Europas Manager sind für einen CEO-Rat
Europas Manager sind für einen CEO-Rat
Vor allem deutsche Unternehmenslenker würden mitwirken – Vorbild US Council
Die Zolldrohungen des US-Präsidenten wecken den Kampfgeist europäischer Unternehmensführer. Mit der Aussicht, dass die Gemeinschaft durch eine aktive europäische Wirtschaftspolitik auf die Herausforderungen reagiert, blicken gut 70% optimistisch in die Zukunft, wie aus einer Erhebung von Boston Consulting hervorgeht. Von den befragten deutschen Manager sprechen sich 91% für einen CEO-Rat aus und würden sich darin engagieren.
hei Frankfurt
Top-Manager aus Europa machen Druck auf die Politik, entschlossen auf die Herausforderungen des von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskriegs zu reagieren. Rund 90%, in Deutschland sogar 93% der Teilnehmer an einer Umfrage von Boston Consulting Group (BCG) unter 850 Unternehmensführern sprechen sich für einen europäischen CEO-Rat aus und fordern zugleich eine aktivere Wirtschaftspolitik, die die Interessen europäischer Firmen schützt. Der von Trump so genannte „Liberation Day“ habe „Geschlossenheit und Selbstbewusstsein“ erweckt, so BCG-Europachef Michael Brigl. Signal für einen „psychologischen Wendepunkt“ sei auch die Tatsache, dass in der Erhebung 71% der Befragten optimistisch auf die wirtschaftliche Zukunft Europas schauen, während es vor dem 2. April nur 39% waren.

Der sogenannte CEO-Rat als Arbeitsgruppe von Unternehmenslenkern, die direkt Kontakt zur Politik hält und diese aktiv berät, zielt auch auf eine neue Qualität der Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Wirtschaft. In Deutschland wird dieser bereits durch zwei neue Minister aus der Wirtschaft, die direkt ins Bundeskabinett eingezogen sind, ausgedrückt: Katharine Reiche und Karsten Wildberger. Allerdings hat Europa bereits eine CEO-Vereinigung, den European Roundtable for Industry (ERT), in dem aus Deutschland unter anderem SAP-Chef Christian Klein, Telekomlenker Tim Höttges und die Vorstandsvorsitzenden der großen deutschen Automobilhersteller vertreten sind.
Wichtige Plattform
In den USA besteht ein Pendant, das sogenannte Business Roundtable, in dem die CEOs von Amerikas führenden Konzernen engagiert sind. Das Gremium gilt dort als äußerst einflussreich. Klein, der dort ebenfalls Mitglied ist, hatte jüngst die Vorteile des Business Roundtable gelobt. Es gilt nicht nur als wichtigste Plattform, um wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Themen zu diskutieren, sondern wird auch regelmäßig von hochrangigen Regierungsmitgliedern oder dem US-Präsidenten selbst empfangen.
Den größten Handlungsbedarf sehen die Unternehmenslenker bei der Verbesserung von Rahmenbedingungen, etwa mit dem Ziel niedrigerer Arbeitskosten, verlässlicher Energiepreise oder auch gemeinsamer Beschaffungsinitiativen, die die Resilienz bei produktionswichtigen Gütern erhöhen. Sollte es hier zu Fortschritten kommen, wären fast neun von zehn (87%) der von BCG befragten Manager bereit, neue Arbeitsplätze in der EU zu schaffen. 81% würden wieder verstärkt in Europa produzieren. Das größte Vertrauen in ein wachsendes Verständnis der Politik für ihre Belange haben inzwischen Technologiefirmen. Industrie und Consumer nahe Unternehmen sind skeptischer. Kritik üben die Manager auch wie gewohnt an den Kartellwächtern. Eine „flexiblere Regulierung" würde mehr M&A ermöglichen, sagen 84% der Studienteilnehmer. Die Bildung von European Champions befürworten 83%. Dies hat damit Top-Priorität für die Befragten.