Krise bremst Private Equity kaum

EY: Transaktionsvolumen in Deutschland dank Thyssenkrupp Elevators fast auf Rekordniveau

Krise bremst Private Equity kaum

Der 17,2 Mrd. Euro schwere Buy-out von Thyssenkrupp Elevators durch ein Konsortium um Advent und Cinven hat die Halbjahresbilanz am deutschen Private-Equity-Markt aufpoliert. Großtransaktionen ausgeklammert hat sich das Volumen der Deals in den ersten sechs Monaten verglichen mit dem zweiten Halbjahr 2019 indes nahezu halbiert, stellt die Unternehmensberatung EY fest.scd Frankfurt – Ende Juli wurde der Verkauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp an ein Konsortium um die Private-Equity-Investoren Advent und Cinven für 17,2 Mrd. Euro vollendet. Die bereits im Februar vereinbarte Mega-Transaktion war der bislang größte Buy-out in Deutschland überhaupt und sorgte zusammen mit dem 2,8 Mrd. Euro schweren Kauf der Deutschen Glasfaser durch EQT und Omers dafür, dass das Volumen der Private-Equity-Deals hierzulande gegen den weltweiten Trend im ersten Halbjahr einen Rekordwert markierte. In den vergangenen zehn Jahren gab es keine erste Jahreshälfte mit vergleichbar hohem Transaktionsvolumen – nur das zweite Halbjahr 2019 fiel noch etwas besser aus.Ohne die beiden Großtransaktionen hätte sich das Volumen allerdings mit gut 4 Mrd. Euro deutlich bescheidener ausgenommen (siehe Grafik). Insbesondere im zweiten Quartal machte sich die Zurückhaltung der Finanzinvestoren infolge der Corona-Pandemie bemerkbar, stellt die Beratungsgesellschaft EY in ihrer Analyse fest. Von April bis Juni sei die Zahl der Deals nach 56 im ersten Quartal auf 38 gesunken.Laut Sandra Krusch, die als EY-Partnerin das Private-Equity-Geschäft in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) betreut, hat die Corona-Pandemie den Private-Equity-Markt im ersten Halbjahr gebremst. “Die Finanzinvestoren waren zunächst zurückhaltend, weil die Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen noch nicht richtig abzuschätzen waren”, erklärte sie. Zahlreiche Deals seien auf Wiedervorlage gestellt worden. Sollte sich die Situation nicht verschlimmern, rechnet Krusch mit mehr Deals im zweiten Halbjahr. “Mit den Finanzergebnissen des zweiten Quartals können Investoren diese Auswirkungen nun besser beurteilen”, glaubt sie. Die Zurückhaltung hat sich laut EY insbesondere bei den Exits bemerkbar gemacht. Es seien lediglich 14 Secondary Buy-outs – also Verkäufe an andere Finanzinvestoren – zustande gekommen. Das sei der niedrigste Wert seit dem ersten Halbjahr 2016. Ein IPO kam gar nicht zustande.Strategische Käufer zeigten dagegen reges Interesse: 28 Mal standen sie als Abnehmer von Unternehmensbeteiligungen von Finanzinvestoren bereit, in der Vorjahresperiode war dies nur 21 Mal der Fall. Das spiegelt sich auch bei den Deals wider. Zwar ging die Zahl der Transaktionen von Strategen im ersten Halbjahr um 11 % auf 236 zurück. Das Volumen zog aber um fast drei Viertel auf 25,2 Mrd. Euro an. Der größte Deal war dabei die Übernahme der Bombardier Transportation durch Alstom für 8,2 Mrd. Euro. Global ist das M&A-Volumen in der ersten Jahreshälfte laut Goldman Sachs derweil um gut 40 % auf 1,2 Bill. Dollar abgestürzt (vgl. BZ vom 9. Juli).Dass Strategen als Käufer häufiger in Erscheinung traten, führt EY-Partner Wolfgang Taudte darauf zurück, dass diese “gerade in Krisenzeiten Konzernumstrukturierungen vorantreiben müssen und mit Zukäufen Synergien erzielen können”. Daher flossen auch die Investitionen von Private Equity primär in für Strategen interessante Sektoren. Mit 21 bzw. 20 Deals lagen Industrie und Informationstechnologie vorne.”Die Digitalisierung, die Anpassung von Lieferketten und ein geändertes Käuferverhalten zwingen zahlreiche Firmen zur Anpassung ihres Portfolios”, so Taudte.