Heidelberg Materials hebt Profitabilitätsziel an
Heidelberg Materials hebt Profitabilitätsziel an
Baustoffkonzern erwartet starke Nachfrage – Weitere Werksschließungen angekündigt – Großaktionär gibt Papiere ab
Reuters/dpa-afx/md Frankfurt
Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials hat sich ehrgeizigere Ziele für Profitabilität und Klimaschutz bis 2030 gesetzt. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROIC) soll auf 12% zulegen, teilte der Dax-Konzern an seinem Kapitalmarkttag mit. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen das vor drei Jahren gesteckte Ziel für 2030 von 10% mit 9,9% schon fast erreicht. Das operative Ergebnis (RCO) soll ab diesem Jahr um 7 bis 10% jährlich steigen, nach 6% Zuwachs 2024.
Fünf Trends als Umsatztreiber
Vorstandschef Dominik von Achten erklärte, es gebe fünf globale Trends, die mit der „größten Investitionswelle aller Zeiten“ die Nachfrage nach Baustoffen antrieben: die Energiewende, die Erneuerung von Infrastruktur, Wohnungsbau, der Bau von Rechenzentren aufgrund der Digitalisierung sowie die Modernisierung im Verteidigungssektor. Die Aussicht auf Wachstumsimpulse durch das von der Bundesregierung angekündigte Investitionspaket für Infrastruktur in Höhe von 500 Mrd. Euro hatte auch die Aktie von Heidelberg Materials beflügelt. Zudem profitiert der Wert vom KI-Megatrend, der den Bau von Rechenzentren vor allem in den USA befeuert. „Das sind fünf entscheidende Wellen, von denen wir als Unternehmen übergreifend profitieren“, sagte von Achten der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist schon eine enorme Nachfrage, die da kommt.“ Der zweitgrößte Zementhersteller weltweit nach Holcim rechnet dank der Megatrends mit steigendem Absatz von Zement, Sand und Kies, nachdem das Volumen in den vergangenen drei Jahren geschrumpft war.
Zusätzliche Kosteneinsparungen
Auch weitere Kosteneinsparungen sollen helfen, schneller und nachhaltiger zu wachsen. So kündigte von Achten an, in Europa weitere Klinkerwerke zu schließen. Zuvor hatte das Unternehmen bereits fünf der kosten- und energieintensiven Anlagen stillgelegt. „Ziel ist es, in Europa einen deutlichen Sprung in der Marge zu machen“, sagte von Achten. „Wir nehmen Kapazität da raus, wo die Produktion besonders kosten- und CO2-intensiv ist, nämlich beim Klinker.“ Die Investitionen sollen nur um 200 Mill. auf durchschnittlich 1,3 Mrd. Euro pro Jahr erhöht werden.
Vorreiter bei CO2-Reduktion
In führender Position branchenweit sieht sich Heidelberg Materials in Sachen CO2-Reduktion. Im norwegischen Brevik, wo der Kapitalmarkttag stattfand, geht im Juni die weltweit erste industrielle Anlage zur Abscheidung von CO2 bei der Zementproduktion in Betrieb. Die Nettoemissionen pro Tonne zementartigen Materials sollen bis 2030 auf weniger als 400 Kilogramm sinken; bisher waren 400 Kilogramm die Zielmarke. Mehr als die Hälfte der Produkte soll bis Ende des Jahrzehnts nachhaltig sein. Im vergangenen Jahr war der CO2-Ausstoß um 1,3% auf 527 Kilogramm gesunken – durch einen höheren Anteil nachhaltiger Brennstoffe, mehr Energieeffizienz und einen verringerten Klinkeranteil am Zement.
Aktien-Höhenflug vorerst beendet?
Der Kurs der Heidelberg-Materials-Aktie ist im Jahresvergleich um 81% gestiegen. Das Rekordhoch liegt bei 190 Euro. Am Donnerstag ging es jedoch zweitweise um 2% auf 175 Euro bergab. Schon am Vortag hatte die Notierung um 2,5% nachgegeben, was JPMorgan auf Gewinnmitnahmen nach der starken Performance in diesem Jahr zurückgeführt hatte.
Merckle erlöst 260 Mill. Euro
Gemäß Insidern hat Großaktionär Spohn Cement Beteiligungen 1,5 Millionen Papiere des Baustoffkonzerns verkauft. Der Preis habe bei 175 Euro je Aktie gelegen, hatte die Nachrichtenagentur Blomberg unter Berufung auf vorliegende Dokumente berichtet. Damit läge der Erlöse bei 262,5 Mill. Euro. Das Investmentvehikel des Unternehmers Ludwig Merckle hält jetzt noch einen Anteil von 27,6%.