Carsten Spohr, Lufthansa

„Wir wollen in den Dax zurück“

Nach der Pandemie wird bei der Lufthansa geklotzt, nicht gekleckert. Airline-Chef Carsten Spohr verpasst der Airline nach der Pandemie ehrgeizige Ziele.

„Wir wollen in den Dax zurück“

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Nach der Pandemie wird bei der Lufthansa geklotzt, nicht gekleckert. Zuletzt wurden Flugzeuge im Volumen von 7 Mrd. Dollar nach Listenpreis bestellt, zudem hat sich das Unternehmen ein deutlich dickeres Liquiditätspolster verordnet als vor der Coronakrise. 2023 soll betriebswirtschaftlich deutlich besser ausfallen als 2022 und „wir wollen zurück in den Dax“, sagte Konzernchef Carsten Spohr kürzlich vor Mitarbeitern. An der Börse sieht Spohr sein Unternehmen auf dem richtigen Kurs – „nur 2017 waren wir wertvoller als jetzt“. Die aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei rund 12 Mrd. Euro, die Fluggesellschaft war 2020 aus der ersten Börsenliga abgestiegen.

Weil man im vergangenen Geschäftsjahr zudem beim Schuldenabbau gut vorangekommen ist – die Nettoverschuldung, die auf ihrem pandemiebedingten Höchststand rund 11 Mrd. Euro erreicht hatte, lag Ende 2022 noch bei 6,9 Mrd. Euro –, strebt das Unternehmen auch wieder ein Investment-Grade-Rating an, „vielleicht im nächsten Jahr“, so Spohr.

Weil sich Lufthansa finanziell gut aufgestellt fühlt, ist auch keine Eile bei den geplanten Verkäufen von Unternehmensteilen geboten. Die geplanten 20% an Lufthansa Technik etwa „verkaufen wir nur, wenn es der Technik hilft, ein besseres und gesünderes Unternehmen zu werden“. Dass man sich überhaupt mit Verkaufsabsichten trägt, habe damit zu tun, dass der Weltmarktführer irgendwann zu klein sein könnte, um im Wettbewerb zu bestehen, und „wir uns schon die Frage stellen müssen, ob auf Dauer genug Geld da ist für die nötigen Investitionen“, erklärt Spohr. Wer aber nur Geld mitbringe „und sonst keine Ahnung hat, den brauchen wir nicht“.

Frankfurt oder München

Der Umsatz der Lufthansa Gruppe steigt und steigt derweil – vor allem wegen der Preissteigerungen – und könnte im laufenden Jahr die Rekordmarke von 40 Mrd. Euro knacken, nach 33 Mrd. Euro 2022. Mit einem Ergebnis von 1,5 Mrd. Euro habe man aber im vergangenen Jahr eine Rendite von weniger als 5% erreicht, warnt Spohr vor den Mitarbeitern – „damit können wir nicht zufrieden sein“. Zumal im Kerngeschäft der Lufthansa Airlines ein Verlust erwirtschaftet wurde – „ich möchte, dass 2023 keiner mehr Verluste macht“. Die Aussichten dafür seien gut, betont der Konzernchef, denn von der anziehenden Nachfrage nach Geschäftsreisen und der weiteren Belebung des Chinageschäfts profitiere Lufthansa stärker als die meisten Wettbewerber.

Das anziehende Geschäft hat allerdings zumindest im deutschen Markt auch seine Schattenseiten. Vor allem am wichtigsten Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt sind die chaotischen Verhältnisse im vergangenen Sommer den Beteiligten noch in schlechter Erinnerung. Damit sich das so nicht wiederholt, hat Lufthansa bei der Kapazitätsplanung Vorsicht walten lassen – „wir werden nicht so viel fliegen können, wie wir wollen“. Allzu zuversichtlich ist Spohr dennoch nicht: „Der Sommer in Frankfurt wird besser als letztes Jahr, aber nicht gut.“ Man sei dazu auch in engem Kontakt mit der hessischen Landespolitik, die auch die Frage umtreiben dürfte, wo die Lufthansa künftig ihren Unternehmenssitz haben wird – in Frankfurt oder München. Einen Vorschlag dazu will die Lufthansa-Führung der Hauptversammlung laut Spohr im nächsten Jahr machen.