Coronavirus belastet die Luftfahrtindustrie

Airlines streichen Flüge, einige Unternehmen die Teilnahme an Airshow - Cathay Pacific will Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub schicken

Coronavirus belastet die Luftfahrtindustrie

wü Paris – Vorübergehend eingestellte Flugverbindungen, reihenweise Stornierungen in Hotels in asiatischen Metropolen, Produktionsstopp in chinesischen Werken und Absagen für eine Luftfahrtmesse: Der Ausbruch des Coronavirus trifft die Flugbranche und die Tourismusindustrie hart. Welche Folgen er haben wird, ist jedoch bisher noch nicht abzuschätzen, da viele Faktoren wie Dauer und Ausmaß des Krankheitsausbruchs unbekannt sind.Noch gibt sich der Branchenverband IATA (International Air Transport Association) relativ zuversichtlich. Die Erfahrungen vergangener Krankheitsausbrüche hätten gezeigt, dass Airlines gut entwickelte Praktiken hätten, wie Reisen sicher bleibe, erklärte der Verband am Donnerstag. Derzeit gebe es keine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, Reisen oder Handel einzuschränken. Aber es sei klar, dass die Nachfrage für Routen im Zusammenhang mit China gefallen sei und Fluggesellschaften darauf mit dem Aussetzen von Flügen nach oder in China reagieren würden, so die Organisation.Laut Branchenexperten hat die 2003 ebenfalls zunächst in Asien ausgebrochene Lungenseuche Sars (Severe Acute Respiratory Syndrome) Fluggesellschaften aus der Asien-Pazifik-Region 6 Mrd. Dollar an Einnahmen gekostet und nordamerikanische Airlines 1 Mrd. Dollar. Dagegen sind europäische Konzerne damals relativ glimpflich davongekommen. Der Ausbruch des Coronavirus werde die Luftverkehrswirtschaft definitiv mehr als 7 Mrd. Dollar kosten, ist Analyst Ivan Su von Morningstar überzeugt. Denn die Zahl chinesischer Fluggäste ist seitdem stark gestiegen genauso wie der Luftverkehr insgesamt. Zudem könnten Flugverbindungen jetzt länger unterbrochen werden als damals.So gab Air France-KLM gerade bekannt, China bis zum 15. März nicht anfliegen zu wollen. Danach wollen die französische und die niederländische Airline Flüge nach Peking und Schanghai schrittweise wieder aufnehmen und sich dabei abwechseln. Der normale Flugplan soll vermutlich ab dem 29. März wieder gelten. Eigentlich hätte Air France-KLM die Flüge nach China bereits am 9. Februar wieder aufnehmen wollen. Die Airline hatte sie später als Konkurrenten wie die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG (International Airlines Group) und die Lufthansa-Gruppe gestrichen. Virgin kündigte ebenfalls an, die Aussetzung der Flüge von London-Heathrow nach Schanghai bis Ende März verlängern zu wollen. Iberia will Schanghai sogar erst Ende April wieder anfliegen.Die finanziell angeschlagenen Fluggesellschaft Cathay Pacific aus Hongkong wiederum hat nun ihre 27 000 Mitarbeiter gebeten, im März drei Wochen unbezahlten Urlaub zu nehmen. Sie hatte zu Beginn der Woche bekannt gegeben, 90 % der Flüge ins Festland Chinas und insgesamt 30 % aller Flugverbindungen zu streichen. Die Airline hatte zuvor bereits die Auswirkungen der monatelangen Proteste in Hongkong zu spüren bekommen und deshalb zwei Gewinnwarnungen abgeben müssen. Hongkong hat nun bekannt gegeben, dass alle Reisenden, die aus China kommen, zwei Wochen lang unter Quarantäne gestellt werden.Singapur verbietet allen, die in den zwei vorangegangenen Wochen im Reich der Mitte waren, die Einreise und auch Transitflüge über Changi. In dem Stadtstaat gibt es bereits 28 Coronavirus-Fälle. Auf der Tagung eines Unternehmens mit mehr als hundert Teilnehmern aus verschiedenen Ländern in einem Hyatt-Hotel in Singapur haben sich zudem drei Geschäftsleute aus Malaysia und Südkorea infiziert.Die alle zwei Jahre stattfindende Singapore Airshow, die Dienstag beginnt, wurde zwar bisher nicht abgesagt, wohl aber eine Konferenz am Vorabend, an der IATA-Chef Alexandre de Juniac, ICAO-Chef Salvatore Sciacchitano und FAA-Chef Steve Dickson als Redner hätten teilnehmen sollen. Doch mehrere Unternehmen haben ihre Teilnahme an der Luftfahrtmesse vorsichtshalber gecancelt. So wollen die Businessjethersteller Bombardier, Gulfstream und Textron nicht zu der Airshow kommen, genau wie der deutsche Flugzeugbauer Stemme und zehn chinesische Firmen, allen voran der staatliche Flugzeugbauer Comac. 2018 nahmen 54 000 Fachbesucher aus 147 Ländern und 1 062 Aussteller an der Singapore Airshow teil.