Fresenius legt beim Umsatz eine Schippe drauf
Fresenius legt
beim Umsatz
eine Schippe drauf
dpa-afx Bad Homburg
Der Krankenhausbetreiber und Arzneimittelkonzern Fresenius hat sich im zweiten Quartal dank guter Geschäfte erfolgreich gegen das schwierige Umfeld gestemmt. CEO Michael Sen hob nun seine Jahresprognose für das Wachstum aus eigener Kraft an. Die Gewinnprognose bestätigte der Manager, denn der Dax-Konzern verdiente auch dank weiterer Einsparungen deutlich mehr als von Analysten erwartet – trotz des Wegfalls staatlicher Energiehilfen für seine Kliniken und anderer Belastungen. Für die Börsianer waren das erfreuliche Nachrichten. Das Papier kletterte bis gegen Mittag um gut 1%.
„Fresenius bleibt auf Kurs und behält die positive Dynamik bei“ sagte Sen am Mittwoch. Die Resilienz unserer Geschäfte ist in einem volatilen geopolitischen Umfeld, wie wir es gerade erleben, eine große Stärke."
JPMorgan-Analyst David Adlington sprach ebenfalls von einem starken Quartal. Mit den aktuellen Gewinnen setzt die Aktie ihre deutliche Erholung fort. Das Jahresplus ist inzwischen auf rund ein Viertel angeschwollen. Seit dem im Oktober 2022 markierten Elf-Jahres-Tief bei 19,69 Euro hat das Papier sich im Wert mehr als verdoppelt. Treiber der guten Kursentwicklung war vor allem das bisher sehr erfolgreiche Sparprogramm von Konzernchef Sen, durch das Fresenius nach schwierigen Pandemiezeiten wieder Fahrt aufnimmt.
Viele Fragen offen beim Zoll-Deal
Laut der neuen Prognose soll der Umsatz in diesem Jahr organisch, also Währungs- und Portfolioeffekte herausgerechnet, um 5 bis 7% anziehen – statt wie bisher angepeilt um 4 bis 6%. Aktuelle geopolitische Risiken und auch Zölle, soweit bekannt, seien in der Prognose berücksichtigt, hieß es dazu. Es gibt aber noch viele offene Fragen“, sagte Sen mit Blick auf den Zoll-Deal zwischen den USA und der EU. Noch seien etwa die genauen Regelungen für pharmazeutische Produkte unbekannt, und ab wann diese gelten.
Generell sei Fresenius mit seinem hohen Anteil an lokaler Produktionen in den USA zwar „resilienter als andere“, betonte der Manager, „aber auch nicht immun gegen Handelsbeschränkungen“. Fresenius macht derzeit rund 10% seines Gesamtumsatzes in den USA, 70% der dort verkauften Produkte werden lokal hergestellt.
Starkes Wachstum im Pharmageschäft
Im vergangenen Jahr erlöste Fresenius mit 5,57 Mrd. Euro 3% mehr als vor einem Jahr. Das organische Umsatzplus lag bei 5%, wozu beide Sparten beitrugen. Während die Generika- und Medizintechniktochter Kabi vor allem von einem starken Wachstum im Pharmageschäft profitierte, gaben eine gute Auslastung und günstige Preiseffekte den deutschen Kliniken Schub. In den Krankenhäusern in Spanien machte sich dagegen der Ostertermin negativ bemerkbar, zu dem generell weniger behandelt wird, auch war das Vorjahr dort stark ausgefallen.
Konzernweit sank das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) um 1% auf 654 Mill. Euro, weil unter anderem die im Vorjahr noch gezahlten staatlichen Energiehilfen für die Kliniken weggefallen waren. Zudem belastete Kabi der weggefallene Beitrag eines klinischen Ernährungsprodukts in China. Währungsbereinigt blieb der operative Gewinn des Konzerns aber nahezu stabil.
Damit schlug sich Fresenius im Tagesgeschäft deutlich besser als von Analysten befürchtet. Fresenius-Lenker Sen bestätigte denn auch seine Jahresprognose, die für den operativen Gewinn einen währungsbereinigten Zuwachs von 3 bis 7% vorsieht.
Unter dem Strich verdiente Fresenius im fortgeführten Geschäft im vergangenen Quartal sogar mehr als vor einem Jahr, das bereinigte Konzernergebnis stieg von zuvor 388 auf 412 Mill. Euro. Dabei profitierte der Konzern den eigenen Angaben zufolge auch von geringeren Zinsaufwendungen.
Bei Helios wird gespart
Der Konzern feilte unterdessen im vergangenen Jahresviertel weiter an seiner Kostenbasis – laut Sen beliefen sich die gesamten Einsparungen auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Zudem läuft aktuell bei der Klinikgesellschaft Helios ein Sparprogramm, das aber vor allem in der zweiten Jahreshälfte Früchte tragen soll.
Abseits von Kostensenkungen und Effizienzmaßnahmen hat Chef Michael Sen, der Fresenius seit Oktober 2022 führt, den gesamten Konzern auch in seiner Struktur kräftig umgebaut. Die Bad Homburger konzentrieren sich mittlerweile nur noch auf die beiden Säulen Kabi und das Klinikgeschäft, nachdem sie sich von Randgeschäften und der Dienstleistungstochter Vamed getrennt haben. Die frühere Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) wird nur noch als Beteiligung geführt. Aktuell hält Fresenius 28,6%.
Um diesen Anteil stabil zu halten, will Fresenius im Zuge des von FMC geplanten Aktienrückkaufs weitere eigene Aktien verkaufen. Fresenius bekräftigte aber, perspektivisch aktiver Aktionär mit einem FMC-Anteil von mindestens 25% plus einer Aktie bleiben zu wollen.