Ergebnis von Thyssenkrupp bricht weg
Thyssenkrupp bricht das Ergebnis weg
Stahlsparte schreibt rote Zahlen im Quartal – Zuversicht für zweites Semester – Marinegeschäft kommt noch 2025 an die Börse
ab Köln
Thyssenkrupp kann sich dem schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfeld nicht entziehen. Im zweiten Quartal brach das operative Ergebnis um 90% ein. Die Stahlsparte schrieb sogar wieder rote Zahlen. Dennoch bestätigen die Essener die Prognose für das Gesamtjahr. Die Pläne für den Spin-off des Marinegeschäfts stehen.
Trotz eines dramatischen Ergebniseinbruchs im zweiten Quartal hält Thyssenkrupp an der Prognose für das Gesamtjahr fest. Vorstandschef Miguel López sprach zwar von einem „Übergangsjahr“ in finanzieller Hinsicht. Doch: Für das zweite Halbjahr des bis September laufenden Geschäftsjahres „erwarten wir ein stabileres Umfeld“. Worauf der Vorstandschef seine Zuversicht baut, blieb im Pressegespräch jedoch unklar. Zumal gerade für die Autoindustrie keine Besserung in Sicht ist, wie Noch-Finanzchef Jens Schulte sagte.
Unterm Strich schwarze Zahlen
Vor diesem Hintergrund bestätigte López die Prognose. Ins Visier genommen wird ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 600 Mill. bis 1 Mrd. Euro. Im zweiten Quartal wurden operativ nur 19 Mill. Euro (–90%) verdient. Auf Sicht des ersten Halbjahres belief sich das bereinigte Ebit auf 210 Mill. Euro, erneut ein Rückgang um mehr als ein Fünftel. Unter den Segmenten schnitt im Berichtsquartal einzig die vor dem Spin-off stehende Marinesparte besser ab. Die Stahlsparte rutschte dagegen in die roten Zahlen. Doch auch im Werkstoffhandel (Material Services) und bei Automotive Technology brachen die operativen Ergebnisse weg. Immerhin standen unter dem Strich schwarze Zahlen.

Der Periodenüberschuss belief sich auf 167 Mill. Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 72 Mill. Euro zu Buche gestanden hatte. Das ging allerdings ausschließlich auf das Konto von Sondereffekten von 375 Mill. Euro. So spülte der Verkauf der indischen Stahleinheit einen Gewinn nach Steuern von 270 Mill. Euro in die Kasse, weiter 105 Mill. Euro resultierten aus der Aufwertung der Elevator-Beteiligung (20%) auf 1,1 Mrd. Euro. Negativ wirkten sich Wertminderungen auf Sachanlagen in der Stahlsparte in Höhe von 93 Mill. Euro aus.
Aktienkurs stürzt ab
Die schwache Geschäftsentwicklung kam bei den Investoren gar nicht gut an. Der MDax-Wert brach in der Spitze um gut 16% ein. Die Aussicht auf die Verselbständigung der Marinesparte hatte den Aktienkurs seit Mitte Februar deutlich befeuert. An dem Plan, eine Minderheit von Thyssenkrupp Marine Systems noch in diesem Kalenderjahr via Spin-off an die Börse bringen, hält López fest: „Die Vorbereitungen für die Verselbständigung laufen auf Hochtouren.“ Die Thyssenkrupp-Aktionäre sollen an der neuen Holdinggesellschaft von Marine Systems beteiligt werden. Zuvor muss eine außerordentliche Hauptversammlung der Abspaltung noch zustimmen. Zum Zeitplan äußerte sich López nicht näher.

Parallel dazu laufen die Gespräche über einen Staatseinstieg weiter. „Eine Beteiligung des Bundes ist keine Voraussetzung für den Spin-off“, sagte López. Perspektivisch könne aber ein Staatseinstieg helfen, die Verhältnisse in Europa zu stabilisieren. Thyssenkrupp will in der Mehrheit bleiben und Marine Systems weiter konsolidieren.
In der Stahlsparte verfolgt Thyssenkrupp gegensätzliche Ziele. Steel Europe soll perspektivisch entkonsolidiert werden. Geplant ist ein 50:50-Joint-Venture mit dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský. Bis es dazu kommt – Křetínský ist aktuell mit 20% beteiligt –, liegt aber noch ein weiter Weg vor Thyssenkrupp. Zwar haben sich der Stahlvorstand und die IG Metall in der vorigen Woche auf eine Grundsatzvereinbarung zur Restrukturierung der Sparte verständigt. Bis zum Sommer soll darauf aufbauend ein Tarifvertrag ausgehandelt werden. Erst danach kann der Business Plan erarbeitet werden.