Quartalsberichte

Unruhige Märkte setzen Konzerne unter Druck

Weniger verdient, aber die Erwartungen übertroffen: die Großbank UBS überrascht mit soliden Zahlen in unruhigen Märkten. Aber auch Unternehmen aus anderen Branchen wie Novartis zeigen sich durchaus robust.

Unruhige Märkte setzen Konzerne unter Druck

Eine regelrechte Zahlenflut müssen die Märkte verarbeiten, einordnen, bewerten und in Orders umsetzen. Nachstehend eine Auswahl einiger Ergebnisse wichtiger Quartalsberichte:

UBS

Die Großbank UBS hat im dritten Quartal zwar wie erwartet unter den schwierigen Marktbedingungen gelitten und deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Die Erwartungen der Experten wurden dabei allerdings klar übertroffen. Unter dem Strich verdiente die größte Schweizer Bank im Sommerquartal 1,73 Mrd. US-Dollar (rund 1,7 Mrd Euro), wie aus einer Mitteilung vom Dienstag hervorgeht. Dies sind knapp ein Viertel weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, als die UBS noch über 2 Mrd. Dollar eingenommen hatte.

Vor Steuern erzielte die UBS einen Gewinn von 2,32 Mrd. Dollar, was einem Rückgang von knapp 20% entspricht. Die Schätzungen von Analysten wurden für den Berichtszeitraum auf allen Ebene und auch auf Divisionsebene zum Teil deutlich übertroffen. Die Bank spricht in der Mitteilung von einem „guten Ergebnis in einem schwierigen Umfeld“. Kunden machten sich allerdings nach wie vor Sorgen über die anhaltend hohe Inflation, die gestiegenen Energiepreise, den Krieg in der Ukraine und die Nachwirkungen der Pandemie, sagte Bankchef Ralph Hamers.

In Bezug auf den weiteren Jahresverlauf bleibt Konzernchef Hamers wie üblich wenig konkret. Er gibt sich aber zuversichtlich, dass die UBS weiterhin „attraktive und nachhaltige Renditen“ erzielen kann. Mit Blick auf das Risikomanagement und die Kosteneffizienz werde man dabei auch im vierten Quartal „diszipliniert“ bleiben, sagte er. Im Gesamtjahr 2022 will die Bank zudem Aktienrückkäufe über 5,5 Milliarden tätigen, wobei aktuell bereits eigene Aktien für über 5 Milliarden erworben wurden.

HSBC

Der geplante Verkauf der französischen Retail-Tochter und die steigende Risikovorsorge haben die Profite der Bank HSBC einbrechen lassen. Der Vorsteuergewinn des Instituts sank im dritten Quartal um 42% auf 3,15 Mrd. Dollar, wie HSBC am Dienstag mitteilte. Damit übertraf die Bank die Erwartungen der Analysten, die mit lediglich 2,45 Mrd. Dollar Vorsteuergewinn gerechnet hatten. Den Gewinneinbruch erklärte das Geldhaus mit Hauptsitz in London vor allem mit der Wertberichtigung ihres französischen Privatkundengeschäfts, das zum Verkauf steht. Den Ausblick für Nettozinserträge hob die Bank aufgrund der Zinswende an: Im laufenden Geschäftsjahr rechnet HSBC mit Nettozinserträgen von 32 Mrd. Dollar.

Das Institut steht unter Druck, höhere Gewinne zu erwirtschaften, nachdem der chinesische Mehrheitsaktionär Ping An im April die Aufspaltung des Bankkonzerns gefordert hatte. Das Geldhaus hat bereits angekündigt, aus dem Massengeschäft in den USA auszusteigen. Am Dienstag bestätigte die Bank, dass sie den Verkauf ihres milliardenschweren Geschäfts in Kanada erwägt. Die kanadische Tochter der britischen Bank verwaltete zum Ende Juni ein Vermögen von 125 Mrd. kanadischen Dollar (rund 92 Mrd. Dollar) und gehört zu den Gewinnbringern der HSBC.

Novartis

Die Stärke der Konzernwährung Dollar hat das Ergebnis des Schweizer Pharmakonzerns Novartis im dritten Quartal gedämpft. Im Zeitraum Juli bis September lagen die Verkaufserlöse bei 12,54 Mrd. Dollar und damit um 4% tiefer als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Währungsbereinigt resultierte ein Plus von 4%. Der um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinn zog währungsbereinigt um 5% auf 4,28 Mrd. Doller an.

Der Arzneimittelhersteller aus Basel sieht sich auf Kurs zu den angepeilten Jahreszielen. Wechselkursschwankungen nicht berücksichtigt, sollen die Verkaufserlöse und der bereinigte Betriebsgewinn um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag steigen.Die Prognose für die vor der Abspaltung stehende Generikatochter Sandoz hob Novartis an. Neu peile Sandoz ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich statt wie bisher im niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Das Wachstum des operativen Ergebnisses werde neu im niedrigen einstelligen Prozentbereich erwartet. Bisher hatte die Gesellschaft ein weitgehend stabiles Ergebnis erwartet. Novartis will das Geschäft mit Nachahmermedikamenten, das in punkto Rentabilität dem dominierenden Geschäft mit patentgeschützten Arzneien hinterherhinkt, abspalten und im kommenden Jahr an der Schweizer Börse SIX listen.

Covestro

Hohe Rohstoff- und Energiekosten haben dem Kunststoffkonzern Covestro im dritten Quartal zugesetzt. Bei einem Umsatzplus von 7,3% auf 4,6 Mrd. Euro brach das operative Ergebnis (Ebitda) um 65% auf 302 Mill. Euro ein, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Covestro habe nur geringfügig die gestiegenen Kosten weitergeben können, hieß es. „Trotz der signifikanten Belastungen durch die sehr hohen Energie- und Rohstoffpreise haben wir unsere selbstgesteckte Ebitda-Prognose im dritten Quartal erreicht,“ erklärte Finanzvorstand Thomas Toepfer. „Basierend auf diesen Ergebnissen gehen wir weiterhin davon aus, unsere selbstgesteckten Ziele auch für das Gesamtjahr zu erreichen.“

Wintershall Dea

Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea hat im dritten Quartal dank kräftig gestiegener Öl- und Gaspreise deutlich mehr verdient als ein Jahr zuvor. Zudem profitierte der Konzern von höheren Produktionsmengen. Im dritten Quartal legte der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Explorationskosten (Ebitdax) auf knapp 2,6 Milliarden Euro zu, wie die BASF-Mehrheitsbeteiligung am Dienstag in Kassel mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte Wintershall Dea 983 Mill. Euro ausgewiesen. Unter dem Strich erhöhte sich der auf die Anteilseigner entfallene Gewinn von 204 Mill. Euro im Vorjahr auf 799 Mill. Euro.

Hierin enthalten waren nicht zahlungswirksame Wertminderungen vor allem auf die Beteiligung an der Nord Stream AG. Seit Wochen fließt durch die von der Nord Stream AG betriebene Nord Stream 1 Pipeline kein Gas mehr von Russland nach Deutschland. Zuletzt gab es mehrere Lecks in der Leitung. Bereinigt um Sondereffekte wie etwa die Abschreibung legte der Überschuss dank kräftig gestiegener Öl- und Gaspreise von 234 Millionen im Vorjahr auf 851 Millionen Euro zu.

Wintershall Dea ist 2019 aus der Fusion der Wintershall Holding und der Dea hervorgegangen. Das Unternehmen mit Sitz in Kassel und Hamburg beschäftigt weltweit knapp 2500 Mitarbeiter. BASF hält gut 70% an Wintershall Dea. Der Rest gehört LetterOne, einer Beteiligungsgesellschaft, in der der russische Oligarch Michail Fridman seine Dea-Anteile gebündelt hat.