Flugverkehr erholt sich auf niedrigem Niveau
wü Paris – Für die internationale Luftverkehrsindustrie dürfte zumindest von der Nachfrage her das Schlimmste erst mal überstanden sein. Der Branchenverband International Air Transport Association (IATA) geht nach Auswertung der jüngsten Daten davon aus, dass der Flugverkehr wieder zunehmen wird, nachdem er wegen der im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie verhängten Reisebeschränkungen im April auf einen historischen Tiefstand eingebrochen ist. Dabei dürfte zunächst der Markt für Inlandsflüge wieder anziehen, wie jüngste Daten aus China, Südkorea und Vietnam zeigen, wo es den Fluggesellschaften gelungen ist, Passagiere mit Hilfe von Sonderangeboten wieder an Bord zu locken.”Airlines versuchen, die Nachfrage mit niedrigen Ticketpreisen anzuregen”, sagte IATA-Chefökonom Brian Pearce bei einem Briefing. So hätten die Ticketpreise im Mai im Schnitt 23 % unter dem Niveau des vergangenen Jahres gelegen. Der Branchenverband warnt jedoch, dass dauerhafte Preisnachlässe die Rentabilität von Fluggesellschaften zusätzlich gefährden könnten. “Airlines brauchen wegen der Krise Bargeld, und sie versuchen Passagiere mit günstigen Preisen zurückzugewinnen”, so Pearce. Die Herausforderung bestehe nun darin, dass die Stückkosten durch in Kraft getretene Beschränkungen gestiegen seien. Die Coronavirus-Krise dürfte den Airlines im Passagiergeschäft einen Umsatzverlust von 314 Mrd. Dollar bescheren, schätzt die IATA. Rekord-RückgangNach aktuellen Analysen des Verbandes hat die Krise um den 21. April herum ihren Höhepunkt erreicht. Seitdem haben die weltweiten Flüge wieder um 30 % zugenommen. Doch damit liegt der Flugverkehr immer noch 73 % unter dem Niveau von Anfang des Jahres, nachdem er im April nahezu zum Erliegen gekommen war. Die Airline-Industrie habe fast vollkommen aufgehört zu fliegen, sagte Pearce. So ist die weltweite, in Sitzplatzkilometern gemessene Nachfrage im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 94,3 % eingebrochen.Einen solch starken Einbruch habe es in den seit den neunziger Jahren veröffentlichten Verkehrsdatenreihen der IATA nicht gegeben, erklärte der Verband. Den stärksten Einbruch der Nachfrage verzeichneten Afrika und Europa, wo sie um mehr als 98 % zurückging. Im Mittleren Osten fiel die Nachfrage im April 97,3 % niedriger als ein Jahr zuvor aus, in Nordamerika 96,6 %, in Lateinamerika 96 % und in der Asien-Pazifik-Region 88,5 %.