Sportrechte

Youtube bekommt Zuschlag für NFL Sunday Ticket

Der Videodienst von Google darf die Sonntagsspiele der Football-Liga in den USA übertragen und nimmt dafür viel Geld in die Hand. Nutzer sollen so verstärkt für die kostenpflichtigen Streaming-Angebote der Alphabet-Tochter begeistert werden.

Youtube bekommt Zuschlag für NFL Sunday Ticket

kro Frankfurt

Die zu Google gehörende Videoplattform Youtube hat sich im Bieterverfahren für das sogenannte „Sunday Ticket“ der National Football League (NFL) gegen die Streaming-Konkurrenz von Amazon, Apple und Disney durchgesetzt und greift dafür laut US-Medienberichten tief in die Tasche. Durchschnittlich 2 Mrd. Dollar koste das Paket pro Jahr, wie „CNBC“ und das „Wall Street Journal“ übereinstimmend und unter Berufung auf Insider be­richten. Der Vertrag, den Youtube und die US-amerikanische Football-Liga am Donnerstag verkündeten, hat eine Laufzeit von sieben Jahren.

Bei dem Sunday Ticket handelt es sich um einen Pay-TV-Dienst, der Nutzern in den USA exklusiv Zugriff auf sämtliche an Sonntagen stattfindende NFL-Spiele gewährt. 28 Jahre lang lagen die Rechte bei der AT&T-Tochter DirecTV, die zuletzt 1,5 Mrd. Dollar pro Jahr für die Übertragung gezahlt und unter dem Strich jeweils 500 Mill. Dollar Miese gemacht haben soll. In der nun beendeten Bieterrunde soll DirecTV kein Angebot mehr abgegeben haben.

Nun will Youtube seinen Nutzern die Spiele auf dem kostenpflichtigen Live-TV-Streaming-Dienst Youtube TV und auf dem Streaming-Marktplatz Primetime Channels zugänglich machen. Die großteils noch von Werbung abhängige Alphabet-Tochter war zuletzt infolge des wirtschaftlichen Abschwungs und wegen der wachsenden Konkurrenz durch Videodienste wie Tiktok in schwere Fahrwasser geraten. Im vergangenen Quartal fielen die Umsätze um fast 2 %. Das Unternehmen feilt derzeit entsprechend daran, seine Einnahmen auf eine breitere Basis zu stellen.

Die großen Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon, Apple und Disney bemühen sich seit einiger Zeit ebenfalls darum, ihre Einnahmen zu diversifizieren − und gehen den Weg wiederum teils über Werbung. Amazon etwa hat im August mit Freevee einen komplett kostenlosen und mit Werbung finanzierten Videostreaming-Dienst gestartet. Netflix setzt seinerseits seit November auf ein vergünstigtes Werbe-Abo. Disney+ gibt es seit kurzem in den USA ebenfalls als günstigere Werbevariante.

Daneben setzen Streaming-Konzerne auch auf zusätzliche Inhalte, um ihre Nutzer bei der Stange zu halten. So gehören bei Netflix zunehmend Gaming-Angebote und bald auch Fitness-Trainings zum Programm. Die Übertragung von Sportrechten gehört in der Branche zudem schon länger zu den Mitteln der Wahl. So hat sich Apple im Juni die Rechte für die Live-Übertragung sämtlicher Spiele der Major League Soccer (MLS), der höchsten Spielklasse im US-amerikanischen und ka­nadischen Fußball, für zehn Jahre von 2023 an gesichert. In Großbritannien erwarb Amazon im Juli die Rechte für die Uefa Champions League für den Zeitraum 2024 bis 2027. Marktbeobachter rechnen den Anbietern von „klassischem“ linearem Kabelfernsehen in dem Zusammenhang kaum noch Chancen aus, gegen die finanzkräftigen Streaming-Rivalen langfristig anzukommen.