Künstliche Intelligenz

Google legt bei KI die Latte höher

Google antwortet mit mehreren KI-Initiativen auf den Vorstoß von Microsoft und ChatGPT. Dabei profitiert der Konzern von seiner jahrelang führenden Forschung und Entwicklung – und auch von den Ideen eines Start-ups.

Google legt bei KI die Latte höher

Frankfurt
hei

– Unmittelbar vor einer für Donnerstag erwarteten neuen Produktankündigung von Microsoft im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) hat Google ihrerseits neue KI-Anwendungen auf Basis der eigenen Cloud-Plattform angekündigt. Überdies kontert der Internetriese die Ankündigung einer neuen Version der Technologie hinter dem populären Textautomaten ChatGPT, GPT-4, die OpenAI lanciert hat, mit dem KI-Textprogramm „Claude“. Das Programm wurde von dem von Google unterstützten Start-up Anthropic entwickelt. Die Firma, die erst 2021 von den Zwillingen Daniela und Dario Amodei – ehemaligen Managern von OpenAI – gegründet wurde, hat insgesamt schon 400 Mill. Dollar von Google erhalten. Der Textroboter, der ChatGPT im Kern ähnlich ist, richtet sich primär an Unternehmenskunden. Er ist in einer Testphase. Den Angaben von Anthropic zufolge sind die Tests „ermutigend“ im Hinblick auf die Qualität der Antworten und auf häufige Mängel, die auch ChatGPT zur Last gelegt werden, wie verbale Entgleisungen oder „erfundene Tatsachen“.

Indes unterstreicht OpenAI, dass die neue Technologieversion für den eigenen Textroboter GPT-4 die genannten Mängel deutlich eingedämmt habe. Die neue Version richtet sich ebenfalls an Unternehmenskunden. Zugang zu GPT-4 bekommen zahlende Kunden von OpenAI für ihre Dienste. Es gebe ebenfalls eine Warteliste. Indes legt Google mit neuen Anwendungen auf Basis von Google Cloud die Latte bei KI höher. Vorgestellt wurde eine Entwicklungsumgebung („Maker-Suite“), mit der Unternehmen eigene KI-Anwendungen bauen können.

Partner Deutsche Bank

Zu den „vertrauenswürdigen Partnern“, die das neue KI-Programm ausprobieren können, gehört auch die Deutsche Bank. Finanzdienstleister sind eine der wichtigsten Zielgruppen von Google Cloud. Gartner-Analyst Chirag Dekate hebt hervor, dass Google den Kunden dabei zusichern kann, dass ihre eigenen Daten vollständig von dem Google-Datenmodell für die KI-Anwendung separiert bleiben. Dies sei ein Türöffner bei vielen Unternehmen. Außerdem eröffnet die Maker-Suite Möglichkeiten für KI-Entwicklungen in einer großen Bandbreite von Unternehmensanwendungen, „von der E-Mail-Zusammenfassung bis zur Marketing-Kampagne“, wie Dekate betont. Nach den neuesten Daten von Gartner hatte Google 2021 einen Anteil von 13,7% am weltweiten Markt für E-Mail- und Authoring-Software für Unternehmen mit einem Umsatz von 3,4 Mrd. Dollar. Der Konzern möchte dieses Geschäft ausbauen und erweitert auch das Office-System Google Workspace um KI-Funktionen. Der Suchmaschinengigant gilt als weltweit führend bei KI-Technik, die bereits in zahlreichen Produkten und Services von Google wie Internetsuche, Maps, Übersetzer, Werbung, Android genutzt wird, wie der Gartner-Experte betont.

Microsoft hatte ihre Aufholjagd mit einer insgesamt 11 Mrd. Dollar schweren Investition in OpenAI forciert, weil die eigenen Entwicklungskapazitäten nicht hinreichend innovativ waren. Im Gegenzug wurde die GPT-Technik in die Microsoft-Suche Bing sowie in den Web-Browser Edge eingebunden. Eine Integration in die Office-Produktlinie von Microsoft wird ebenfalls erwartet. Microsoft dominiert damit weltweit den Markt. Konzernchef Satya Nadella erhofft sich aber auch, endlich das Monopol von Google im Internet-Werbemarkt zu knacken. Bing nutzt offenbar bereits GPT-4.