Rückzug aus Westeuropa

KlöCo schlägt Verlustbringer los

Befreiungsschlag: Mit dem Verkauf der vier Landesgesellschaften in Westeuropa trennt sich KlöCo von seinen Verlustbringern. Das gibt es jedoch nicht zum Nulltarif.

KlöCo schlägt Verlustbringer los

KlöCo schlägt Verlustbringer los

Rückzug aus Westeuropa – Buchverlust von 210 Mill. Euro – Expansion in margenträchtigere Geschäfte – Schuldenabbau

ab Düsseldorf

Der Stahlhändler Klöckner & Co bläst in Westeuropa zum Rückzug. An das spanische Familienunternehmen Hierros Añon werden die Landesgesellschaften in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Belgien verkauft. Im ersten Schritt entsteht ein hoher Buchverlust, doch winken deutlich positive Ergebniseffekte.

Klöckner & Co will sein verlustträchtiges Geschäft in Westeuropa loswerden. Die spanische Hierros Añon habe ein unwiderrufliches Angebot für den Erwerb der Landesgesellschaften in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Belgien vorgelegt, teilte der Stahlhändler mit. Zur Höhe des Angebots schweigt sich KlöCo aus, das spanische Familienunternehmen habe um Vertraulichkeit gebeten. Mit dem Verkauf trennt sich KlöCo von 10% des Konzernumsatzes und 19% der Belegschaft. Nominal verschwinden ein Umsatz von 621 Mill. Euro und 1.500 Beschäftigte aus der Bilanz.

Für KlöCo zieht die Transaktion im ersten Schritt zwar einen negativen Eigenkapitaleffekt von 210 Mill. Euro nach sich, doch seien die verlustträchtigen Teile des Geschäfts zu einer durchschnittlichen Bewertung verkauft worden, sagte Vorstandschef Guido Kerkhoff. Nach Informationen der Börsen-Zeitung beläuft sich der Kaufpreis auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Eine Größenordnung, die Kerkhoff nicht kommentierte.

Mehr Preissicherheit

Strategisch zielt KlöCo mit dem Rückzug aus Westeuropa darauf ab, sich auf der Wertschöpfungskette weiter nach oben zu arbeiten. Konkret will der Stahlhändler stärker in das Anarbeitungs- und Metallverarbeitungsgeschäft eindringen, das sich durch eine höhere Profitabilität und eine stabilere Nachfrage auszeichne. Zudem werde der Verkauf die Abhängigkeit von den volatilen Rohstoffmärkten verringern. „Im höherwertigen Geschäft werden die Konditionen häufig auf der Einkaufs- und Verkaufsseite fixiert. Das erhöht die Preis- und die Margensicherheit“, erläuterte Kerkhoff.

Die Duisburger leiden unter dem Preisverfall für Stahl und hatten nach dem Verlust im dritten Quartal die Prognose gekappt und ein Effizienzprogramm samt Stellenabbau angekündigt. Zugleich kommt es durch den Verkauf, der noch unter Genehmigungsvorbehalten und anderen Vollzugsbedingungen steht, zu einer stärkeren Verlagerung des Geschäfts nach Nordamerika. Dieses steht künftig für knapp 60% des Geschäfts. In Europa beschränkt sich KlöCo dagegen auf die Märkte Deutschland, Österreich (28%) und Schweiz (14%). „Wir werden uns künftig noch stärker auf die Märkte in Nordamerika und der DACH-Region konzentrieren. Hier machen wir einen Unterschied und wollen weiter wachsen“, verdeutlichte der KlöCo-Chef.

Akquisitionen, wo sie sich bieten

Das Geschäft in Nordamerika hatten die Duisburger zuletzt mit dem Kauf der National Material of Mexico gestärkt, einem unabhängigen Service-Center-Unternehmen, das vor allem die Autoindustrie beliefert. Der nicht ganz preiswerte Zukauf hat aber auch die Verschuldung nach oben gezogen. Ende September belief sich die Nettoverschuldung auf 923 Mill. Euro, das entsprach dem 6,2-Fachen des bereinigten operativen Ergebnisses der letzten zwölf Monate. Von daher ist verständlich, wenn Kerkhoff den Verkaufserlös vor allem zur Reduzierung der Verschuldung verwenden will.

„Mit dem Erlös reduzieren wir zunächst unsere Schulden, in Bezug auf Akquisitionen sind wir weiterhin opportunistisch unterwegs“, untermauerte der KlöCo-Chef seine Wachstumsambitionen.

Gestärkte Bilanz

Mit dem Abschluss der Transaktion, der sich „deutlich positiv“ auf das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auswirken soll, wird im ersten Halbjahr 2024 gerechnet. In den ersten neun Monaten schrieben die vor dem Verkauf stehenden Geschäfte nach den Angaben einen operativen Verlust von 19 Mill. Euro. „Ohne die zur Veräußerung stehenden Geschäftseinheiten wäre unser Vorsteuergewinn in den ersten neun Monaten 2023 mit knapp 90 Mill. Euro mehr als viermal so hoch ausgefallen“, verdeutlichte Kerkhoff den Ergebniseffekt. Nach neun Monaten hatte KlöCo ein Ergebnis vor Steuern von 17,5 Mill. Euro ausgewiesen. Nach Abschluss der Transaktion dürfte sich die Eigenkapitalquote des Stahlhändlers auf 51% erhöhen, heißt es. Zum Ende des dritten Quartals 2023 waren es gut 46%.

Hierros Añon ist ein Familienunternehmen, das in Spanien flächendeckend Stahlhandel betreibt. 2017 hatten die Spanier KlöCo bereits die spanische Landesgesellschaft abgekauft. Im Übergang auf die nächste Generation setzt das Unternehmen auf Internationalisierung.

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