Zulieferer

Denso will Bosch überholen

Der japanische Konzern forciert den Wettstreit mit dem deutschen Rivalen Bosch und setzt auf sein Know-how in der Elektrotechnik

Denso will Bosch überholen

mf Tokio

Der Autozulieferer Denso zielt auf die Ablösung des deutschen Rivalen Bosch als Branchenführer. Bis März 2026 wollen die Japaner ihren Umsatz von Teilen für elektrifizierte Fahrzeugen um 80% auf 1 Bill. Yen (umgerechnet 7,8 Mrd. Euro) steigern und bis März 2031 auf 2 Bill. Yen (15,5 Mrd. Euro) erneut verdoppeln. Finanzvorstand Yasushi Matsui betrachtet die Elektro-Kompetenz von Denso als Wettbewerbsvorteil.

„Bei der Elektrifizierung hinkt Bosch uns hinterher, weil wir durch Hybridmotoren dort schon lange aktiv sind“, sagte Matsui dem Finanzdienst Bloomberg. Als erster Autobauer weltweit produzierte Toyota ab 1997 ein Auto mit einem kombinierten Elektro-Otto-Motor unter der Marke. Seither hat Toyota über 16 Millionen Hybridautos weltweit verkauft. Bis 2025 will Toyota jedes Modell in einer Hybridversion anbieten. Denso generiert die Hälfte der Einnahmen mit Toyota. Der weltgrößte Autobauer ist mit einem Paket von 24% auch der größte Anteilseigner des Zulieferers.

Das Schriftzeichen „Den“ von Denso stand 1949 bei der Ausgliederung aus der Mutter Toyota für „Strom“. Heute ist Denso mit einem Weltmarktanteil von 35% der Marktführer für Wechselrichter, die den Gleichstrom von Batterien und den Wechselstrom von Elektromotoren ineinander umwandeln. In diesem Bereich hat Denso fast 3200 Patente angemeldet, rund viermal mehr als Bosch. Neben Toyota gehören Ford und chinesische Autobauer zu den wichtigsten Kunden.

Der Finanzmarkt honoriert diese Kompetenz: Der Aktienpreis von Denso ist um bis zu 70% gegenüber dem Vorjahr gestiegen und liegt derzeit um das Doppelte über der Bewertung des zweitgrößten japanischen Autobauers Honda und nur ein Fünftel unter der Marktkapitalisierung von BMW.

Aktienrückkauf

Laut Finanzvorstand Matsui wird Denso in den nächsten fünf Jahren 1 Bill. Yen ausgeben – die eine Hälfte für Aktionäre, etwa über Rückkäufe von Aktien, und die andere Hälfte für Akquisitionen in Bereichen wie der Elektrifizierung. Die Finanzierung soll nicht nur aus dem Cash-flow erfolgen. Laut Vorstandsmitglied Yoshimasa Shinoda plant Denso eine Öko-Anleihe, um die hohe Eigenkapitalquote zu senken, sowie den Verkauf von Töchtern im Geschäft mit Verbrennungsmotoren.

Im laufenden Geschäftsjahr (seit 1.4.) will der Zulieferer 440 Mrd. Yen (3,4 Mrd. Euro) verdienen. Die Prognose gilt einerseits als konservativ. Andererseits könnte sie als Puffer dienen, weil Toyota die Produktion im September um bis zu 40% kürzen muss.

Zuvor bestätigte das Brokerhaus SMBC Nikko seine Kaufempfehlung. „Mit Komponenten für Hybridautos verdient Denso mehr Geld“, erklärte Analyst Kazunori Maki gegenüber Bloomberg. Im Juli erhöhte MUFG Morgan Stanley laut der Finanzzeitung Nikkei das Kursziel der Aktie auf 10000 Yen, ein Drittel mehr als am Mittwoch. „Denso kann mit Hybridautos 1,5 Mal und mit Elektroautos 1,1 Mal höhere Einnahmen erzielen“, sagte Analyst Toru Iwai.

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