Medizintechnik

Fresenius dämpft Spin-off-Fantasie

Fresenius tritt Spekulationen entgegen, wonach aktiv an einer Aufspaltung des Gesundheitskonzerns gearbeitet werde. Derzeit sei kein Rückzug aus dem Dialysegeschäft geplant.

Fresenius dämpft Spin-off-Fantasie

swa Frankfurt – Der Gesundheitskonzern Fresenius bekräftigt den Willen zur Profitabilitätssteigerung. „Alle Unternehmensbereiche sind einbezogen“, erklärt Vorstandschef Stephan Sturm auf der virtuellen Hauptversammlung. Drehen will der Konzern an vielen Kostenstellen – vom Einkauf bis zum Personaleinsatz.

Der Dax-Konzern verfolgt das Ziel, bis 2023 jährlich mindestens 100 Mill. Euro nach Steuern und Anteilen Dritter einzusparen und signalisiert, dass es in den kommenden Jahren „zusätzliche Verbesserungen“ geben wird. „Unsere Zukunft sieht weiterhin gut aus. Wir werden gebraucht. Wir werden immer mehr Menschen mit immer besserer Medizin versorgen. Wir werden in den kommenden Jahren wieder dynamischer wachsen. Und wir werden Fresenius damit noch wertvoller machen“, schürt der Manager Hoffnung.

„Keine Tabus“

Sturm bestätigte, dass auch das Portfolio durchforstet wird und nicht auszuschließen ist, dass sich Fresenius von Aktivitäten trennt. Spekulationen, wonach die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) rasch ins Schaufenster gestellt werden könnte, weist der Manager und ehemalige Investmentbanker indes zurück. „FMC gehört zum Kerngeschäft von Fresenius“, sagt Sturm. Der Konzern plane derzeit nicht, seinen Anteil zu reduzieren. Dass Fresenius ihre Struktur permanent hinterfrage, sei ein „ganz normaler Prozess“. „Dabei gibt es keine Tabus. Keine Denkverbote“, erklärt der Konzernchef. Aktuell gibt es jedoch keine Pläne für einen umfassenden Konzernumbau. „Zumindest bis auf weiteres halte ich unsere aktuelle Struktur für die richtige“, ergänzt Sturm.

Auf dem Aktionärstreffen stand unter anderem die Neuwahl des Aufsichtsrats auf der Tagesordnung – diesmal für eine Amtszeit von vier Jahren. Den Vorsitz des Gremiums übernimmt der ehemalige Vorstandschef der DZBank Wolfgang Kirsch. Er wurde bei einer Präsenz von 72,76% des Grundkapitals mit breiter Mehrheit von 98,52% gewählt. Er war in der Vergangenheit auch als möglicher Aufsichtsratschef der Commerzbank im Gespräch. Nun löst er bei Fresenius den 82-jährigen Gerd Krick ab, der seit 1975 im Konzern arbeitet – viele Jahre als Chef des Unternehmens und seit 2003 an der Spitze des Aufsichtsrats. Krick ist in Anerkennung seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden des Gremiums ernannt worden. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Michael Diekmann würdigte Krick mit den Worten, er habe Fresenius wie kein anderer geprägt. Es sei ihm gelungen, aus einem mittelständischen Unternehmen einen weltumspannenden globalen Konzern zu formen. Krick war von 1992 bis 2003 Vorstandschef von Fresenius, die 1986 an die Börse gegangen ist. Unter seiner Ägide wurde 1996 der spektakuläre Zusammenschluss der Dialysesparte mit dem größeren amerikanischen Wettbewerber National Medical Care vollzogen und in dem Geschäft der neue Weltmarktführer Fresenius Medical Care aus der Taufe gehoben.

Im Aufsichtsrat wird der ehemalige Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller für ein weiteres Jahr als Vorsitzender des Prüfungsausschusses an Bord bleiben, bis er diese Aufgabe an Susanne Zeidler übergibt. Die Finanzchefin der Deutschen Beteiligungs-AG soll im kommenden Jahr zur Wahl vorgeschlagen werden. Müller, seit 2008 im Gremium, wurde mit 82,3 % der Stimmen gewählt.