In der Luftfahrt geht es wieder aufwärts
Von Gesche Wüpper, GenfTrotz zahlreicher Unsicherheiten und hoher Volatilität an den Finanzmärkten sowie in der Politik blickt der Luftfahrtverband IATA (International Air Transport Association) etwas optimistischer in die nahe Zukunft. Er geht davon aus, dass Airlines 2019 nach einem Durchhänger im laufenden Jahr wieder steigende Gewinne verbuchen werden. “Die Luftfahrtindustrie steht auf so soliden Füßen wie nie zuvor in ihrer Geschichte”, sagt IATA-Chef Alexandre de Juniac. Doch die Schwelle zwischen Gewinn und Verlust sei sehr niedrig, warnte er. Höhere Steuern oder Ölpreise könnten die Rentabilität schnell vernichten.Im kommenden Jahr jedoch können sich Fluggesellschaften in aller Welt dank moderater Treibstoffpreise und eines anhaltenden Wirtschaftswachstums wieder auf höhere Gewinne freuen. Die Branche dürfte 2019 voraussichtlich ein Nettoergebnis von 35,5 Mrd. Dollar verbuchen, erwartet die IATA. Trotz einiger beunruhigender Zeichen an den Finanzmärkten geht Chefökonom Brian Pearce nicht davon aus, dass es zu einer Rezession kommen wird. “Es wird zu einer gewissen Abschwächung kommen, aber wir erwarten immer noch, dass die Einnahmen pro Passagierkilometer um 6 % steigen werden”, sagte er. “Das liegt immer noch über dem langjährigen Durchschnitt.”Die von Pearce vorgestellte Prognose für 2019 basiert auf der Annahme, dass die weltweite Wirtschaft um 3,1 % wachsen und der Ölpreis im Schnitt 65 Dollar je Barrel nach 73 Dollar im laufenden Jahr betragen wird. Fluggesellschaften dürften deshalb im Schnitt einen Nettogewinn von 7,75 Dollar pro Passagier erwirtschaften. Das wären 0,30 Dollar mehr als 2018. Einige Regionen dürften jedoch erst mit Verzögerung von den sinkenden Treibstoffkosten profitieren, da sie stark auf Hedging gesetzt haben.Während sich der Branchenverband für das nächste Jahr “verhalten optimistisch” gibt, korrigierte er seine Prognose für 2018 ein weiteres Mal nach unten. Im Vergleich zu 2017 dürfte der Gewinn der Fluggesellschaften um 14 % auf 32,3 Mrd. Dollar sinken. 2019 dürfte dann die Branche in fast allen Regionen weltweit bis auf Europa wieder ein Ergebniswachstum verbuchen. So rechnet der Verband damit, dass der Nettogewinn europäischer Airlines 2019 von 7,5 Mrd. Dollar im laufenden Jahr auf 7,4 Mrd. Dollar sinken wird. Starker Wettbewerb in EuropaAfrikanische Fluggesellschaften dürften ihr Ergebnis zwar verbessern, doch der Kontinent dürfte mit einem Nettoverlust von 0,3 Mrd. Dollar erneut die einzige Region weltweit sein, in der die Branche rote Zahlen schreibt. Dagegen dürften amerikanische Airlines ihre Nettoergebnisse 2019 von zusammen 14,7 Mrd. Dollar in diesem Jahr auf 16,6 Mrd. Dollar steigern. Die Gewinne von Fluggesellschaften aus der Asien-Pazifik-Region dürften sich von 9,6 Mrd. Dollar auf 10,4 Mrd. Dollar verbessern, während die Ergebnisse von Airlines aus dem Mittleren Osten von 0,6 Mrd. Dollar auf 0,8 Mrd. Dollar zulegen dürften und die von Fluggesellschaften aus Lateinamerika von 0,4 Mrd. Dollar auf 0,7 Mrd. Dollar.Nach Angaben der IATA haben europäische Airlines die höchste Gewinnschwelle. Sie liegt bei einer Auslastung von 70 %. Das liegt an dem hohen Wettbewerb in Europa, der zu geringen Erträgen führt, sowie an den vergleichsweise hohen Regulierungskosten. Dagegen wird die Gewinnschwelle der nordamerikanischen Airlines bei einer Auslastung um die 57 % liegen. Sie profitieren von der Konsolidierung der Branche in der Region, was hilft, die Auslastung bei Passagieren und Fracht über 63 % zu halten. IATA-Chef de Juniac erwartet in Europa zunächst keine weitere Konsolidierung, auch wenn er sie nicht ausschließt, sollte es zu einer Rezession und Pleiten weiterer Fluggesellschaften kommen.De Juniac warnte erneut vor einem Brexit ohne Abkommen und steigendem Protektionismus. Die IATA erinnerte deshalb daran, dass die Luftfahrt mehr als 65,5 Millionen Arbeitsplätze unterstützt. Je besser ein Land oder eine Stadt in das weltweite Luftfahrtnetz eingebunden sei, desto mehr profitierten sie wirtschaftlich und sozial, ist die IATA überzeugt.