Gerresheimer wird noch vorsichtiger
Gerresheimer wird noch vorsichtiger
Hohe Verschuldung – Abstriche bei Investitionen – Aktie auf Achterbahnfahrt
ab Köln
Nach der Gewinnwarnung Anfang Juni adjustiert Gerresheimer die Umsatzprognose für den laufenden Turnus ein weiteres Mal. Hatte der Hersteller von Spezialverpackungen für die Pharma- und Kosmetikindustrie zuletzt ein organisches Erlösplus von 1 bis 2% avisiert, wird der Korridor nun auf 0 bis 2% erweitert, wie Vorstandschef Dietmar Siemssen bei der Vorlage der endgültigen Quartalszahlen sagte. Neben der schwächer als erwarteten Entwicklung im Berichtsquartal gab dafür vor allem die geringe Visibilität in den Problembereichen Kosmetik und oral einzunehmende flüssige Medikamente den Ausschlag.
„Es ist klug, vorsichtiger zu sein“, sagte Siemssen im Analystencall. Gerresheimer musste die Prognosen in den vergangenen neun Monaten gleich zweimal deutlich nach unten korrigieren, begleitet jeweils von einem prozentual zweistelligen Kurseinbruch. Am Mittwoch legte der MDax-Wert dagegen eine Achterbahnfahrt hin. Nach schwachem Start drehte die Aktie zunächst in positives Terrain, bevor es gegen Mittag wieder bergab ging. Jefferies, J.P. Morgan und UBS bestätigten jedoch ihre Kaufempfehlungen.
Entscheidung nach dem Sommer
Auch bei den mittelfristigen Wachstumserwartungen ruderte Gerresheimer zurück – statt eines durchschnittlichen jährlichen Wachstums zwischen 8 bis 10% wird nur noch mit 6 bis 9% geplant. An der Margenplanung machten die Düsseldorfer weder auf kurze noch auf mittlere Sicht Abstriche. Trotz des Gegenwinds sei die Übernahme von Bormioli im vorigen Jahr „der richtige strategische Schritt“ gewesen, sagte Siemssen. Die damit im Zusammenhang stehenden Überlegungen zur Abspaltung des Geschäfts Moulded Glass dauerten noch an. Nach dem Sommer soll die Entscheidung stehen, kündigte Siemssen an. Ein genaues Datum für den ursprünglich für Dezember 2024 anberaumten Kapitalmarkttag bleibt Gerresheimer aber weiter schuldig.
Dividende gekürzt
Der Bormioli-Kauf hat aber auch die Nettoverschuldung in ungesunde Höhen getrieben. Gemessen am bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) machte die Nettoverschuldung zum 31. Mai das Vierfache (Leverage) aus. Um den Abbau der Verschuldung zu beschleunigen, greift Gerresheimer auf verschiedene Maßnahmen zurück. Zum einen wurde die Dividende für den abgelaufenen Turnus in der jüngsten Hauptversammlung auf das gesetzliche Mindestmaß reduziert. Zum anderen macht Gerresheimer Abstriche in der Investitionsplanung, um den freien Cashflow zu stärken. Zum Jahresende soll der Leverage maximal beim Vierfachen des Ebitda liegen.