App Store

Apple kämpft ums Quasi-Monopol

Zwei Drittel aller App-Erlöse werden in Apples App Store erzielt. die Entwickler müssen bis zu 30% ihrer Umsätze an Apple abführen. Nun kämpft der iPhone-Anbieter darum, das Geschäftsmodell zu retten.

Apple kämpft ums Quasi-Monopol

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Apple will sich den EU-Plänen für neue Regeln im Digitalgeschäft nicht einfach kampflos ergeben. Der iPhone-Anbieter hat in einem am Mittwoch veröffentlichten Papier gewarnt, dass er gezwungen sein könne, andere App Stores auf seinem iPhone zuzulassen, sollten bestimmte Pläne Anwendung finden. Dies würde Sicherheit und Datenschutz der Nutzer stark verschlechtern, argumentiert Apple, ohne direkt auf den Digital Markets Act (DMA) zu verweisen. Das Unternehmen rühmt sich, alle Apps und Updates sowohl von Software als auch von Softwareingenieuren prüfen zu lassen, um betrügerische Apps vor Veröffentlichung aus dem Verkehr zu ziehen. Zudem müssten sich Entwickler an die in den vergangenen Jahren verschärften Datenschutzvorgaben halten.

Selbst wenn die EU oder auch US-Behörden, die den Konzern aus dem kalifornischen Cupertino ebenfalls im Visier haben, zu dem Schluss kämen, dass der Sicherheit der Nutzer mehr gedient sei, wenn Programme ausschließlich über Apples App Store erworben werden, ist mit einer schärferen Regulierung zu rechnen. Anders als von Apple gern dargestellt, hat das Unternehmen im Markt für Smartphone-Apps eine mehr als dominante Stellung. Fast zwei Drittel der im vergangenen Jahr plattformübergreifend mit Smartphone-Apps erlösten 111 Mrd. Dollar entfielen auf Apples Betriebssystem iOS. Klammert man Spielesoftware aus, liegt der Marktanteil sogar bei knapp drei Vierteln, wie aus Daten des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens App Annie hervorgeht. Wer mit Smartphone-Apps Geld verdienen will, kommt am App Store nicht vorbei.

Von allen Seiten im Visier

Das App-Store-System wird daher aktuell von mehreren Seiten in die Zange genommen. Unlängst erst wurde ein Prozess in Kalifornien abgeschlossen, in dem der Spiele-Anbieter Epic Games („Fortnite“) die Öffnung von iOS für andere App-Plattformen erreichen will. Ein Urteil steht noch aus. Epic wendet sich unter anderem dagegen, dass für digitale Geschäfte auf Apples Plattform eine Abgabe von 15 bis 30% fällig wird und man als Entwickler das System des Konzerns für In-App-Käufe nutzen muss. Wer Epics Game Store nutzen will, muss derweil als Entwickler nur 12% Umsatzanteil an Epic abführen. Auch US-Gesetzesentwürfe für mehr Wettbewerb in der Tech-Branche nehmen das Geschäftsmodell von Apple aufs Korn.

Neben der EU-Kommission und einigen US-Behörden hat auch das Bundeskartellamt Apple und einige weitere US-Internetkonzerne unter die Lupe genommen und will diese wenn nötig zur Kursänderung zwingen. Die große Macht der Internetkonzerne habe während der Coronakrise noch zugenommen, sagte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, am Mittwoch in der Jahrespressekonferenz (siehe Bericht auf Seite 7).

Eine Kompromisslösung könnte darauf hinauslaufen, dass Apple der Gatekeeper für iOS bleiben darf, sich aber einer strengeren Aufsicht in Bezug auf den diskriminierungsfreien Zugang und eventuell auch das Pricing unterstellen muss.