht. Folge sei ein „unvorhergesehener Liquiditätsengpass“, den Vorstandschef Michael Held Anfang Mai auf 6,5 Mill. Euro bezifferte. Der 2019 platzierte Minibond mit 25 Mill. Euro Emissionsvolumen läuft bis Mai 2024. Der Kupon betrug zunächst 6,5 %, für die im Mai 2022 begonnene Zinsperiode sind es 7%.

Die Verhandlungen über einen Verkauf des Projekts Welkerstift Duisburg befinden sich laut Terragon in fortgeschrittenem Stadium. Der Deal soll 4,1 Mill. Euro bringen. Sollte das Geld nicht im Juni zufließen, ist die Terragon Wohnungsbau GmbH laut einer Ad-hoc-Mitteilung auf Stundungsvereinbarungen mit Baufirmen angewiesen, „um eine kurzfristige Insolvenz zu vermeiden“. Ein Konkurs der Tochter wäre ein herber Schlag auch für die Terragon AG. Ein geplanter Zahlungseingang aus dem Projekt Dortmund von 1,6 Mill. Euro hatte sich verzögert.

Materialengpässe und Zinsanstieg machen derzeit etlichen Projektentwicklern zu schaffen. Eyemaxx musste bereits 2021 die Segel streichen. Die Adler-Group-Tochter Consus hat ihr Eigenkapital verbraucht.