Mobilität der Zukunft

Experimentier­feld Robotaxis

Sixt und die Intel-Tochter Mobileye kooperieren auf dem Gebiet der Robotaxis. Dabei geht es für die Unternehmen auch um Prestige.

Experimentier­feld Robotaxis

Von Stefan Kroneck, München

Komplett selbstfahrende Fahrzeuge gelten als technologisches Meisterwerk auf dem Weg zur Mobilität der Zukunft. Für jene Unternehmen, die auf diesem Feld mitspielen wollen, geht es dabei auch um Prestige. Vor diesem Hintergrund bietet sich die IAA in München als geeignetes Forum an, sich als Vorreiter in diesem Segment zu inszenieren. Sixt und die israelische Intel-Sensoriktochter Mobileye kündigten auf der Branchenmesse an, von 2022 an einen Robotaxidienst mit einem siebensitzigen Fahrzeug des chinesischen Herstellers Nio anzubieten. Der Probelauf soll zunächst mit einer überschaubaren Kapazität von 25 Shuttlebussen starten. Fahrgäste können über Apps der beiden Kooperationspartner die Robotaxis buchen.

Laut Mobileye handelt es sich um das erste Fahrzeug, welches im Rahmen des neuen Gesetzes zum autonomen Fahren in Deutschland zum Einsatz kommt. Im Juli ermöglichte der Gesetzgeber diese Art der modernen Fortbewegung. Der Genehmigungsprozess beim Kraftfahrt-Bundesamt und beim TÜV Süd laufe, berichten die Partnerunternehmen. Für Sixt ist die Kooperation ein weiteres Betätigungsfeld in der Transformation des SDax-Mitglieds von einem reinen Autovermieter zu einem Mobilitätsdienstleister auf vielen Ebenen. Der US-Chipriese Intel kann über Sixt sein eigenes Softwaresystem für autonomes Fahren vermarkten. Dafür bietet das Unternehmen aus Pullach bei München mit seinen weltweit über 2000 Stationen genügend Kapazitäten.

Zweifel bestehen aber bei Analysten, ob das Geschäft mit Robotaxidiensten genügend Erträge abwirft, um damit ausreichend Geld zu verdienen. In einer Kurzstudie meint die Deutsche Bank, dass das in den kommenden zwei bis drei Jahren für Sixt nicht möglich sei. Auf lange Sicht räumt die Großbank dieser Aktivität aber „Potenzial“ ein.

Rückschläge

In der Tat handelt es sich bei Robotaxis für etablierte Autohersteller und sonstige Branchendienstleister wie Sixt um ein Experimentierfeld mit ungewissem Ausgang. Die anfängliche Euphorie in Bezug auf diese Taxidienste mit Autopilot ist einer Ernüchterung gewichen. Für die Google-Tochter Waymo und für den zu General Motors gehörenden Roboterwagenbauer Cruise zeichnet sich noch keine ernsthafte Konkurrenz aus Deutschland ab. Die US-Riesen Walmart und Microsoft gehören zum Investorenkreis von Cruise. Bündnisse auf dem Gebiet des autonomen Fahrens brachten für BMW, Daimler und Volkswagen bisher keinen Durchbruch. Die Zusammenarbeit von BMW mit Intel/Mobileye und Fiat Chrysler ist mittlerweile faktisch eingeschlafen. Im August begruben Daimler und Bosch ihre Kooperation zur Entwicklung und Produktion selbstfahrender Robo­taxis nach nur zwei Jahren (vgl. BZ vom 10. August). Volkswagen tauschte ihre Kooperationspartner aus. Der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern baut nun auf die Ford-Tochter Argo. VW investierte dafür vor zwei Jahren 2,6 Mrd. Dollar (vgl. BZ vom 16.7.2019). Zuvor beendeten die Niedersachsen die Zusammenarbeit mit dem Start-up Aurora. VW stieg vor zwei Jahren dort aus, stattdessen ging Konkurrent Fiat Chrysler rein.

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