Im „Zoll-Gewitter"

Kreditversicherer Allianz Trade malt düsteres Bild von der Airline-Branche

Airlines leiden schon länger unter den Produktionsproblemen der Flugzeughersteller, nun könnten neue Maschinen angesichts des „Zoll-Gewitters" auch noch teurer werden.

Kreditversicherer Allianz Trade malt düsteres Bild von der Airline-Branche

Was die künftige Entwicklung im Nordatlantikgeschäft angeht, bleibt Lufthansa-Chef Carsten Spohr bisher ziemlich vage. Kurzfristig erkennt er keine Anzeichen für eine Abschwächung, aber Spohr und sein Team werden vorsichtiger. Die Konkurrenz aus den USA ist da deutlich pessimistischer. Dort haben einige Airlines ihre Prognosen schon revidiert, für das laufende Geschäftsjahr ist die Zuversicht verflogen.

Und das wohl aus gutem Grund: das „Zoll-Gewitter über den USA“ treibe die Flugzeugkosten in die Höhe, zudem gerate der Tourismus in den USA ins Trudeln, heißt es in einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade. Daten des National Travel and Tourism Office zeigen, dass der Tourismus aus Westeuropa in die USA im März deutlich eingebrochen ist. Die Rede ist von einem Rückgang um 17%, so dass sich das Minus im ersten Quartal auf 7% summiert. „Vor allem deutsche (-28% im März 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat) und spanische Touristen (-25%) meiden derzeit die USA“, wird Maria Latorre von Allianz Trade zitiert.

Günstiges Kerosin sorgt für Entlastung

Dennoch gibt die Expertin zumindest für die europäischen Fluggesellschaften Entwarnung. „Den Nachfragerückgang bekommen sie zwar auch zu spüren, wir erwarten dennoch ein durchschnittliches Umsatzwachstum von +10% im Jahr 2025.“ Zudem arbeiten die Airlines heute mit wesentlich höheren Margen – vor allem aufgrund von deutlich gesunkenen Kerosinpreisen. Diese verschaffen den Fluggesellschaften Rückenwind "auf dem aktuell eher unruhigen Flug.“

Flugzeuge werden teurer

Wenn die Preise für Flugzeuge steigen, leiden indes Fluglinien überall auf der Welt. Die großen Hersteller Airbus und Boeing dürften um Preisaufschläge kaum herum kommen, wenn die Zölle ihre Produktion verteuern. Die Lieferkette von Boeing sei zwar weniger komplex und umfangreich als die von Airbus (345 gegenüber 2.398 Zulieferern), so Allianz Trade, aber 54% der Zulieferer von Boeing befinden sich im Ausland. „Dies bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Produktionskosten des Unternehmens um mindestens 10% teurer werden, wenn höhere Zölle in Kraft treten“. Der europäische Flugzeugbauer Airbus wiederum hat viele Zulieferer aus den USA und unterhält dort auch selbst Produktionsstätten. Höhere Zölle für Komponenten, die aus verschiedenen Ländern stammen, sind da programmiert.

Flugzeuge haben sich seit 2020 um 16% verteuert „und die Preise dürften bis 2030 weiter um etwa 20% steigen“. Diese zollbedingten Preissteigerungen „könnten die Marktdynamik zugunsten von Airbus verschieben, da sich die Fluggesellschaften dem europäischen Anbieter als erschwinglichere und zuverlässigere Option zuwenden könnten“, glauben die Experten des Kreditversicherers.

Engpass bei Flugzeugen

Die durchschnittliche Ebitda-Marge liegt laut Allianz Trade für US-Fluggesellschaften bei 11%, für europäische bei 16 % und für chinesische Fluglinien bei 20 %. Zum großen Teil sei dies auf den deutlichen Rückgang der Kerosinpreise (-22% im Jahresvergleich und -56 % unter dem Höchststand von Mitte 2022) zurückzuführen. Tatsächlich sind die Kerosinpreise ein wichtiger Faktor für die Gewinne der Airlines, da der Treibstoff mit durchschnittlich 29% der Gesamtaufwands den größten Teil ihrer Betriebskosten ausmacht. Daher gleiche dieser die Nachfragerückgänge aktuell mehr als aus.

Belastend sind neben den womöglich steigenden Flugzeugpreisen die schon länger bestehenden Produktionsprobleme bei den Herstellern und ihren Lieferketten. „Unter allen aktuellen Herausforderungen ist die begrenzte Kapazität besorgniserregend“, wird Latorre weiter zitiert. Die Nachfrage nach neuen Flugzeugen steigt rasant, der weltweite Auftragsbestand hat laut Allianz Trade Ende 2024 „eine noch nie dagewesene Zahl“ von 17.000 Flugzeugen erreicht.

„Zoll-Gewitter“ setzt Airlines unter Druck

Kreditversicherer Allianz Trade malt düsteres Bild – Preisaufschläge für Flugzeuge und nachlassende Reiselust erwartet

lis Frankfurt

Die aktuelle Zollpolitik und damit verbundene Unsicherheiten sorgen auch in der Airline-Branche für Turbulenzen. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade. Preise für Flugzeuge dürften in die Höhe schnellen und die Nachfrage nach Reisen sinken.

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