Abschied vom Kurszettel möglich

Royal Mail erwärmt sich für Kretinskys Angebot

Daniel Kretinsky hat sein Angebot für die Muttergesellschaft der Royal Mail versüßt. Der Board hält den Preis für fair, stellt aber Bedingungen.

Royal Mail erwärmt sich für Kretinskys Angebot

Royal Mail erwärmt sich für Kretinskys Milliardenofferte

Board der Muttergesellschaft stellt zahlreiche Bedingungen

hip London

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky wird sich darüber im Klaren gewesen sein, dass sein Interesse an der Muttergesellschaft der britischen Royal Mail nicht überall mit Wohlwollen aufgenommen würde. „Hände weg vom Kopf des Königs!“ titelte etwa das Massenblatt „Daily Mail“. Doch Kretinsky versüßte sein Übernahmeangebot für die 2013 an die Börse gebrachte Brief- und Paketlogistik der britischen Post von 320 auf 370 Pence je Aktie. Der Emissionspreis hatte einst bei 330 Pence gelegen.

Nun könnte der Board den Anteilseignern die Annahme der 3,5 Mrd. Pfund schweren Offerte von Kretinskys EP Group zu empfehlen, heißt es in einer Pflichtveröffentlichung von International Distributions Services. „Der Board ist geneigt, den Angebotspreis zu empfehlen, den er für fair erachtet und der den Wert der derzeitigen Wachstumspläne von GLS und der bei Royal Mail gemachten Fortschritte bei der Anpassung an den wesentlichen Rückgang der Briefnachfrage und das Wachstum im Paketgeschäft widerspiegelt“, sagte Chairman Keith Williams.

Kritische Infrastruktur

Allerdings verknüpft das Gremium seine Unterstützung mit zahlreichen Vorbedingungen, um den schwierigen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen.

Schließlich gilt das Unternehmen als Teil der kritischen Infrastruktur des Vereinigten Königreichs. Zu den Konditionen gehört, dass Briefe auch weiterhin zu einem einheitlichen Preis an jeden Ort befördert werden. Zumindest „First Class“-Sendungen müssen an sechs Tagen pro Woche zugestellt werden.

Schutz der Mitarbeiterrechte

Die EP Group habe angeboten, sich vertraglich zum Schutz der bestehenden Rechte der Beschäftigten und zur Anerkennung ihrer gewerkschaftlichen Vertretungen zu verpflichten, teilte IDS mit. Name und Marke Royal Mail bleiben geschützt. Zentrale und Steuersitz werden sich auch weiterhin in Großbritannien befinden. Kretinsky sagte zudem zu, das Unternehmen weder zu zerschlagen, noch mit Schulden zu beladen. Das Investment-Grade-Rating soll erhalten bleiben.

Bereits 2022 wurde Kretinskys Wunsch, seine Beteiligung über 25% hinaus zu erhöhen, nach dem National Security & Investment Act überprüft. Mittlerweile hält er 27,6% an der Mutter von Royal Mail und GLS. Der Paketdienst gilt im Gegensatz zum britischen Briefzustellgeschäft als Ertragsperle. IDS lässt sich von Barclays, Bank of America und Goldman Sachs beraten.

Exzellenter Preis

Der Liberum-Analyst Gerald Khoo hatte schon vor einem Monat vor den politischen Risiken gewarnt, insbesondere in einem Wahljahr. „Wir bleiben äußerst skeptisch, was die Genehmigung durch die Regierung angeht“, schrieb er am Donnerstag, „insbesondere falls eine mögliche Labour-Regierung darüber entscheiden sollte.“ Der Analyst Alexander Paterson von Peel Hunt ist optimistischer. Er rechnet nicht damit, dass die Regierung einen Deal blockieren würde. Zudem seien 370 Pence ein „exzellenter Preis“, insbesondere wenn man annehme, dass die Zustellpflichten nicht reformiert werden.

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