Hersteller von Mpox-Impfstoff soll von der Börse
Hersteller von Mpox-Impfstoff soll von der Börse
Finanzinvestoren Nordic Capital und Permira wollen Bavarian Nordic schlucken – Angebot bewertet Firma mit 2,6 Mrd. Euro – Analysten sehen mehr Potenzial
Die dänische Biotech-Firma Bavarian Nordic ist für ihren Mpox-Impfstoff namens “MVA-BN" bekannt. Dank einer weltweiten Zulassung gilt dieser als wichtigster Impfstoff im Kampf gegen die pockenähnliche Viruserkrankung. Nun will ein Konsortium aus Finanzinvestoren das Unternehmen kaufen und von der Börse nehmen. Der Angebotspreis liegt teils deutlich unter den Zielmarken von Analysten.
kro Frankfurt
Ein Konsortium aus Finanzinvestoren will sich das für seinen Mpox-Impfstoff bekannte Biotech-Unternehmen Bavarian Nordic schnappen und von der Börse nehmen. Eine eigens für die Übernahme gegründete Gesellschaft namens Innosera, hinter der die Private-Equity-Firmen Nordic Capital aus Stockholm und Permira aus London stehen, bietet pro Bavarian-Nordic-Aktie 233 dänische Kronen in bar, wie die beteiligten Firmen mitteilten.
Insgesamt bewerten die Bieter das Unternehmen so mit rund 19 Mrd. Kronen oder umgerechnet knapp 2,6 Mrd. Euro. Die beteiligten Firmen wiesen darauf hin, dass das Angebot einem Aufschlag von 21% auf den Schlusskurs vom vergangenen Mittwoch entspricht – dem Tag, bevor erste Gerüchte über den möglichen Deal aufkamen. Es liegt allerdings zum Teil deutlich unter dem, was Analysten bei Bavarian Nordic für möglich halten: Der 12-Monats-Zielkurs von vier bei Bloomberg erfassten Analysten bewegt sich aktuell zwischen 244 und 300 dänischen Kronen.
Aus Sicht des Bavarian-Nordic-Boards ist das Angebot dennoch attraktiv, wie es weiter hieß. Den Aktionären werde daher die Annahme empfohlen. Voraussetzung für die Transaktion ist unter anderem, dass den Investoren mehr als 90% der Aktien angedient werden.
Infektionen als Kurstreiber
Bavarian Nordic wurde 1994 gegründet und ging vier Jahre später an die Börse. Die auf Reiseimpfstoffe (etwa gegen Tollwut, Typhus, Cholera und seit kurzem auch gegen das Chikungunya-Fieber) spezialisierte Firma beschäftigt derzeit etwa 1.600 Mitarbeitende unter anderem in ihrer Zentrale im dänischen Gentofte, aber auch in der Schweiz, in den USA sowie in Martinsried bei München.
Mit ihrem Impfstoff „MVA-BN“ erlangte Bavarian Nordic zunächst im Sommer 2022 größere Bekanntheit. Damals kam es zu einer weltweiten Ausbreitung der zu dem Zeitpunkt noch als Affenpocken bezeichneten Krankheit. Bavarian Nordic war der einzige Hersteller mit einem zugelassenen Impfstoff gegen das Virus – der Aktienkurs zog in der Folge kräftig an. Die pockenähnliche Krankheit, deren Symptome üblicherweise von allein abklingen, die in Ausnahmefällen aber auch tödlich verlaufen kann, wurde später in Mpox umbenannt. Grund ist, dass die vorherige Bezeichnung als rassistisch oder stigmatisierend wahrgenommen werden kann.
Vergangenes Jahr rückte Bavarian Nordic erneut ins Rampenlicht. Im Zuge einer Mpox-Ausbreitung in mehreren afrikanischen Ländern hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Krankheit als globalen Gesundheitsnotstand eingestuft. Der Aktienkurs von Bavarian Nordic legte in der Folge erneut stark zu. Neben dem Impfstoff MVA-BN, den Bavarian Nordic unter den Markennamen Jynneos, Imvamune und Imvanex vertreibt, empfiehlt die WHO derzeit noch den Impfstoff „LC16“ des japanischen Herstellers KM Biologics sowie „ACAM2000“ vom US-Hersteller Emergent Biosolutions.

Von der Europäischen Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) erhielt Bavarian Nordic im Zuge der Mpox-Ausbreitung in Afrika 2024 eine Bestellung über mehr als 175.000 Dosen des Impfstoffs. Aus einem ungenannten EU-Land kam zudem eine Bestellung von 440.000 Dosen. Mit den USA schloss das Unternehmen darüber hinaus millionenschwere Verträge zur Ausweitung der Pocken-Impfstoff-Produktion.
2024 haben die Mpox- bzw. Pocken-Impfstoffe von Bavarian Nordic allein 56% zum konzernweiten Umsatz von 5,7 Mrd. dänischen Kronen (etwa 764 Mill. Euro) beigetragen. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von insgesamt 5,7 bis 6,7 Mrd. Kronen. Die Ebitda-Marge soll bei 26 bis 30% landen, nach 28% im Vorjahr. Nordica Capital und Permira erklärten, Bavarian Nordic nach der Übernahme „auf dieselbe Art und Weise wie vor der Übernahme weiterführen zu wollen“, was auch den weiteren Betrieb der Hauptstandorte beinhalte.