Apollo erwirbt in Milliardendeal deutsche Datenzentren-Kühlfirma Kelvion von Triton
Apollo erwirbt deutsche Datenzentren-Kühlfirma Kelvion
US-Finanzinvestor übernimmt in Milliardendeal Mehrheit der Anteile von Private-Equity-Firma Triton
cru Frankfurt
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate verkauft der Finanzinvestor Triton in einem Milliardendeal eine mehr als 100 Jahre alte Firma aus Herne, die im Geschäft mit der Belüftung oder Kühlung von Datenzentren wächst. Der US-Private Equity-Riese Apollo erwirbt die Mehrheit der Anteile an Kelvion, der ehemaligen Gea-Wärmetauschersparte, für einen nicht genannten Betrag.
Laut Finanzkreisen wird das Unternehmen dabei mit rund 2 Mrd. Euro inklusive 500 Mill. Euro Schulden bewertet. Das ist mehr als das Achtfache des operativen Gewinns (Ebitda), der 2024 bei 230 Mill. Euro lag. Triton hat damit mehr als das Doppelte des eingesetzten Eigenkapitals wieder herausgeholt. Der deutsch-skandinavische Finanzinvestor bleibt laut Finanzkreisen mit weniger als einem Drittel beteiligt.
Einst ein Restrukturierungsfall
Triton hatte das Unternehmen, das 1,6 Mrd. Euro Umsatz macht, im Jahr 2014 für 1,3 Mrd. Euro inklusive 600 Mill. Euro Schulden vom Maschinenbaukonzern Gea in Bochum erworben und im Zuge einer Bond-Restrukturierung im Jahr 2019 zusätzliche 140 Mill. Euro eingeschossen, um Eigentümer zu bleiben. Bis dahin hatte fast jedes Jahr der Finanzchef gewechselt.
Der elf Jahre lange Weg zum Erfolg des Deals war also ein steiniger. Zuletzt erschwerten die vom chinesischen KI-Newcomer Deepseek genährten Zweifel am Datenzentrenbedarf den Verkaufsprozess. „Wir haben nie aufgegeben und uns immer etwas Neues einfallen lassen“, sagte Triton-Deutschlandchef Claus von Hermann der Börsen-Zeitung. Laut Apollo-Partner Waleed Elgohary ist Kelvion „hervorragend aufgestellt, um von langfristigen globalen Wachstumstrends wie der KI- und Cloud-Revolution zu profitieren“.
Guggenheim berät Triton
Die UBS, J.P. Morgan und Barclays fungierten als Finanzberater für Apollo, während Sidley Austin als Rechtsberater für die Transaktion und Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison als Rechtsberater der Finanzierung tätig waren. Guggenheim und Morgan Stanley fungierten als Finanzberater für Triton; Kirkland & Ellis war als Rechtsberater tätig.
Im Mai hatte Triton schon das Unternehmen Fläkt Group aus Herne, das auf die Belüftung der boomenden Rechenzentren spezialisiert ist, für eine Gesamtbewertung von 1,8 Mrd. Euro inklusive 300 Mill. Euro Schulden an den südkoreanischen Elektronikkonzern Samsung verkauft.
Apollo expandiert in Deutschland
Für Apollo ist die Übernahme von Kelvion der erste größere Deal in Deutschland nach längerer Zeit. Apollo plant, in den kommenden zehn Jahren bis zu 100 Mrd. Dollar in Deutschland zu investieren. Das kündigte Apollo-Präsident Jim Zelter im Juni auf der Branchenkonferenz „Superreturn“ in Berlin an. Erst kürzlich hat der Finanzinvestor erfolglos versucht, sich von einer Minderheitsbeteiligung am Online-Autoersatzteilhändler Autodoc durch einen Börsengang zu trennen, der kurz vorher abgesagt wurde. Für Private-Equity ist der Kelvion-Deal ein Signal der Erleichterung. Seit Mai gelingen in Deutschland wieder milliardenschwere Exits. Vor kurzem hat die Partners Group den Heizkostenerfasser Techem für 6,7 Mrd. Euro aus der Private-Equity-Abteilung an die hauseigene Infrastruktursparte verkauft. Außerdem stieg der Finanzinvestor Stonepeak als Co-Kontrollinvestor beim Klappkistenkonzern Ifco ein.