Fresenius-Aktionäre in der Fankurve
Fresenius-Aktionäre in der Fankurve
Anteilseigner loben Neuausrichtung, hinterfragen aber Desaster im Klinikprojektgeschäft
swa Frankfurt
Das Management von Fresenius hat auf der Hauptversammlung viel Lob für die strategische Neuausrichtung des Gesundheitskonzerns erfahren. Die Anteilseigner würdigten den Portfolioumbau und die Rückkehr zu profitablem Wachstum. „Aus dem Sorgenkind Fresenius ist ein aufstrebendes Unternehmen mit starken Ambitionen geworden“, sagte Cornelia Zimmermann als Vertreterin der Fondsgesellschaft Deka Investment. Die Aktie habe die Höchststände der Vergangenheit zwar noch nicht wieder erreicht, das Konzernmanagement habe die vergangenen zwei Jahre jedoch „sehr erfolgreich bewältigt und Fresenius im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf Kurs gebracht."
„Operative Fortschritte“
Auch Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS Investment hob in seiner Rede „klare operative Fortschritte“ hervor und begrüßte die Rückkehr zur Dividendenzahlung. Wegen der Inanspruchnahme staatlicher Zuschüsse für Energiekosten hatte Fresenius die Ausschüttung für 2023 streichen müssen.
Fresenius-CEO Michael Sen bekräftigte, den eingeschlagenen Wachstumskurs fortsetzen zu wollen: „Wir investieren in Fresenius. Unsere Geschäfte laufen gut. Und wir sind in wachsenden Märkten aktiv. Wenn wir weiter investieren, schaffen wir noch mehr Wert“, versprach der Manager.
Trennung mit Verlust
Bei aller Euphorie für die zukünftige Entwicklung stand auch leidvolle Vergangenheitsbewältigung auf der Präsenzhauptversammlung in Frankfurt im Raum − vertreten war 77,63% des Grundkapitals. Andreas Schmidt von der Aktionärsvereinigung SdK hinterfragte mit harschen Worten den teuren Ausstieg aus dem Krankenhausprojektgeschäft der langjährigen Fresenius-Tochtergesellschaft Vamed.
Fresenius habe richtigerweise die Reißleine gezogen, die Trennung sei aber mit einem Verlust von 1,5 Mrd. Euro einhergegangen, kritisierte Schmidt und fragte: „Wie können sich so hohe Belastungen im Projektgeschäft ansammeln?“ Der SdK-Vertreter zog in Zweifel, dass es ausreichende Kontrollen gegeben habe und äußerte den Verdacht, der Aufsichtsrat habe in seiner Kontrollpflicht „versagt“ oder sogar aktiv „weggeschaut“. Schmidt wollte wissen, ob der Abschlussprüfer Bedenken geäußert habe und ob Fresenius die Vorfälle in einer Sonderprüfung aufarbeiten wolle.
Aufklärung läuft
Zum Fall Vamed erläuterte Rechtsvorstand Michael Moser, Fresenius habe eine umfassende Überprüfung der negativen Entwicklung in Auftrag gegeben. Mandatiert seien eine Anwaltskanzlei, Wirtschaftsprüfer und Forensiker. Untersucht würden operative und rechtliche Fragen sowie Risiko- und Kontrollsysteme. Geprüft werde auch die Rückforderung von Managervergütung.
Fresenius-Finanzchefin Sara Hennicken sagte zu den Vorwürfen, das Projektgeschäft sei in der Vergangenheit regelmäßig auf notwendige Wertberichtigungen geprüft worden. Als Fresenius 2024 entschieden habe, bei Vamed als Gesellschafter auszuscheiden, habe man die abzuwickelnden Teile einer Neubewertung unterzogen. Auch 2023 habe es aber schon nennenswerte Impairments gegeben.