Brainlab bei Börsengang mit bis zu 2,1 Mrd. Euro bewertet
Der Münchner Medizintechnik-Softwareanbieter Brainlab macht trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten mit seinen Börsenplänen ernst. Das Unternehmen wird dabei mit bis zu 2,1 Mrd. Euro bewertet. Brainlab will innerhalb einer Woche bis zu 5,2 Millionen Aktien in einer Preisspanne von 80 bis 100 Euro verkaufen, wie die Firma am Montag mitteilte. Das Emissionsvolumen läge damit bei bis zu 520 Mill. Euro. 160 bis 200 Mill. Euro davon gehen an das Unternehmen selbst, der Rest an Firmengründer Stefan Vilsmeier, seine erweiterte Familie und den Münchner Finanzinvestor EMH Partners. Die Aktien können von Dienstag an bis zum 1. Juli gezeichnet werden. Das Debüt von Brainlab an der Frankfurter Börse ist für den 3. Juli geplant.
„Das große Interesse der Investoren an Brainlab bestätigt uns darin, dass wir optimal positioniert sind, um die dringend notwendige Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter voranzutreiben und mitzugestalten“, sagte Vilsmeier. Der angepeilte Börsenwert von Brainlab liegt mit 1,67 bis 2,09 Mrd. Euro allerdings am unteren Rand der im Vorfeld genannten Bewertung, die bis 3 Mrd. Euro reichte.
Unternehmen will in andere Bereiche vordringen
Die von Brainlab entwickelte Software und die dazugehörigen Instrumente werden zurzeit vor allem bei Gehirn-Operationen und Krebsbehandlungen eingesetzt. Mit den bis zu 200 Mill. Euro aus einer Kapitalerhöhung will das Unternehmen in andere Bereiche wie die Orthopädie, Herzoperationen und die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde vordringen. „Die konkreten Pläne (…) umfassen Investitionen in Technologie, die Erweiterung unseres Produktportfolios, Stärkung des Vertriebs sowie die Expansion in angrenzende Bereiche“, sagte Brainlab-Chef Rainer Birkenbach.
Nach dem Börsengang sollen bis zu 26,6% des Kapitals in Händen neuer Aktionäre sein. Firmengründer Vilsmeier, der bisher 50,1% der Anteile hält, lässt seine Beteiligung verwässern, bleibt aber mit mehr als 40% der größte Aktionär. Neben ihm, seinen Verwandten und Mitarbeitern aus der Entstehungszeit des Unternehmens ist seit 2018 auch der Münchner Finanzinvestor EMH an Brainlab beteiligt.
Brainlab ist der zweite Börsenkandidat, der in diesem Jahr in den streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse strebt. Die Zeichnungsfrist für die bis zu 464 Mill. Euro schwere Emission des Auto-Ersatzteilhändlers Autodoc läuft noch bis Dienstag, die Erstnotiz ist für Mittwoch geplant. Bisher waren nur zwei Unternehmen im Freiverkehrssegment „Scale“ an die Börse gegangen: Während der schwäbische Elektrotechnik-Anbieter Pfisterer mit 39,35 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 27 Euro gehandelt wird, liegen die Papiere des Münchner Software-Spezialisten Innoscripta mit 101 Euro deutlich darunter.