Energiewende

EnBW dringt auf schnelle Ausschreibung für neue Gaskraftwerke

EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer warnt vor Verzögerungen bei der Energiewende durch fehlende Ausschreibungen für Gaskraftwerke. Neue Projekte seien für den Kohleausstieg bis 2030 unerlässlich.

EnBW dringt auf schnelle Ausschreibung für neue Gaskraftwerke

EnBW dringt auf rasche Anreize für Gaskraftwerke

Finanzchef Kusterer mahnt Ausschreibung für „stabilen rechtlichen Rahmen“ an

cru Frankfurt

Seit Monaten fehlt eine Ausschreibung für neue Gaskraftwerke – und diese Lücke gefährdet nach Einschätzung des Energiekonzerns EnBW den Zeitplan der Energiewende samt Kohleausstieg im Jahr 2030. EnBW baut bereits drei wasserstofffähige Gaskraftwerke in Stuttgart-Münster, Altbach/Deizisau und Heilbronn, von denen das erste kürzlich in Betrieb gegangen ist. „Der Markt braucht dringend weitere regelbare Kraftwerksleistung, die einspringt, wenn die Erneuerbaren – mangels Sonne oder Wind – nicht genügend Strom produzieren können“, sagte Kusterer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Hier soll das Kraftwerkssicherheitsgesetz einen entsprechenden Anreizrahmen schaffen. Die neue Bundesregierung will über eine Auktion Kraftwerksleistung ausschreiben.“

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hatte kürzlich angekündigt, dass bis 2030 neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 20 Gigawatt gebaut werden sollen. Darüber hinaus solle auch ein Kapazitätsmarkt geschaffen werden, der die Bereitstellung solcher Kapazitäten vergütet, wie es ihn bereits in anderen europäischen Staaten gibt. Für eine erfolgreiche Umsetzung sollte nun laut Kusterer ein „stabiler rechtlicher Rahmen schnell umgesetzt werden“.

Wirtschaftsministerin Reiche verspricht Vereinfachung

Reiche betonte am Montag die Notwendigkeit neuer Gaskraftwerke. Die CDU-Politikerin sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir brauchen schnell gesicherte Leistung im Markt. Das sind in einem ersten Schritt Gaskraftwerke. Wir wollen die Ausschreibungsbedingungen einfacher gestalten. Die Erkenntnis, dass Gaskraftwerke als Backup notwendig sind, ist nicht neu.“

EnBW hat gerade eine Kapitalerhöhung im Umfang von 3,1 Mrd. Euro durchgezogen. Der Konzern plant zwischen 2024 und 2030 Bruttoinvestitionen von bis zu 50 Mrd. Euro. Allein von 2025 bis 2027 sollen fast 26 Mrd. Euro fließen. „Rund 60% gehen in den Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze und rund 30% in den Bau von Windparks und Solarparks sowie von wasserstofffähigen Kraftwerken“, skizziert Kusterer. „Wir werden für Investitionen und zur Refinanzierung bestehender Verpflichtungen jedes Jahr rund 2,5 bis 3 Mrd. Euro an langfristiger Finanzierung aufnehmen.“

Wasserstoff wird überwiegend importiert

Auch an der Beschaffung der künftig benötigten Wasserstoffmengen arbeitet die EnBW. „Wir erwarten, dass rund 80% des zukünftig benötigten Wasserstoffs importiert werden muss“, sagte Kusterer. Der Transport erfolge häufig in Form von Ammoniak und man setze auf Lieferungen aus den USA, dem Mittleren Osten und Norwegen. „Wir investieren darüber hinaus auch 1 Mrd. Euro in den Aufbau des Wasserstoffkernnetzes.“

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