Nach Gewinnwarnung

Gekappter Renault-Ausblick setzt Autosektor unter Druck

Eine Gewinnwarnung von Renault hat am Mittwoch auch die Aktien mehrerer Wettbewerber unter Druck gesetzt. Der Autobauer hat die Aussichten für das Gesamtjahr gesenkt.

Gekappter Renault-Ausblick setzt Autosektor unter Druck

Eine Gewinnwarnung von Renault hat am Mittwochvormittag nicht nur die Aktie des französischen Autobauers, sondern auch den Sektor insgesamt belastet. Der Autobauer Renault stutzt wegen trüber Aussichten seinen Ausblick für das Gesamtjahr. Schon in den ersten sechs Monaten konnten die Franzosen bei der Profitabilität das bisherige Zielniveau nicht erreichen. Die Abwärtstrends in der Branche, der steigende Konkurrenzkampf und eine schwache Nachfrage ließen die Prognose nun in noch weitere Ferne rücken.

Finanzvorstand Duncan Minto kappte die Ziele daher mit Blick auf Marge und Finanzmittelzufluss. Der Manager übernimmt nach dem Abschied von Luca de Meo zudem übergangsweise dessen Posten des Vorstandschefs. Die Suche nach einer dauerhaften Nachfolge für CEO de Meo, der zum Luxusgüterkonzern Kering wechselt, ist Renault zufolge „gut vorangeschritten“.

Renault reißt Wettbewerber mit

Renault-Aktien brachen in Paris am Mittwochvormittag zeitweise um mehr als 18% ein und näherten sich dem Vorjahrestief. Damit war das Papier der mit Abstand schwächste Wert im kaum veränderten französischen Leitindex Cac 40 .

Damit weitete der Renault-Anteilsschein seine schwache Entwicklung im laufenden Jahr noch deutlicher aus und notiert hier nun rund 27% im Minus. Im europäischen Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts hat sich von den Herstellern bisher nur der Erzrivale Stellantis (Peugeot, Fiat, Chrysler, Opel) schlechter geschlagen als Renault. Die VW-Tochter Porsche AG liegt in etwa gleich auf mit Renault. Auch die Aktien anderer Autobauer zeigten sich nach den schlechten Branchennachrichten schwächer.

Operative Marge von Renault sinkt

Renault erwartet nun für das laufende Geschäftsjahr nur noch eine operative Marge von 6,5%. Bisher hatte der Konzern mindestens 7% angepeilt. Der freie Barmittelzufluss soll statt mindestens 2 Mrd. Euro nur noch 1,0 bis 1,5 Mrd. betragen. Analyst Roman Gourvil von der Berenberg Bank bezeichnete die neue Margenprognose als realistisch.

Im ersten Halbjahr war der Umsatz vorläufigen Berechnungen zufolge um 2,5% auf 27,6 Mrd. Euro gestiegen. Die operative Marge lag bei 6% und damit unter Analystenschätzungen. Negativ beeinflusst worden seien die Ergebnisse unter anderem von einem etwas geringeren Volumen im Juni. Die Vorratsbestände seien im Konzern zudem aktuell wegen geringerer Produktion erhöht. Und die Transportersparte habe sich in einem scharfen Abschwung des Marktes in Europa schwach entwickelt.

Angesichts der Schwierigkeiten will das Unternehmen seine bestehenden Sparbemühungen verschärfen, hieß es. Diese richteten sich auf Verwaltungs- und Vertriebskosten, auf die Produktion sowie auf Forschung und Entwicklung. Details will das Management bei Vorlage der detaillierten Halbjahreszahlen am 31. Juli nennen.

Stellantis und Volkswagen unter Druck

Europaweit standen insbesondere Werte von Unternehmen unter Druck, die im gleichen Segment wie Renault unterwegs sind. So gaben Stellantis und Volkswagen am Mittwoch zunächst ebenfalls nach, besser hielten sich die Aktien von Herstellern aus der Oberklasse wie BMW und Mercedes. Die Opel-Mutter Stellantis hat am Mittwoch auch verkündet, ihr Wasserstoff-Brennstoffzellen-Programm ad acta zu legen. Man wolle in diesem Jahr auch keine wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge mehr auf den Markt bringen.

Renault setzt Autosektor unter Druck

Gewinnwarnung zieht Wettbewerber mit nach unten – Aktie bricht ein

dpa-afx/Reuters Paris/Frankfurt