Autozulieferer

Chipmangel lässt Hella und Faurecia kürzertreten

Wegen pandemiebedingter Produktionsstillstände bei einigen Chiplieferanten in Asien habe sich die Situation in den letzten Wochen weiter verschärft. Zudem würden auch die steigenden Material- und Rohstoffpreise belasten.

Chipmangel lässt Hella und Faurecia kürzertreten

kro Frankfurt

− Vor dem Aufbruch in eine gemeinsame Zukunft als siebtgrößter Autozulieferer der Welt kommt der französischen Faurecia und der deutschen Hella zunächst die sich verschärfende Halbleiterknappheit spürbar in die Quere. Wegen des damit zusammenhängenden erwarteten Produktionsausfalls in der Automobilindustrie (siehe Bericht oben) haben die beiden Unternehmen ihre Umsatz- und Margenziele für das laufende Geschäftsjahr eingedampft.

Beim Scheinwerfer-Spezialisten Hella, der für bis zu 6,8 Mrd. Euro an Faurecia verkauft wird, rechnet das Management für den währungs- und portfoliobereinigten Umsatz nun mit einer Bandbreite von 6 bis 6,5 Mrd. Euro − und damit im besten Fall mit einer Stagnation der Erlöse im Vergleich zum Vorjahr. Zuvor war der Vorstand um Konzernchef Rolf Breidenbach noch von 6,6 bis 6,9 Mrd. Euro ausgegangen. Die bereinigte Ebit-Marge soll sich zudem nun auf 5 bis 7 % belaufen. Die bisherige Prognose einer unveränderten Umsatzrendite von etwa 8 % ist damit vom Tisch.

Die Faurecia-Führung geht ihrerseits für das laufende Jahr nun von einem Umsatz von 15,5 Mrd. Euro statt mindestens 16,5 Mrd. Euro aus. Die operative Marge soll sich zwischen 6 und 6,2 % bewegen. Zuvor hatten die Franzosen hier 7 % angepeilt.

„Auch wenn wir uns in den ersten drei Monaten erneut besser entwickelt haben als der Markt, war der Start ins neue Geschäftsjahr sehr herausfordernd“, sagte Hella-Chef Breidenbach. „So bekommen wir trotz voller Auftragsbücher die Engpässe in den globalen Liefer- und Logistikketten insbesondere mit Blick auf bestimmte Elektronikkomponenten immer mehr zu spüren.“ Wegen pandemiebedingter Produktionsstillstände bei einigen Chiplieferanten in Asien habe sich die Situation in den letzten Wochen weiter verschärft. Zudem würden auch die steigenden Material- und Rohstoffpreise belasten.

Schon im August, bei der Veröffentlichung der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende Mai), hatte Hella auf die bestehenden Unsicherheiten hingewiesen, weswegen die damaligen Ziele für das neue Jahr auch so verhalten ausgefallen waren. Dennoch ging der Umsatz nun, auf Basis vorläufiger Zahlen, in den ersten drei Monaten zunächst um 9,5 % auf 1,5 Mrd. Euro nach oben. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich zudem von 56 Mill. Euro im Vorjahr auf 91 Mill. Euro. Die bereinigte Ebit-Marge lag bei 6,2 % nach 4,2 % im Vorjahr.

Auch wenn die Zulieferer den Folgen des Chipmangels noch weniger entgegenzusetzen haben als die Autobauer, zeigten sich Analysten nach der Zielsenkung von Hella nicht unbedingt alarmiert. Zwar dürfte dies der Auftakt für weitere Prognoseverschlechterungen in der Branche sein, schrieb etwa Frank Schwope von der Nord/LB. Doch handele es sich hier nicht um eine Krise, sondern eher eine Verlagerung. Da fast alle Autohersteller von dem Teilemangel betroffen seien, dürften sich die Autokäufe nur auf die nächsten Jahre verlagern. Auch Akshat Kacker von J.P. Morgan schätzt, dass sich viele Umsätze bei Hella ins Jahr 2023 verschieben dürften. An ihrer neutralen Haltung zur Aktie und ihrem Kursziel hielten beide Experten fest.

Faurecia übernimmt den 60-prozentigen Anteil von der Gründerfamilie Hueck/Röpke und will den übrigen Aktionären noch bis Ende September ebenfalls ein Angebot machen.