Im Interview:Stephan Meeder, Finanzvorstand von Südzucker

Dem britischen Ethanol-Werk von Südzucker droht das Aus

Stephan Meeder, Finanzvorstand von Südzucker, kritisiert die Handelspolitik der EU, aber auch nationaler Regierungen in Europa scharf. Um für Branchen wie Automotive und Maschinen freien Zugang zu anderen Märkten zu erhalten, würden Zugeständnisse in der Landwirtschaft und der weiterverarbeitenden Industrie gemacht. Für Südzucker bzw. die Tochter Cropenergies hat das nun ganz konkrete negative Folgen.

Dem britischen Ethanol-Werk von Südzucker droht das Aus

Ethanol-Werk von Südzucker droht Aus

Finanzchef: Produktion in England nach Handelsabkommen mit USA unrentabel

md Frankfurt

Stephan Meeder, Finanzvorstand von Südzucker, kritisiert die Brüsseler Handelspolitik scharf. „Die EU versucht freien Marktzugang für Automotive, Pharma, Maschinen, Anlagen usw. zu anderen Regionen zu bekommen“, sagt er im Interview der Börsen-Zeitung. Im Gegenzug sei sie „immer bereit, Zugeständnisse bei der Landwirtschaft zu machen.“ Zuletzt habe sich das im Abkommen mit der südamerikanischen Zollunion und Freihandelszone Mercosur gezeigt. So dürfe nun Zucker aus Brasilien zollfrei in die EU eingeführt werden, der nicht den strengen Nachhaltigkeitsanforderungen in der EU unterliege.

Auch mit der Handelspolitik Londons ist Meeder unzufrieden: Durch das jüngste Abkommen mit den USA seien die zwei großen Ethanolwerke in Großbritannien – eines gehört der Südzucker-Tochter Cropenergies – nicht mehr wettbewerbsfähig, sagt Meeder. Er schließt daher einen Verkauf oder die Schließung nicht aus. Allerdings hofft er auf Nachbesserungen durch die britische Regierung.

Grundsätzlich fänden Vertreter der Landwirtschaft sowie weiterverarbeitender Unternehmen – im Gegensatz zu Nichtregierungsorganisationen – zu wenig Gehör in der Politik.

Abbau von 15 Prozent der Verwaltungsstellen

Als Reaktion auf teilweise dauerhaft gestiegene Kosten, u.a. für Energie und Personal, sowie auf die Preisschwäche der Produkte Zucker und Ethanol hatte der Südzucker-Vorstand im Mai Einsparungen angekündigt, die sich in den nächsten drei Geschäftsjahren schrittweise auf mindestens 200 Mill. Euro jährlich addieren und in den Folgejahren dann jeweils voll wirksam werden sollen. Wie Meeder im Interview sagte, sollen u.a. in den nächsten Jahren bis zu 15% der Verwaltungsstellen abgebaut werden. „Davon ist aber nicht nur unsere Zentrale in Mannheim betroffen. Diese Überlegungen betreffen alle Divisionen und Standorte.“

Im Interview Seite 8

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