Zulieferer sorgt für Probleme

Airbus kappt ehrgeiziges Auslieferungsziel

Hunderte Mittelstreckenjets müssen wegen möglichen Mängeln von einem Zulieferer überprüft werden. Airbus hält jedoch an ihren finanziellen Zielen fest.

Airbus kappt ehrgeiziges Auslieferungsziel

Airbus kappt ehrgeiziges Auslieferungsziel wegen A320-Problemen

Hunderte möglicherweise betroffene Mittelstreckenjets müssen wegen Mängeln bei metallenen Rumpfverkleidungen von einem Zulieferer überprüft werden

wü Paris

Alle Jahre wieder, heißt es bei Airbus. Der europäische Flugzeugbauer hat sein ohnehin recht ehrgeiziges Auslieferungsziel für das laufende Jahr wegen Problemen mit Rumpfpaneelen bei seinem mit Abstand wichtigsten Programm, dem A320, gesenkt. Statt rund 820 Flugzeuge will er nun nur noch rund 790 an Kunden übergeben. Belastet von anhaltenden Problemen in der Lieferkette hatte er das Auslieferungsziel letztes Jahr ebenfalls einkassiert, nachdem er bereits in den zwei Jahren davor weniger Jets ausgeliefert hatte als geplant.

Der Luft- und Raumkonzern hält aber trotz des gesenkten Auslieferungsziels nach wie vor an seinen finanziellen Zielen für das Gesamtjahr fest. So peilt er 2025 ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 7 Mrd. Euro und einen operativen Mittelzufluss vor Kundenfinanzierungen von rund 4,5 Mrd. Euro an.

Investoren reagieren positiv

Die Montag in der Öffentlichkeit bekannt gewordenen Mängel hatten bei Investoren bereits Befürchtungen geschürt, dass sie zu weiteren Verzögerungen bei den Auslieferungen führen könnten, nachdem diese bereits zuvor durch Probleme mit fehlenden Triebwerken gebremst wurden. Deshalb hatte Airbus bis Ende Oktober erst 585 Flugzeuge in diesem Jahr ausgeliefert. Letzten Monat dürfte der Flugzeugbauer laut Reuters 74 Auslieferungen verbucht haben. Die genauen Zahlen für November veröffentlicht der Konzern am 5. Dezember, die für das Gesamtjahr am 12. Januar und die Bilanz für 2025 am 19. Februar. Analyst Sam Burgess von Goldman Sachs geht derzeit davon aus, dass weniger Auslieferungen im vierten Quartal zu einem stärkeren ersten Quartal 2026 führen werden.

Es sei positiv, dass Airbus jetzt den voraussichtlichen Einfluss der Qualitätsprobleme rund um die Verkleidungen quantifiziert und kommuniziert habe, findet DZ Bank-Experte Holger Schmidt. Investoren begrüßten die beibehaltenen finanziellen Ziele, was nach Ansicht von Analysten für die Profitabilität des A320-Programms spricht. Der Mittelstreckenjet von Airbus hat erst kürzlich Boeings 737 als meistverkauftes Flugzeug der Welt abgelöst. Die Airbus-Aktie legte an der Börse von Paris zeitweise um mehr als 4% zu und verbuchte damit einen der größten Kurszuwächse innerhalb des CAC 40. Anleger hatten das Papier am Montag wegen den Problemen mit den metallenen Paneelen und der Software beim A320 abgestraft.

Inspektion dauert nicht lange

Wie aus Industriekreisen verlautete, stammen die fehlerhaften Rumpfverkleidungen von Sofitec Aero, einem spanischen Zulieferer von Airbus. Sie sind entweder etwas zu dick oder etwas zu dünn. Nach Angaben eines Airbus-Sprechers hat das jedoch keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Flugzeuge. Der Flugzeugbauer hat Kunden laut Bloomberg in einer Präsentation Ende letzter Woche informiert, dass 628 A320-Mittelstreckenflugzeuge daraufhin inspiziert werden müssten, ob mangelhafte Rumpfverkleidungen verbaut wurden oder nicht. Demnach sind lediglich 168 der möglicherweise betroffenen Jets ausgeliefert worden, während sich der Großteil noch immer in der Produktion befindet. Airbus bestätigte die Zahlen nicht.

Die Inspektion selber soll lediglich ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Sollten dagegen Reparaturen notwendig sein, könnten diese laut dem Fachportal „The Air Current“ drei bis fünf Wochen dauern. Lufthansa ist auch von den Inspektionen betroffen, erwartet jedoch keine Auswirkungen auf den Flugplan. Innerhalb der Gruppe müssten elf kürzlich ausgelieferte Maschinen überprüft werden, sagte ein Sprecher Reuters.