Continental und Aumovio streben in die Welt
Continental und Aumovio streben in die Welt
Aufspaltung in Reifenhersteller und Autozulieferer steht kurz bevor – Zölle und Wechselkurse drücken aufs Geschäft
Continental wird zum reinen Reifenhersteller und trennt sich von allen anderen Geschäftsbereichen. Ziel ist es, schneller und flexibler auf die Widrigkeiten des Marktes zu reagieren. Die Strategien von Conti und der Autozuliefer-Abspaltung Aumovio ähneln sich dabei sehr: Beide wollen in Übersee wachsen.
das Frankfurt
Continental setzt als reiner Reifenhersteller auf einen Ausbau seines Geschäfts in Übersee. In Nordamerika und Asien sei der Marktanteil geringer als in Europa, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer am Dienstag vor Journalisten. „Wenn wir uns hier verstärken könnten, wäre das in unserem Interesse.“ Conti besitzt drei Reifenwerke in den USA. Hier werde die Produktion hochgefahren, sagte Setzer.
Die Überlegungen kommen vor dem Hintergrund des größten Umbaus in der mehr als 150-jährigen Firmengeschichte. Continental wird sich dabei Stück für Stück von allem trennen, was nichts mit Reifen zu tun hat. Am Ende wird der Konzern nicht einmal mehr die Hälfte seines Umsatzes und seiner Belegschaft von zuletzt 190.000 Mitarbeitenden aufweisen, soll dafür aber deutlich profitabler sein als heute.
Zuerst soll im September diesen Jahres das Autozuliefergeschäft mit Sensoren, Displays, Brems- und Assistenzsystemen als Aumovio SE an die Börse gebracht werden. Das habe Priorität, sagte Setzer. Ebenfalls noch in diesem Jahr will der Vorstand das Geschäft mit Gummiprodukten für die Autoindustrie verkaufen, genannt Original Equipment Solutions oder kurz OESL. „Sehr wahrscheinlich“ werde die Sparte an einen Finanzinvestor gehen, sagte Setzer.
Im kommenden Jahr ist dann der restliche, mehr als doppelt so große Kunststoff- und Kautschuk-Bereich von Contitech an der Reihe. Dieser Zweig macht sein Geschäft vor allem mit Industriekunden außerhalb der Autobranche und stellt unter anderem Antriebsriemen und Gummidämpfer her. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir auf starkes Interesse stoßen werden“, erklärte Konzernchef Setzer. Die Verkaufserlöse werden in den Schuldenabbau gesteckt; eine Sonderdividende und Aktienrückkäufe will der Vorstand prüfen.
Flexibler und schneller agieren
Ziel der Konzernaufspaltung ist es, dass die Geschäftsbereiche flexibler und schneller agieren können. Zuletzt machten vor allem Handelsbarrieren und ungünstige Wechselkurse dem Unternehmen zu schaffen. Continental senkte deshalb die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr leicht und erwartet nun eine bereinigte Ebit-Marge von 10,0 bis 11,0%. Das ist ein halber Prozentpunkt weniger als bislang.
Konzernchef Setzer und sein Team stellten die Details des Umbaus sowie die kurz- bis langfristigen Planungen auf einem Kapitalmarkttag in Frankfurt vor. Angesicht der gekappten Prognose zeigten sich die Börsianer verschnupft: Die Aktie war am Nachmittag mit minus 2% eines der Schlusslichter im Dax.
Reifen sind Gewinnbringer
Dabei versuchte auch der Vorstandschef der Autozuliefer-Sparte Aumovio, Philipp von Hirschheydt, die Vorzüge der Trennung hervorzuheben, namentlich kürzere Entscheidungswege. Genauso wie der Noch-Mutterkonzern setzt Aumovio auf Wachstum in Übersee. Vor diesem Hintergrund stellte von Hirschheydt die schon 2021 getroffene Entscheidung infrage, ein US-Werk für Bremsenteile zu schließen. Im China-Geschäft sieht er ebenfalls Chancen: „Auch wenn das sicherlich wettbewerbsintensiv ist.“ In Deutschland indes müsse sich einiges verändern, „damit dieser Standort langfristig erfolgreich sein kann“. Er prangerte vor allem Überregulierung an.
Aumovio steht für etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes des Continental-Konzerns. Allerdings ist das Reifengeschäft wesentlich profitabler. Während Aumovio mittelfristig eine bereinigte Ebit-Marge von 4 bis 6% anpeilt, rechnet Continental als reiner Reifenhersteller mit einem Potenzial von 13 bis 16%.
„Reifen werden immer gebraucht“, sagte Conti-Vorstandschef Setzer. Er sieht aber alle Unternehmensteile als Profiteure der Aufspaltung: Reifengeschäft, Autozulieferer Aumovio sowie Gummispezialist Contitech. „Wir schaffen drei starke Champions.“