Weltweite Knappheit

Chipmangel bremst Volkswagen in China aus

Die weltweite Knappheit von Halbleitern setzt Volkswagen deutlich zu. Ein Ende des Engpasses ist laut dem Automobilhersteller noch nicht in Sicht. Das trübt die Aussichten fürs zweite Halbjahr.

Chipmangel bremst Volkswagen in China aus

sck München – Die weltweite Knappheit von Halbleitern hat Volkswagen spürbar getroffen. Im größten Einzelmarkt China sorgte der Mangel für deutliche Bremsspuren im Absatz des Wolfsburger Mehrmarkenkonzerns. Zwar lieferte das Dax-Schwergewicht im Juni mit 856300 Fahrzeugen weltweit 6,5% mehr Autos, Lkw und Busse aus als vor Jahresfrist, die Dynamik zeigte aber damit deutliche Bremsspuren. Zum Vergleich: Im Mai betrug der Zu­wachs 40%. Der Grund dafür war vor allem China. Im zweiten Quartal schrumpfte dort der Absatz um 12%. Ein Brand in einer Fabrik des japanischen Chipherstellers Renesas hatte weltweit den strukturellen Engpass verschärft.

Die Anleger ignorierten zum Wochenschluss zunächst diese Warnsignale. Am Freitag gewann die VW-Vorzugsaktie in der Spitze 1,7% an Wert, drehte aber im weiteren Tagesverlauf ins Minus und notierte zeitweise 0,2% schwächer auf 210,15 Euro. Offenbar machten die Absatzzahlen des zweitgrößten Autokonzerns der Welt im ersten Halbjahr Eindruck auf die Investoren. Von Januar bis Juni steigerte VW über alle Konzernmarken hinweg die Auslieferungen um 28% auf rund 5 Millionen Fahrzeuge. Das Plus war vor allem geprägt vom Basiseffekt infolge des Coronaschocks. Im Frühjahr 2020 musste die Autobranche wegen des Lockdown ihre Produktion herunterfahren.

In den Zahlen des ersten Halbjahres 2021 fällt auf, dass die Entwicklung in China unterdurchschnittlich war. Der Dämpfer im Frühjahr schlug durch. In der Volksrepublik verzeichneten die Niedersachsen ein Plus von 16%. VW-China-Chef Stephan Wöllenstein sprach wegen der Lieferengpässe bei Elektronikchips von einem „besonders herausfordernden Jahr“. Als Treiber des Neugeschäfts erwiesen sich hingegen Westeuropa (31%) sowie Nord- und Südamerika (jeweils 45%).

Knappheit dauert an

Die Geschäftserholung sorgt zwar für hohe Gewinne, die Chipkrise ist aber längst noch nicht überwunden. Zur Bekanntgabe seiner vorläufigen guten Finanzeckdaten für die erste Jahreshälfte berichtete der Vorstand darüber, dass die branchenweite Chipknappheit erst im zweiten Halbjahr durchschlagen werde (vgl. BZ vom 9. Juli). „Die Beeinträchtigung aus dem Engpass an Halbleitern hat sich verschoben und wird eher zu Beeinträchtigungen im zweiten Halbjahr führen.“

Das nährt die Befürchtung, dass ein Ende der Chipkrise sich erst im kommenden Jahr abzeichnet. VW hat in jüngster Vergangenheit wie mancher Wettbewerber die Produktionsbänder an einigen Standorten stoppen müssen. Zwar läuft die Fertigung in der von Winterstürmen zeitweilig lahmgelegten Infineon-Fabrik in Texas und nach dem Brand bei Renesas wieder an, doch nun häufen sich bei südostasiatischen Herstellern die Probleme. Davon sind vor allem Auftragsfertiger in Malaysia und in Taiwan betroffen.