Luftfahrtindustrie

Airbus-Chef Faury fordert Rückkehr zum zollfreien Handel

Trotz Handelskrieg und Problemen in der Zulieferkette hat Airbus Gewinn und Umsatz gesteigert und die Prognose für 2025 bekräftigt. Doch Strafzölle klammert der Luft- und Raumfahrtkonzern darin aus.

Airbus-Chef Faury fordert Rückkehr zum zollfreien Handel

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Von Gesche Wüpper, Paris

Trotz stärkerem Gegenwind ist Airbus überraschend gut in das Geschäftsjahr gestartet. Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern bestätigte seine Prognose für das Gesamtjahr, obwohl mögliche Strafzölle und anhaltende Probleme der Zulieferkette auch Konzernchef Guillaume Faury Sorgen bereiten. So will er nach wie vor rund 820 Zivilflugzeuge ausliefern und ein bereinigtes operatives Ergebnis von rund 7 Mrd. Euro erzielen. Wegen dem von US-Präsident Donald Trump initiierten Handelskrieg kassiert derzeit eine amerikanische Fluggesellschaft nach der nächsten ihre Prognosen ein, während der noch immer mit Verlusten kämpfende US-Rivale Boeing um Bestellungen chinesischer Airlines bangen muss.

Allerdings geht der Handelskrieg auch an Airbus nicht spurlos vorbei. So klammert der Luft- und Raumfahrtkonzern die Auswirkungen möglicher Strafzölle aus seiner Gewinnprognose aus. „Wir beobachten und bewerten die Situation sehr genau“, erklärte Faury. „Aber es ist zu früh, die Auswirkungen zu beziffern.“ Denn noch sei unsicher, wie, in welchem Umfang und wie lange sie angewandt werden.

Airbus hält an Standorten in USA und China fest

Die Lage ändere sich quasi täglich, sagte Faury während einer Analystenkonferenz und verwies auf China, das offenbar für einige Flugzeugbauteile Zollbefreiungen erlassen will. Bisher gäbe es jedoch kein verlässliches Szenario, meint der Airbus-Chef. Es sei jedoch klar, dass es bei Strafzöllen in der Luftfahrtindustrie nur Verlierer geben werde. Deshalb sei es das Beste, wieder zu den zwischen mehr als 30 Staaten getroffenen Abkommen von 1979 zurückzukehren, die Zollbefreiungen für die zivile Luftfahrt vorsahen und bis zu dem von Trump angezettelten Handelskrieg galten.

Bei Airbus könnten nach Angaben von Faury die Zulieferkette von Strafzöllen betroffen sein. Der Konzern betreibt für sein mit Abstand erfolgreichstes Modell, den Mittelstreckenjet A320, Endfertigungslinien in Hamburg, Toulouse, Tianjin (China) und Mobile (USA). Einige für die A320-Produktion in Mobile benötigten Einzelteile würden aus Europa importiert, einige wenige aus China, erklärte Faury. Sollten einige amerikanische Airlines von Airbus in Europa gefertigte Flugzeuge in Europa in Empfang nehmen, sei es nicht an dem Flugzeugbauer, für sie mögliche Strafzölle zu bezahlen.

Keine A320-Endfertigung in Indien

Trotz des Handelskriegs hält Airbus an den A320-Endfertigungslinien in den USA und China fest. Eine zusätzliche Produktionsstätte schließt der Luft- und Raumfahrtkonzern aus, auch wenn er gerade dabei ist, seine Aktivitäten in Indien auszubauen. „Mit vier Standorten ist die A320-Produktion bereits komplex genug“, antwortete Konzernchef Faury auf eine entsprechende Frage. „Wenn wir noch einen weiteren hätten, würde alles noch komplexer.“ Mit bald zehn A320-Endfertigungslinien verfüge Airbus zudem über genügend Kapazitäten, um die A320 wie geplant bis 2027 auf 75 Exemplare im Monat zu steigern.

Bisher ist der Flugzeugbauer noch weit davon entfernt. So hat er im Auftaktquartal gerade mal 136 Passagierflugzeuge ausgeliefert, sechs weniger als im Vorjahreszeitraum. Airbus hat bereits davor gewarnt, dass der Großteil der für dieses Jahr geplanten Auslieferungen wegen anhaltender Probleme in der Zulieferkette wie schon im Vorjahr erst zum Ende des Jahres erfolgen könnte. Trotz der leicht gesunkenen Auslieferungen hat Airbus den Umsatz im ersten Quartal um 6% auf gut 13,5 Mrd. Euro gesteigert. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 8% auf 624 Mill. Euro zu, das Nettoergebnis um 33% auf 793 Mill. Euro.

Gespräche über Satelliten-Kooperation gehen weiter

Nach Angaben von Finanzchef Thomas Toepfer zahlt sich jetzt auch die neue Hedging-Strategie aus. Airbus sei so für dieses Jahr komplett gegen Dollar-Schwankungen abgesichert, für 2026 zum großen Teil. Bei dem gerade finalisierten Kauf mehrerer Werke des US-Zulieferers Spirit Aerosystems soll Airbus jetzt eine Mitgift von 439 Mill. Dollar erhalten, um die Belastungen auszugleichen, die mit der auf drei Jahre angesetzten Integration verbunden sind. Die Werke liefern Rumpfteile und Flügel für den Langstreckenjet A350 und den Mittelstreckenjet A220. 

Neben Spirit und anderen Zulieferern bereitet Airbus auch das Satellitengeschäft Sorgen. Die Rüstungs- und Raumfahrsparte, zu dem es gehört, schrieb im ersten Quartal mit einem bereinigte Ebit von 77 Mill. Euro jedoch wieder schwarze Zahlen. Für die Kosten eines Personalabbaus hat Airbus nun weitere 105 Mill. Euro zurückgestellt. Die Verhandlungen mit Thales und Leonardo über eine Zusammenlegung des Satellitenaktivitäten dauerten an, erklärte Faury. Zurzeit gehe es um die Struktur des Projekts und mögliche Synergien. Man spreche mit Stakeholdern und schreite voran. „Irgendwann werden wir jetzt zu der Frage kommen, ob wir weitermachen oder nicht.“  

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