Konsolidierung in der Rüstungsindustrie

Im Rennen um Iveco Defence ist das Bündnis Rheinmetall/Leonardo der Favorit

Der italienische Nutzfahrzeughersteller Iveco will seine Rüstungssparte Iveco Defence Vehicles verkaufen. Zu den Interessenten gehören neben dem Bündnis aus Rheinmetall und Leonardo der deutsch-französische Panzerbauer KNDS und die tschechische CSG.

Im Rennen um Iveco Defence ist das Bündnis Rheinmetall/Leonardo der Favorit

Schlussspurt im Rennen um Iveco Defence

Bündnis Leonardo/Rheinmetall gilt als Favorit – Auch CSG und der deutsch-französische Panzerbauer KNDS mit Chancen

bl Mailand

Der italienische Nutzfahrzeughersteller Iveco will seine Rüstungssparte Iveco Defence Vehicles (IDV) verkaufen. Dem Vernehmen nach sind drei Bewerber verblieben: Der tschechische Rüstungskonzern CSG, ein Bündnis aus dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo und Rheinmetall sowie der deutsch-französische Panzerbauer KNDS. Beobachter rechnen mit einem Zuschlag für Leonardo/Rheinmetall. Denn Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto hat erklärt, aus seiner Sicht müsse IDV „italienisch bleiben, weil das ein wichtiger Teil unserer Industrie und unserer industriellen Kapazitäten auf diesem Gebiet ist“.

Interessenskonflikt

Auch Analysten von Equita sehen Leonardo/Rheinmetall als klaren Favoriten. Die Regierung in Rom, die sich auch in anderen Branchen – etwa im Banken- und Telekommunikationssektor – massiv einmischt, kann über eine Golden-Power-Regelung den Verkauf an ausländische Unternehmen verhindern. Das könnte allerdings einen Interessenskonflikt mit Iveco und dessen Großaktionär Exor (Familie Agnelli/Elkann), der 26,9% der Iveco-Anteile kontrolliert, erzeugen.

Iveco bzw. Exor wollen aus dem Verkauf angeblich rund 2 Mrd. Euro erlösen. Die vorliegenden Angebote sollen zwischen 1,5 Mrd. und 2 Mrd. Euro liegen, wobei KNDS italienischen Medienberichten zufolge die höchste Offerte vorgelegt hat. Früheren Angaben zufolge waren auch Bain und die spanische Indra interessiert.

Internationale Kunden

Im ersten Quartal 2025 hat Iveco Defence Vehicles 278 (i.V. 213) Mill. Euro zum Iveco-Umsatz von 3,0 (3,4) Mrd. Euro beigetragen und ein Betriebsergebnis (Ebit) von 36 (22) Mill. Euro erzielt. Die Rüstungssparte von Iveco ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Militärlastwagen und gepanzerten Fahrzeugen. Zu den Kunden gehören die Streitkräfte Italiens, Deutschlands, Frankreichs, der USA, Rumäniens, Brasiliens und der Niederlande.

Niedrigste Offerte

Für einen Verkauf an Leonardo/Rheinmetall spricht ein im November vorigen Jahres abgeschlossener Vertrag über die Lieferung von Komponenten für deren geplantes Panzer-Joint-Venture im ligurischen La Spezia. Außerdem hält der italienische Staat etwas mehr als 30% der Leonardo-Anteile. Gegen Leonardo/Rheinmetall spricht jedoch, dass das Bündnis offenbar die niedrigste Offerte für die Iveco-Sparte, deren Hauptsitz mit etwa 900 Beschäftigten in Bozen ist, vorgelegt hat. Leonardo-CEO Roberto Cingolani sagte kürzlich ausdrücklich: „Wir machen keine spekulativen Operationen. Der Preis muss stimmen.“

Die diversen Bewerber müssen der US-Investmentbank Goldman Sachs in diesen Tagen verbindliche Offerten vorlegen. In einem nächsten Schritt sollen dann mit dem ausgewählten Kandidaten die Verkaufsverhandlungen geführt werden. Dabei werde auch noch einmal über den Preis gesprochen, heißt es.

Verkauf an FAW?

Beobachter etwa von Equita sehen den Verkauf der Rüstungssparte IDV als Voraussetzung für die mögliche Veräußerung des Gesamtkonzerns. An einer Übernahme von Iveco interessiert ist die chinesische FAW. Ein möglicher Verkauf ist vor allem wegen der Rüstungssparte, die in den Augen Roms strategische Bedeutung hat, aufgeschoben worden. Die Übernahme- bzw. Verkaufsspekulationen haben den Kurs von Iveco zuletzt deutlich nach oben getrieben: Binnen eines Jahres legte die Aktie um mehr als 58% zu. Iveco wird an der Börse mit 4,5 Mrd. Euro bewertet.

Das Rennen um den Zuschlag für die zum Verkauf stehende Rüstungssparte von Iveco befindet sich offenbar auf der Zielgeraden. Als Favorit gilt das Joint Venture aus dem teilstaatlichen italienischen Rüstungskonzern Leonardo und Rheinmetall. Aber auch die tschechische CSG und der Panzerbauer KNDS sind im Rennen.

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