Filmschaffende kritisieren Sequoia-Investment für Arthouse-Streamer Mubi
Arthouse-Plattform in der Kritik
Filmschaffende fordern Mubi dazu auf, Beziehungen mit Großinvestor Sequoia zu überdenken
Der Einstieg des US-Investors Sequoia beim Arthouse-Streaming-Anbieter Mubi sorgt für Kritik unter Regisseuren und Nutzern. In einem offenen Brief haben 35 Filmschaffende die Plattform aufgerufen, ihre Beziehung zu dem Geldgeber zu überdenken. Grund sind Sequoias Investitionen in die israelische Rüstungsbranche.
kro Frankfurt
Die Arthouse-Streaming-Plattform Mubi zieht mit ihrer jüngsten Finanzierungsrunde die Kritik von Nutzern und Filmschaffenden auf sich. In einem offenen Brief haben Regisseure wie Aki Kaurismäki aus Finnland (u.a. „Fallende Blätter“), Radu Jude aus Rumänien (u.a. „Kontinental '25“) und Joshua Oppenheimer aus den USA (u.a. „The Act of Killing“) das Unternehmen dazu aufgefordert, seine Verbindung mit dem neuen Investor Sequoia Capital zu überdenken und diesen öffentlich zu verurteilen. Hintergrund sind Sequoias Investitionen in ein israelisches Rüstungs-Startup, mit denen der US-Investor „vom Genozid in Gaza profitiert", wie es in dem Brief heißt. Als erstes hat das US-Magazin „Variety“ darüber berichtet.
Sequoia Capital gehört mit einem verwalteten Vermögen von zuletzt rund 56 Mrd. Dollar zu den größten Startup-Investoren der Welt. Ende Mai war der eigentlich auf Tech-Firmen spezialisierte Geldgeber bei Mubi eingestiegen und hatte 100 Mill. Dollar in das Unternehmen gesteckt. Dabei wurde die schon 2007 gegründete, aber erst 2024 durch den Vertrieb des Oscar-prämierten Films „The Substance“ so richtig bekanntgewordene Indie-Plattform mit 1 Mrd. Dollar bewertet. Sequoia verspricht sich offenbar viel von dem Investment: „Mubi ist wachstumsstark und profitabel und das ist in der Filmbranche eine unglaublich seltene Kombination“, sagte Sequoia-Partner Andrew Reed der „Financial Times“.
Andere sind von dem Deal allerdings weniger begeistert. Denn Sequoia hat zuletzt auch Geld in das israelische Militärtechnik-Startup Kela gesteckt, das ein Betriebssystem entwickelt, welches kommerzielle und militärische Systeme miteinander verbinden soll. Kela wurde unter anderem von ehemaligen Mitgliedern der israelischen Streitkräfte gegründet und hat im Mai 60 Mill. Dollar eingesammelt – teils von Sequoia.
Nutzer riefen zum Boykott auf
Das finanzielle Wachstum von Mubi sei nun "explizit mit dem Völkermord in Gaza verbunden“, heißt es in dem Brief der insgesamt 35 Filmemacher an die Streaming-Plattform. Zuvor hatten bereits Mubi-Nutzer in sozialen Netzwerken zum Boykott der Plattform aufgerufen. Hintergrund waren auch verschiedene Äußerungen von dem beim Kela-Deal ebenfalls involvierten Sequoia-Partner Shaun Maguire auf der Plattform X, die von muslimischen Tech-Gründern als islamfeindlich kritisiert wurden.

Quelle: picture alliance / Eventpress | Eventpress Kochan
Mubi selbst nahm Mitte Juni Stellung zur Kritik am neuen Investor. Dieser investiere in „eine Vielzahl von Gründern, Branchen und Regionen“. Man habe sich für Sequoia entschieden, weil das Unternehmen Mubi bei der Mission unterstütze, „noch mehr Menschen auf der ganzen Welt großartiges Kino näherzubringen“. Die Überzeugungen einzelner Investoren spiegelten nicht die Ansicht von Mubi wider.