Dassault Aviation macht beim FCAS Druck
Dassault Aviation macht beim FCAS Druck
Rafale-Hersteller beansprucht Führungsrolle — Sorgen vor Strafzöllen bei Businessjets
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Dassault Aviation stellt die Zukunft des deutsch-französisch-spanischen Luftkampfsystemprojekts FCAS (Future Combat Air System) in Frage. Es gäbe keine klare Führung, sondern drei, beklagte Dassault-Chef Eric Trappier bei der Vorstellung der Halbjahresergebnisse des französischen Flugzeugbauers. Dabei warnte er auch vor Auswirkungen der drohenden US-Strafzölle auf die Businessjet-Aktivitäten und vor anhaltenden Problemen einiger Zulieferer, die die Produktion gefährden würden.
Das FCAS-Projekt und die Strafzölle dürften auch bei dem Besuch von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron bei Bundeskanzler Friedrich Merz am Mittwochabend sowie bei der Visite des französischen Verteidigungsministers Sébastien Lecornu bei seinem deutschen Amtskollegen Boris Pistorius Donnerstag eine Rolle spielen. Denn bei dem FCAS-Programm stehen bis Ende des Jahres wichtige Entscheidungen an, damit die nächste Phase des Projekts beginnen kann.
Belgien interessiert
Die Phase 1B zur Entwicklung von sogenannten Demonstratoren — also von ersten Prototypen — soll 2026 enden. In Phase 2 sollen diese dann gebaut werden, damit sie 2028/29 erstmals abheben können. Die am FCAS beteiligten Unternehmen stehen auch unter Konkurrenzdruck durch das Gegenprogramm Global Combat Air von BAE Systems, Leonardo und Mitsubishi Heavy Industries.
In Frankreich ist Dassault federführend für das FCAS-Projekt zuständig, in Deutschland Airbus und in Spanien Indra. Inzwischen hat auch Belgien Interesse angemeldet, sich dem 2017 lancierten Programm anzuschließen.
Doch wird dieses zunehmend von Spannungen zwischen den industriellen Partnern belastet. Es ist nicht das erste Mal, dass Trappier für Dassault die Führungsrolle beansprucht und die Zukunft des Projekts in Frage stellt. So hatte er vergangenen Monat während der Luftfahrtmesse von Le Bourget für Irritationen gesorgt, als er in einem Interview mit „Bloomberg TV“ die Projektleitung für sein Unternehmen forderte. Dabei drohte er sogar mit einem Austritt. Im Zweifel könne Dassault ein neues Fighterprojekt auch alleine in Angriff nehmen, sagte er.
Strafzölle gefährden Markt für Businessjets
Auf die Frage, ob Dassault aus dem Projekt austreten könne, antwortete der CEO jetzt: „Es geht nicht darum, das Projekt zu verlassen, sondern zu entscheiden, ob es fortgesetzt wird oder nicht.“ Berichte, Dassault beanspruche einen Arbeitsanteil von 80%, dementierte Trappier.
Er zeigte sich auch beunruhigt über die möglichen Auswirkungen von US-Strafzöllen. Wenn sie kämen, würde das den US-Markt für Businessjets für Dassault verriegeln, warnte Trappier. Es sei der weltgrößte Markt für Businessjets vor dem russischen, der bereits dicht sei. Dassault verfügt in Little Rock (Arkansas) über ein Ausstattungszentrum für seine Falcon-Businessjets, die bei Bordeaux gefertigt werden. Bisher hält Dassault an seiner Prognose für 2025 fest. Im ersten Halbjahr verringerte sich das von einer französischen Sondersteuer belastete Nettoergebnis von 476 Mill. Euro auf 334 Mill. Euro.