Modehändler in der Krise

Boohoo-Großaktionär gerät in Rage

Der Zalando-Rivale Boohoo.com hat im vergangenen Geschäftsjahr einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren. Eine teure Refinanzierung bringt Großaktionär Mike Ashley dabei besonders auf die Palme.

Boohoo-Großaktionär gerät in Rage

Boohoo-Großaktionär geht Chairman an

Streit des Modehändlers mit Mike Ashley spitzt sich nach dreistelligem Millionenverlust zu

hip London

Der Streit zwischen Boohoo.com und seinem Großaktionär Mike Ashley spitzt sich weiter zu. Der Modehändler hat für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Verlust von 263 (i.V. 146) Mill. Pfund offengelegt. Kurz zuvor hatte Boohoo.com eine Refinanzierung gewuppt. Allerdings zahlt der Zalando-Rivale für die dreijährige Kreditfazilität, die von einem von TPG Angelo Gordon geführten Konsortium zur Verfügung gestellt wird, bis zu 175 Mill. Pfund, was einem Aufschlag von 7,3% auf den Leitzins der Bank of England entspricht. Das muss den Sports Direct-Gründer Ashley auf die Palme gebracht haben, denn seine Frasers Group hatte Boohoo.com nach eigenen Angaben mit einem Aufschlag von 2,5% günstigere Konditionen geboten.

„Weil Sie Boohoo in eine sehr teure Finanzierung geführt haben, während Sie einen wesentlich besseren Vorschlag von Frasers ignorierten, sollten Sie eine Hauptversammlung mit einer Abstimmung über Ihre persönliche Position im Board erwarten“, zitiert der „Telegraph“ aus einem Schreiben von Frasers an den Boohoo-Chairman Tim Morris. Der Turnschuhmilliardär Ashley hat sich im Jahr 2023 bei der inzwischen unter dem Namen Debenhams Group firmierenden FTSE-AIM-100-Gesellschaft eingekauft und hält annähernd 30%.

Wie andere Unternehmen der Branche läuft auch Boohoo Gefahr, im Unterbietungswettbewerb mit chinesischen Rivalen wie Shein und Temu, auf der Resterampe zu landen. Zudem belasteten im abgelaufenen Geschäftsjahr die Schließung des US-Vertriebszentrums und Abschreibungen auf Lagerbestände in Höhe von 26 Mill. Pfund. Die Marktkapitalisierung, die während der Pandemie einmal bei 5 Mrd. Pfund gelegen hatte, bewegt sich derzeit bei unter 300 Mill. Pfund.

Debenhams als Rettungsring

„Das Unternehmen ist durch eine sehr schwierige Phase gegangen, was sich in diesen Zahlen widerspiegelt“, sagt Dan Finley, der den Chefsessel erst im November vergangenen Jahres übernahm. Sein unmittelbarer Fokus habe auf der Stabilisierung des Geschäfts gelegen. Das Marktplatzmodell, das das Unternehmen mit Debenhams verfolgt, zeichne sich durch niedrige Kosten, wenig Lagerbestände und einen geringen Kapitalbedarf aus.

Mit der traditionsreichen Kaufhauskette Debenhams verbindet Boohoo-Großaktionär Ashley eine lange Geschichte. Er setzte mit Sports Direct immer wieder zur Übernahme der Kette an. Doch ließen ihn die Eigentümer stets abblitzen. Die Gläubiger entschieden sich nach der Pleite lieber für die Insolvenz. Danach setzte sich Boohoo im Kampf um die Marke gegen Sports Direct durch. Ashleys Fehde mit dem Boohoo-Gründer und ehemaligen Executive Chairman Mahmud Kamani begann.

Optimistische Töne

Boohoo nahm im vergangenen Geschäftsjahr mit Blick auf den zu erzielenden Verkaufserlös eine Wertberichtigung von 8,5 Mill. Pfund auf die Marke Pretty Little Thing vor. Abgesehen davon zeigten sich bereits erste Erfolge der Neuorientierung: Die Lagerbestände der Gruppe schrumpften von 136 Mill. auf 72 Mill. Pfund, die Nettoverschuldung von 95 Mill. auf 78 Mill.

CEO Finley geht davon aus, dass sich das zuletzt beobachtete starke Umsatzwachstum im laufenden Halbjahr fortsetzen wird.