Siemens

Gewinnprognose zum vierten Mal übertroffen

Siemens-Vorstandschef Busch stuft das vergangene Geschäftsjahr als herausragend ein. Die Dividende wird stark angehoben. Der Konzern plant weiteres Wachstum.

Gewinnprognose zum vierten Mal übertroffen

mic München

„Es war in jeder Hinsicht ein herausragendes Jahr“: Mit dieser Einschätzung würdigte Siemens-Vorstandsvorsitzender Roland Busch auf der Jahrespressekonferenz den Turnus 2020/2021 (30. September). Alle Geschäfte lägen wieder deutlich über dem Niveau, das sie vor der Pandemie gehabt hätten. Der Umsatz der drei industriellen Geschäfte übertreffe auf vergleichbarer Basis den Wert vor zwei Jahren um 5 bis 6%. Finanzvorstand Ralf Thomas sprach von einer „Erfolgsgeschichte des Jahres 2021“.

Tatsächlich wuchsen sowohl Auftragseingang (vergleichbar ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte um 21% auf 71 Mrd. Euro) als auch Umsatz (vergleichbar um 11% auf 62 Mrd. Euro) im vergangenen Geschäftsjahr prozentual zweistellig. Das angepasste operative Ergebnis (Ebita) kletterte um 17% auf 8,8 Mrd. Euro, so dass die Marge auf 15,0% zulegte. Der Gewinn nach Steuern erhöhte sich um 59% auf 6,7 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Die Kapitalrendite ohne Varian-bezogene M&A-Effekte betrug 15,1% und landete damit zwei Jahre früher als erwartet im Zielkorridor 15% bis 20%. Der Free Cash-flow, erneut befeuert durch ein „September-Wunder“ im vierten Quartal von 3,8 Mrd. Euro, stieg um 29% auf den Rekordwert von 8,2 Mrd. Euro. Das Verhältnis von industrieller Nettoverschuldung zu Ebitda sank innerhalb eines Vierteljahres von 1,9 auf 1,5 und landete ein Jahr früher als angekündigt im Zielkorridor von maximal 1,5.

Wieder Aktienrückkäufe

Der Ausblick sei viermal angehoben worden, bilanzierte Busch. Die letzte Prognose für den Umsatzanstieg wurde am unteren Ende erreicht, die auf maximal 6,4 Mrd. lautende Gewinnprognose mit 6,7 Mrd. Euro klar übertroffen.

Die Aktionäre profitieren, indem die Dividende von 3,50 Euro je Aktie auf 4,00 Euro erhöht wird. Sie liegt damit auch über dem Niveau vor der Pandemie von 3,90 Euro. Morgan-Stanley-Analyst Ben Uglow wertete die Ausschüttungshöhe als positive Überraschung. „Dieser Vorschlag spiegelt unsere herausragende Leistung im Geschäftsjahr 2021 und unser großes Vertrauen in die zukünftige Entwicklung des Unternehmens wider“, sagte Thomas. Die Dividendenrendite bezogen auf den Kurs Ende September beträgt 2,8%.

Thomas kündigte außerdem ein neues Aktienrückkaufprogramm von bis zu 3 Mrd. Euro an. Es hat eine Laufzeit von fünf Jahren, während das vorherige Programm über die gleiche Summe nur vier Jahre lief. Der Rückkauf wirke einer Verwässerung durch aktienbasierte Vergütung entgegen, sagte Thomas.

Mehr Gewinn 2021/2022

Busch bezeichnete das hohe Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz von 1,15 als „sehr vielversprechende Ausgangslage“ für das angelaufene Geschäftsjahr – letztmals war im Turnus 2010/2011 mit 1,16 mehr erreicht worden. Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis mit einem prozentual mittleren einstelligen Prozentsatz steigen. Alle drei Kernsparten sollen jeweils um 5 bis 8% zulegen.

Die Ergebnismarge werden der Planung zufolge Mobility (9,3% auf 10 bis 10,5%) und Smart Infrastructure (11,6% auf 12 bis 13%) auf jeden Fall steigern. Der Bahntechnik-Margenkorridor sei insbesondere im Vergleich zum Wettbewerb ambitioniert und werde gegen Ende des Geschäftsjahres erreicht, sagte Thomas. Für Digital Industries prognostiziert der Vorstand 19 bis 21% nach 20,4% im Vorjahr. Die Umstellung eines Teils des Softwaregeschäfts auf Software as a Service werde die Marge um bis zu 2 Prozentpunkte senken, bekräftigte er. Mit den Vorgaben liegen Digital Industries und Smart Infrastructure in der Mitte ihrer mittelfristigen Zielbänder, Mobility rangiert am unteren Ende.

Wie angekündigt richtet sich die Gewinnprognose nicht mehr auf das Nettoergebnis, sondern auf das unverwässerte Ergebnis je Aktie vor Effekten aus der M&A- Kaufpreisallokation. Thomas begründete dies damit, dass diese Größe wegen der steigenden Minderheitsanteile am Nettogewinn näher am Cash-flow sei. Dieses bereinigte Ergebnis pro Aktie soll von 8,32 Euro auf 8,70 Euro bis 9,10 Euro je Aktie steigen.

Thomas kündigte Kosten von 150 bis 200 Mill. Euro für Personalrestrukturierung an. Die Portfolio-Gesellschaften, die nicht zum Kerngeschäft gehören und im vergangenen Geschäftsjahr erstmals die Gewinnzone erreichten, sollen auf eine Marge von mindestens 5% kommen.

Siemens
Konzernzahlen nach IFRS 1
in Mill. Euro 2020/21 2019/20
Auftragseingang71 37458 030
Umsatz262 26555 254
Entwicklungskosten4 8594 569
Vertriebs- und Verwaltungskosten        11 189        10 682
Ergebnis industrielles Geschäft        8 808        7 560
Ergebnis von Equity-Beteiligungen        −478        −596
Finanzergebnis1 4801 227
Ertragsteuern1 8611 346
Ergebnis nicht fortgeführte Geschäfte         1062            44
Nettoergebnis6 6974 200
 dav. Anteile Dritter537170
Ergebnis je Aktie (Euro)7,685,00
Kapitalrendite3 (%)13,17,8
Freier Cash-flow28 2376 404
Nettoschulden413 86110 189
Eigenkapital49 27439 823
Beschäftigtenzahl303 000293000 5
1) Geschäftsjahr endet am 30. September; 2) fortgeführte Aktivitäten; 3) Return on Capital Employed (Roce); 4) im Industriegeschäft; 5) nicht angepasst, wie im Vorjahr berichtetBörsen-Zeitung