„Es braucht einen langen Atem“
„Es braucht einen langen Atem“
Nabaltec-Vorstandschef vom Erfolg des E-Automarktes überzeugt – Umsatzanstieg erwartet – Energiekosten drücken Marge
md Frankfurt
Das Spezialchemieunternehmen Nabaltec ist für einen dynamischen Aufschwung – insbesondere im Elektroautomarkt – gerüstet. Es gäbe dafür genügend Kapazitäten, wie Vorstandschef Johannes Heckmann auf der vom Finanzintermediär Equity Forum ausgerichteten Frühjahrskonferenz in Frankfurt berichtete. Der Frage nach brachliegenden Kapazitäten kam der CEO zuvor: Diese Kapazitäten – die vor allem auf einen starken Anstieg der E-Autoverkäufe ausgelegt waren – würden derweil anderweitig genutzt.
Flammhemmende Füllstoffe
Nabaltec ist ein Hersteller von flammhemmenden Füllstoffen und Spezialoxiden. Die hochspezialisierten Produkte werden auf Basis von Aluminiumhydroxid und Aluminiumoxid entwickelt und in zwei Segmenten vertrieben: „Funktionale Füllstoffe“ und „Spezialoxide“. Flammhemmende Füllstoffe kommen z.B. in Kabeln und elektronischen Geräten zum Einsatz. Im Brandfall sorgen sie dafür, dass sich das Feuer nicht ausbreitet. Zudem unterdrücken sie die Entwicklung von umwelt- und gesundheitsschädlichen Rauchgasen. Spezialoxide werden u.a. in diversen Maschinenbauteilen und in der Feuerfestindustrie eingesetzt.
Böhmit wird für Lithium-Ionen-Batterien gebraucht
Die Nachfrage nach dem Mineral Böhmit hängt stark vom Elektroautoabsatz ab. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, hat sich Nabaltec schon seit 2019 vorbereitet und die Kapazitäten seither erheblich ausgeweitet. Allerdings bleibt der Elektroautoabsatz bislang weit hinter früheren Projektionen zurück. Böhmit kommt als Oberflächenmaterial der Separatorfolie in Lithium-Ionen-Batterien – die in den meisten E-Autos verbaut sind – zum Einsatz. Das schützt die Folie vor Temperaturschwankungen. Wenn die Folie reißen würde, würde durch einen Kurzschluss die Batterie zu brennen beginnen.
Auch wenn das Management von Nabaltec über den trägen Verlauf des E-Autoabsatzes nicht glücklich ist, so ist das Unternehmen doch so breit aufgestellt, dass es auch ohne Boom der Elektromobilität Gewinne erwirtschaften und den Umsatz zumindest stabil halten kann.
Schwäche der Stahlindustrie belastet
Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen 203,6 (200,1) Mill. Euro um. Die Erlöse im Segment „Funktionale Füllstoffe“ kletterten um 4% auf 148 Mill. Euro. Die intakte Nachfrage habe sich hier insbesondere in einer Absatzsteigerung um 11,8% gezeigt. „Jedoch mussten im abgelaufenen Geschäftsjahr Preiszugeständnisse in Kauf genommen werden, weshalb der Umsatz unterproportional zum Absatz stieg“, wie Heckmann erläuterte. Im Segment „Spezialoxide“ sank der Umsatz 2024 um 3,9% auf 55,6 Mill. Euro. Auch hier legte der Absatz im Vergleich zu 2023 leicht zu (+2,3%). Die anhaltende Schwäche der Stahlindustrie habe keine wesentliche Verbesserung zugelassen.
Anders als die Umsätze zog der operative Gewinn 2024 kräftig an: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 21,4% auf 22,3 Mill. Euro an. Die Marge (bezogen auf die Gesamtleistung) lag den Angaben zufolge bei 10,8%. Das Konzernergebnis stieg auf 14,3 (11,4) Mill. Euro. Der Gewinn je Aktie betrug 1,62 (1,30) Euro; davon werden 0,29 Euro je Anteilsschein als Dividende ausgeschüttet.
„Nicht gemäß unseren Erwartungen“
Die Entwicklung in den ersten drei Monaten dieses Jahres war verhalten. Nach vorläufigen Zahlen kletterte der Umsatz um 1,2% auf 54,7 Mill. Euro. Der Erlös der „Funktionalen Füllstoffe“ lag bei 40,3 (38,7) Mill. Euro. Hier sei die verkaufte Menge gestiegen. Der Umsatz mit „Spezialoxiden“ sank auf 14,4 (15,4) Mill. Euro. Die Feuerfestindustrie kämpfe in Europa weiter mit einem schleppenden Absatz, heißt es. Das operative Konzernergebnis wird mit 4,1 (5,0) Mill. Euro angegeben; damit lag die Marge bei 7,5%. „Der Start in das neue Jahr verlief trotz des umsatzseitigen Wachstums nicht gemäß unseren Erwartungen, und die Lage an den Märkten bleibt sehr volatil“, so Heckmann.
Günstige Energielieferverträge ausgelaufen
Insbesondere hohe Energiekosten haben sich gemäß Heckmann im Quartalsergebnis niedergeschlagen. Sie machen dem CEO zufolge 13 bis 14% der Gesamtkosten aus. Wie der Nabaltec-Chef erläuterte, seien 2024 Energielieferverträge mit bis zu fünf Jahren Laufzeit, die mit Festpreisen verbunden waren, ausgelaufen; diese waren also lange vor der Hausse der Energiepreise nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine 2022 abgeschlossen worden. Inzwischen ist Energie wesentlich teurer geworden.
Für 2025 erwartet Nabaltec „aufgrund realisierter Preiserhöhungen ab dem zweiten Quartal“ einen Umsatzanstieg in der Spanne von 3 bis 5% und eine Ebit-Marge in einer Bandbreite von 7 bis 9%. „Von einem Aufleben der Marktdynamik sind wir weiter überzeugt“, sagt der Vorstandschef. "Allerdings zeigt die aktuelle Gesamtsituation auch, dass es einen langen Atem braucht, um in Zukunft von den sich ergebenden Chancen zu profitieren.“