Zwischenbilanz

Lanxess kappt Produktion und Jahresprognose

Nach BASF, Covestro, Brenntag und anderen Chemiekonzernen kürzt nun auch Lanxess seine Jahresprognose.

Lanxess kappt Produktion und Jahresprognose

Lanxess kappt Produktion und Jahresprognose

dpa-afx Köln

Mit Lanxess muss ein weiterer Chemiekonzern im Angesicht der erratischen US-Zollpolitik seine Prognose zurücknehmen und sparen. „Aktuell ist keine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Sicht“, sagte CEO Matthias Zachert am Donnerstag. Er senkte den Gewinnausblick für das Gesamtjahr und kündigte verschärfte Einsparungen an.

So wurde die Hexan-Oxidation in Krefeld-Uerdingen bereits zum zweiten Quartal eingestellt. Ursprünglich war der Schritt, der 60 Mitarbeiter betrifft, für 2026 geplant. Zudem soll die Produktion von Aromachemikalien im britischen Widnes mit rund 70 Mitarbeitern 2026 eingestellt sowie die Brom-Produktion am US-Standort El Dorado effizienter gestaltet werden. Alle Maßnahmen sollen ab Ende 2027 zu jährlichen Einsparungen von 50 Mill. Euro führen. 2025 fallen Einmalkosten von rund 25 Mill. Euro an, die im zweiten Quartal verbucht wurden.

„Das konjunkturelle Umfeld hat sich in den vergangenen Monaten nochmal deutlich eingetrübt. Zusätzlich sorgen die anhaltenden Zolldiskussionen mit den USA für hohe Unsicherheit in den Märkten“, erklärte der Lanxess-Chef. Für 2025 rechnet er nun mit einem um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) zwischen 520 und 580 Mill. Euro, nachdem bisher 600 bis 650 Mill. Euro im Plan gestanden hatten. Der Umsatz von Lanxess schmolz im zweiten Quartal im Jahresvergleich um knapp 13% auf 1,47 Mrd. Euro.

Geschäft mit der Bauindustrie bleibt schwierig

Vor allem im Bereich der Agrarchemie und in den Geschäften mit der Bauindustrie holperte es dabei. Letzteres bekommt die gesamte Branche schon länger zu spüren, da Chinas Immobilienmarkt schon länger in einer tiefen Krise steckt und die Bauwirtschaft etwa in Deutschland auch erst wieder so richtig in Tritt kommen muss, etwa durch staatliche Infrastrukturausgaben und einen wieder anziehenden Wohnungsbau. Neben dem tristen Geschäftsumfeld spielte beim Umsatzrückgang aber auch der Anfang April abgeschlossene Verkauf des Urethane-Systems-Geschäfts eine Rolle, das nun keinen Beitrag mehr leistete.

Vom Umsatz blieben 150 Mill. Euro als um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig, was 17% weniger waren als vor einem Jahr. Unter dem Strich vergrößerte sich der Nettoverlust von 16 auf 45 Mill. Euro, was auch an Einmalbelastungen lag.

Analysten unzufrieden

Für den Branchenexperten Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan kommt der Schritt nicht überraschend, fällt aber etwas deutlicher aus als gedacht. Die mittlere Analystenschätzung für den operativen Gewinn im Gesamtjahr lag eher am oberen Ende der neuen Spanne. Im neuen Ausblick enthalten ist aber auch eine Belastung von 10 Mill. Euro durch Liefereinschränkungen eines Chlorlieferanten.

An der Börse kam der skeptischere Blick in die Zukunft schlecht an, wenngleich in den vergangenen Wochen schon eine Reihe von Chemiekonzernen ihre Ausblicke hatten kappen müssen. Die Lanxess-Aktie notierte am Donnerstagvormittag mit 23,60 Euro knapp 3% im Minus. Seit dem Zwischenhoch vom Mai - kurz nachdem das Unternehmen mit einer Bestätigung der alten Jahresziele noch für Zuversicht gesorgt hatte - summieren sich die Kursverluste auf ein Fünftel.