Carbon-Capture-Startup

Climeworks erhält nach Entlassungen frisches Geld

Die Schweizer Firma Climeworks gilt als prominente Vertreterin der weltweit noch recht überschaubaren Carbon Capture-Branche. Nachdem das 2009 gegründete Unternehmen zuletzt einige Rückschläge einstecken und einen Teil der Belegschaft entlassen musste, hat es nun frisches Geld von Investoren eingesammelt.

Climeworks erhält nach Entlassungen frisches Geld

Climeworks erhält nach Entlassungen frisches Geld

Schweizer CO₂-Abscheide-Firma sammelt 162 Mill. Dollar von BigPoint und Partners Group – Hoffnung auf Profitabilität

Die Schweizer Firma Climeworks gilt als prominente Vertreterin der weltweit noch recht überschaubaren Carbon Capture-Branche. Nachdem das 2009 gegründete Unternehmen zuletzt einige Rückschläge einstecken und einen Teil der Belegschaft entlassen musste, hat es nun frisches Geld von alten und neuen Investoren eingesammelt.

Das Absaugen von Kohlenstoffdioxid aus der Luft – im Fachjargon Direct Air Capture (DAC) genannt – findet trotz Diskussionen um den langfristigen Klimaschutzbeitrag weiterhin Gefallen bei Investoren. So hat das 2009 in der Schweiz gegründete Unternehmen Climeworks, das derzeit zwei DAC-Anlagen in Island betreibt, nun 162 Mill. Dollar bei neuen und bestehenden Investoren eingesammelt. Das Geld kam laut Unternehmensangaben hauptsächlich vom Schweizer Finanzinvestor Partners Group und von der BigPoint Holding, die vom Schweizer Unternehmer Martin Haefner kontrolliert wird. Insgesamt habe man seit der Gründung schon mehr als 1 Mrd. Dollar eingesammelt, teilte Climeworks mit.

Beim Direct Air Capture-Verfahren wird die Umgebungsluft mithilfe von Ventilatoren angesaugt und danach gefiltert. Das am Filtermaterial hängenbleibende CO2 wird im Anschluss im Boden verpresst („Carbon Storage“) oder als Rohstoff industriell genutzt. Weltweit arbeiten derzeit mehr als 100 Startups an der Kommerzialisierung solcher bislang noch recht teuren und energieintensiven Verfahren. Kritiker fürchten, dass dadurch die Ambitionen zur direkten Senkung von Treibhausgasemissionen nachlassen könnten. Befürworter halten die Technologie als Ergänzung zu sonstigen CO2-Reduktionsverfahren jedoch für notwendig.

Bei Climeworks zahlen Unternehmenskunden wie Microsoft oder H&M, aber auch Privatpersonen der Firma Geld, um die eigene CO2-Bilanz zu verbessern. Noch verdienen die Schweizer damit unter dem Strich zwar kein Geld – man habe aber bereits wichtige technologische Fortschritte erzielen können, um die weltweit erste profitable DAC-Anlage Realität werden zu lassen, so das Unternehmen.

Filterleistung unter Erwartungen

Derzeit betreibt Climeworks zwei Anlagen in Island, die zusammengenommen bislang gut 1.000 Tonnen CO2 (netto) aus der Luft herausgefiltert haben. Das liegt deutlich unter den bisherigen Versprechungen des Unternehmens: Für die 2021 in Betrieb genommene Anlage namens „Orca“ hatte Climeworks eine Abscheidekapazität von 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr in Aussicht gestellt. Die im Mai 2024 gestartete Anlage „Mammoth“ sollte laut früheren Angaben sogar imstande sein, bis zu 36.000 Tonnen CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre zu entfernen.

Gründer und CEO Jan Wurzbacher begründete den Unterschied zwischen der theoretischen und tatsächlichen Filterleistung der Anlagen unter anderem mit Ausfallzeiten und schwierigen Wetterbedingungen. Medienberichten zufolge kommt Climeworks darüber hinaus auch mit der Expansion in die USA nicht wie erhofft voran: Aufgrund von Kürzungen bei den zuständigen US-Behörden würden teilweise die Ansprechpartner für eine geplante dritte Fabrik in Louisiana fehlen.

Interesse an Klimaschutztechnologien geht zurück

Der energiepolitische Kurs der USA unter Donald Trump hat zuletzt generell für Zurückhaltung unter Investoren gesorgt. Bis Ende Mai flossen in der Region Nordamerika in diesem Jahr 5,5 Mrd. Dollar Wagniskapital in den Klimaschutz-Sektor. Im gesamten Vorjahr waren es laut Pitchbook noch 16 Mrd. Dollar. Auch weltweit ist das Interesse in dem Bereich in den vergangenen Jahren gesunken. Analyst John MacDonagh rechnet damit, dass die Unsicherheit noch eine Weile anhält.

Zuletzt kam es bei Climeworks zu Entlassungen. Weltweit sollen 106 Stellen gestrichen werden, ein Großteil davon in der Schweiz, wie das Unternehmen im Mai mitteilte. Laut Pitchbook und Dealroom beschäftigt Climeworks derzeit um die 500 Mitarbeiter. Nach einer Phase des starken Wachstums gehe es nun darum, die Organisation proaktiv anzupassen, um flexibel und effizient zu bleiben, hieß es.

kro Frankfurt
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.