Brainlab-IPO spielt bis zu 520 Mill. Euro ein
Brainlab-IPO soll 520 Mill. Euro einspielen
Firmengründer und Aufsichtsratschef Stefan Vilsmeier gibt Kontrollmehrheit ab – Bewertung bei bis zu 2,1 Mrd. Euro
cru Frankfurt
Brainlab lässt sich von den Turbulenzen an den Aktienmärkten nicht abschrecken. Der Medizintechnik-Softwareanbieter treibt seinen Börsengang voran. Die Firma aus München und ihre Aktionäre streben beim IPO in Frankfurt einen Emissionserlös an, der inklusive Aufstockungsoption bis zu 520 Mill. Euro erreicht. Die Aktien werden zu 80 bis 100 Euro pro Stück angeboten, teilte Brainlab am Montag mit.
Das Unternehmen selbst plant, zwei Millionen neue Aktien anzubieten, während die Eigentümer, darunter der Gründer Stefan Vilsmeier, ebenfalls bis zu zwei Millionen bestehende Aktien anbieten wollen. Insgesamt würde Brainlab mit bis zu 2,1 Mrd. Euro bewertet - etwas weniger als erhofft -, und der Streubesitz läge bei bis zu 26,6% bei voller Ausübung der Mehrzuteilung.

Damit wäre das Unternehmen neben dem Online-Autoersatzteilehändler Autodoc aus Berlin mit bis zu 465 Mill. Euro Emissionserlös, der an diesem Dienstag sein Bookbuilding abschließt und am Mittwoch in den Handel startet, das bisher größte IPO in Deutschland in diesem Jahr. Im weniger stark regulierten Freiverkehr waren zuvor schon der schwäbische Stromnetzausrüster Pfisterer (46,5% Kursplus seit IPO) und die Softwarefirma Innoscripta (minus 15,8%) aus München an der Börse gestartet. Als IPO-Kandidaten gelten zudem Ottobock, Raisin und Stada.
Bisher hielt Vilsmeier 50,1 Prozent
Brainlab-Aufsichtsratschef Stefan Vilsmeier, der die Firma 1989 gegründet hat, gibt beim IPO die Kontrollmehrheit ab. Vilsmeier ist mit 50,1% der Anteile bisher der Haupteigentümer. Er hat 2024 nach 35 Jahren als Chef den CEO-Posten intern an den Elektrotechniker und Softwareentwickler Rainer Birkenbach abgegeben. Weiterer Anteilseigner ist seit 2018 die deutsche Private-Equity-Firma EMH Partners mit 35,1% – neben dem Management und den Beschäftigten mit 14,8%. Laut Firmengründer Vilsmeier hat Brainlab gleichsam „das Google Maps für die Chirurgie“ entwickelt – mit der individuellen Anatomie des einzelnen Patienten als Landkarte.
Bookbuilding bis 1. Juli
Das Bookbuilding für die Brainlab-Aktie läuft noch bis zum 1. Juli. Der Handelsstart der Aktie ist für den 3. Juli geplant. Federführend mit dem IPO im Prime Standard beauftragt sind Berenberg und Deutsche Bank; beteiligt sind Commerzbank, Jefferies und Unicredit/Kepler Cheuvreux.
Bewertungsabschlag zu Konkurrenten
Brainlab offeriert einen Bewertungsabschlag zu bereits gelisteten Konkurrenten. Vergleichbare Wettbewerber sind digitale Medizintechniker wie die US-Firmen Intuitive Surgical und Stryker oder Medtronic aus Dublin. Brainlab ist ein Spezialist für softwaregestützte Chirurgie am Gehirn sowie an Tumoren, der Wirbelsäule und an Nervenbahnen.
Die angesichts der volatilen Märkte schwierige Bewertungsdiskussion hat der IPO-Kandidat Autodoc schon weitgehend hinter sich. Es werden von den Autodoc-Eigentümern 6,6 Millionen bestehende Aktien angeboten (16,5% der Anteile). Die Aktien werden zu einem Preis von 58 bis 61 Euro pro Stück angeboten, in einer ungewöhnlich engen Spanne. Das untere Ende entspricht dem Preis, zu dem sich der Finanzinvestor Apollo Anfang 2024 mit 15% an Autodoc beteiligt hatte. Die Spanne entspricht einer Bewertung von bis zu 2,4 Mrd. Euro und dem 14-fachen des erwarteten operativen Gewinns (Ebitda) im Jahr 2025. Das entspricht einem Abschlag von einem Viertel zu US-Konkurrenten wie O'Reilly Automotive, die mit dem 18-fachen des Ebitda bewertet werden. Apollo reduziert von 15,2% auf 6,2%, die Gründer von 84,8% auf 77,3%.
Trotz der Unsicherheit an den Finanzmärkten treibt die Medizintechnikfirma Brainlab ihren Börsengang voran. Das Unternehmen aus München strebt eine Marktkapitalisierung von 2,1 Mrd. Euro an. Laut Gründer Stefan Vilsmeier hat Brainlab gleichsam „das Google Maps für die Chirurgie“ entwickelt.