Hiobsbotschaften aus der Chemie

BASF, Covestro und Brenntag schrauben Prognosen kräftig zurück

Mit BASF, Covestro und Brenntag haben gleich drei Chemiefirmen ihre Prognosen für das laufende Geschäftsjahr gesenkt. Die Folgen der US-Zollpolitik machen sich bemerkbar.

BASF, Covestro und Brenntag schrauben Prognosen kräftig zurück

Chemie senkt reihenweise Prognose

BASF, Covestro und Brenntag leiden unter Folgen der US-Zollpolitik

ab Köln

Die Hiobsbotschaften aus der deutschen Großchemie reißen nicht ab: Mit BASF, Covestro und Brenntag verschickten am Freitag gleich drei Branchengrößen Gewinnwarnungen. Sie reduzierten ihre ohnehin konservativen Ergebniserwartungen für den laufenden Turnus drastisch. Während BASF und Covestro mit ihren vorläufigen operativen Quartalszahlen zumindest noch die Analystenerwartungen trafen, war der Chemiedistributeur Brenntag im zweiten Quartal mit einem Einbruch im operativen Ergebnis (Ebita) um 17% konfrontiert. Das war mehr als doppelt so viel, wie Aktienexperten im Schnitt erwartet hatten.

Sowohl BASF als auch Brenntag verwiesen zur Begründung auf die prononcierte Dollarschwäche sowie indirekte Effekte der US-Zollpolitik, welche den Markt verunsichere. Wenngleich die Chemiekonzerne zu Beginn der Zollankündigungen der Trump-Administration ihre direkte Betroffenheit noch mit dem Argument, in der jeweiligen Region für die Region zu produzieren, kleinredeten, zeigen sich allmählich die Kollateralschäden.

Ergebniseinbruch bei Chemicals

BASF plant nach Ablauf des ersten Halbjahres im Gesamtjahr nur noch mit einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) zwischen 7,3 und 7,7 (zuvor: 8 bis 8,4) Mrd. Euro. Der freie Mittelzufluss wird dagegen unverändert zwischen 0,4 und 0,8 Mrd. Euro vorhergesagt. Die schwächere Entwicklung manifestierte sich bei den Ludwigshafenern im zweiten Quartal vor allem im Segment Chemicals sowie im Bereich Sonstige. Besser sah es nach den Angaben dagegen im Pflanzenschutz (Agricultural Solutions) sowie in Surface Technologies und Nutrition & Care aus.

Zusammengenommen landete das operative Ergebnis im zweiten Quartal mit 1,77 Mrd. Euro um knapp 10% unter dem Vorjahresniveau. Der Umsatz gab zugleich währungs- und preisbedingt um 2,1% auf 15,8 Mrd. Euro nach. Vor Sondereinflüssen verdiente der deutsche Branchenprimus mit 0,8 Mrd. Euro 16% weniger als im Vergleichszeitraum, aber leicht mehr als die Analysten im Schnitt auf dem Schirm hatten.

Hohe Restrukturierungskosten

Allerdings fielen die Sondereinflüsse deutlich höher als von den Aktienauguren prognostiziert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern erreichte nach vorläufigen Zahlen nur 0,5 Mrd. Euro, derweil der Konsens bei 0,7 Mrd. Euro lag. Dahinter standen vor allem Restrukturierungskosten im Rahmen der laufenden Sparprogramme. Höhere Ertragsteuern und geringe Beiträge der Equity-Beteiligungen führten zu einem Periodenüberschuss von schmalen 0,08 Mrd. Euro, Analysten hatten mit 0,4 Mrd. Euro kalkuliert.

Während die Aktie mit einem Kursverlust um 0,4% vergleichsweise glimpflich davonkam, gehörte Brenntag mit –2,3% zu den größten Verlierern im Dax. Das verwundert insofern nicht, als der Chemielogistiker die Erwartungen der Analysten im zweiten Quartal um fast 8% verfehlte. Zudem schraubt Brenntag die Ergebnisprognose für 2025 zurück. Statt der einst avisierten 1,1 bis 1,3 Mrd. Euro erwarten die Essener das bereinigte Ebita jetzt zwischen 0,95 und 1,05 Mrd. Euro.

Keine Erholung in Sicht

Neben der Dollarschwäche bereitet den Essenern das allgemeine Marktumfeld Kopfzerbrechen. Das hohe Maß an wirtschaftlicher Unsicherheit aufgrund der ungelösten globalen Zolldiskussionen beeinträchtige die Nachfrage spürbar und erhöhe den Preisdruck in diversen Endmärkten, heißt es. Auch Covestro rechnet nicht mit einer kurzfristigen Erholung. Entsprechend wird das Ebitda im Gesamtjahr nur noch zwischen 0,7 und 1,1 (zuvor: 1 bis 1,4) Mrd. Euro erwartet.

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