Ferrero macht sich mit Übernahme von Kellogg in den USA breit
Ferrero schluckt Cornflakes-Anbieter Kellogg
Italienischer Süßwarenkonzern baut Position in den USA durch 3-Mrd.-Dollar-Übernahme aus – Aktie von WK Kellogg legt kräftig zu
bl Mailand
Der italienische Süßwarenriese Ferrero übernimmt den US-Frühstückflockenproduzenten WK Kellogg für 3,1 Mrd. Dollar. Damit kämen zwei traditionsreiche Unternehmen zusammen, erklärte Ferrero-Chef Giovanni Ferrero am Donnerstag. Die Italiener zahlen pro Aktie 23 Dollar in bar. Die Papiere von WK Kellogg sprangen zu Handelsbeginn um mehr als 30% in die Höhe. Das Geschäft soll bis zum Jahresende abgeschlossen werden.
Nutella ist die Cashcow
Mit der Übernahme baut Ferrero seine Position in den USA spürbar aus. Der italienische Familienkonzern aus Alba in Piemont ist in Nordamerika in den vergangenen Jahren bereits durch mehrere milliardenschwere Akquisitionen stark gewachsen. Ferrero erwarb unter anderem Wells Enterprises (Blue Bunny und andere Eismarken), das US-Süßwarengeschäft des Schweizer Lebensmittelgiganten Nestlé, die Candy Company, Fannie May sowie das Keks- und Snack-Geschäft von Kellogg. Ferrero expandierte auch in das Speiseeisgeschäft und brachte neue Produkte wie Nutella Ice Cream und Nutella Biscuits heraus.
Die bekanntesten Marken des italienischen Konzerns sind Kinder, Ferrero Rocher, Duplo, Mon Chéri, Tictac und vor allem die Nuss-Nougat-Creme Nutella – die Cashcow des Unternehmens, das die Familie über die Luxemburger Finanzholding Schenkenberg kontrolliert.
Die Süßwarenbranche befindet sich aber ingesamt in einer schwierigen Situation. Die Nachfrage ist schwach und viele Verbraucher steigen auf „gesündere“ Produkte um.
„Cornflakes“ erfunden
WK Kellogg ist vor allem für Cerealien bekannt. 1894 „erfand“ Unternehmensgründer Will Keith Kellogg die Cornflakes. Weitere Marken im Portfolio der Amerikaner sind Froot Loops, Frosted Flakes oder Rice Krispies.
Das Unternehmen entstand vor knapp zwei Jahren durch die Ausgliederung aus der alten Kellogg Company (heute: Kellanova) in ein separates börsennotiertes Unternehmen und wurde zuletzt mit 1,5 Mrd. Dollar bewertet. Die Schulden belaufen sich auf 500 Mill. Dollar. Die neue WK Kellogg vermarktet das Cerealiengeschäft in Nordamerika. Das Snackgeschäft der alten Kellogg, also Kellanova, wurde gerade für 36 Mrd. Dollar vom weltweit größten Süßwarenhersteller Mars übernommen.
Ferrero wurde 1946 gegründet und entstand aus einer kleinen Konditorei. In dritter Generation wird das Unternehmen von Giovanni Ferrero geführt, der mit einem Privatvermögen von weit über 41,3 Mrd. Dollar laut Forbes der vermögendste Italiener ist. Das Unternehmen hat den Umsatz im Geschäftsjahr 2023/24 (31. August) um 8,9% auf 18,4 Mrd. Euro gesteigert. Ferrero verfügt über weltweit 37 Produktionsstätten und fertigt seit vielen Jahren auch in Deutschland – die zwei Werke befinden sich in Frankfurt und in Stadtallendorf. Der Umsatz hierzulande belief sich 2022/23 auf 2,1 Mrd. Euro. Das Investitionsvolumen der Gruppe wurde für das Geschäftsjahr 2023/24 mit 958 Mill. Euro angegeben.
Nummer 2 weltweit
Das für umfangreiche Sozialleistungen, aber auch für seine Verschwiegenheit bekannte italienische Unternehmen ist nach Mars (Mars, Twixx, Snickers) und etwa gleichauf mit Mondelez International (Oreo, Cadbury, Milka, Toblerone) die weltweite Nummer 2 in der Süßwarenbranche. Auch Nestlé, Hershey´s und die Schweizer Lindt & Sprüngli gehören zu den weltweit größten Süßwarenkonzernen. Auf lokalen Märkten wie in Deutschland gibt es auch bedeutende einheimische Anbieter, etwa die Familienunternehmen Haribo, Storck, Bahlsen, Ritter Sport und Katjes.
In der von Nachfrageschwund gebeutelten Süßwarenbranche kommt es zu einem Milliarden-Deal. Nutella-Produzent Ferrero aus Italien übernimmt den Cerealienhersteller WK Kellogg aus den USA. Damit setzt Ferrero seine Einkaufstour in Übersee fort. Es kommen zahlreiche ikonische Marken unter ein Dach.